Georg Tidl

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Georg Tidl (geboren am 19. Juli 1948 in Wien) ist ein österreichischer Journalist, Historiker, Gewerkschafter, sozialdemokratischer Lokalpolitiker, Volksbildner, Autor historischer Sachbücher und Literat.

Tidl ist der Sohn der Mittelschulprofessorin und Autorin Marie Tidl (1916 – 1995) und des Agraringenieurs Johann Tidl, zweier Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Nach der Mittelschule und mehreren Studien konzentrierte er sich auf die wissenschaftliche Ausbildung zum Historiker, Fachgebiet Zeitgeschichte. Er promovierte am 31. Jänner 1974 bei Ludwig Jedlicka am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien mit dem Thema: Die sozialistischen Mittelschüler Österreichs 1918–1938. Nach einigen wissenschaftlichen Arbeiten im Rahmen des Instituts für Zeitgeschichte wechselte Georg Tidl in die Fernseh-Hauptabteilung Wissenschaft im Österreichischen Rundfunk, wo er in den frühen 1980er Jahren in die Innenpolitik wechselte.

Nach der Kandidatur von Kurt Waldheim für das Amt des Bundespräsidenten recherchierte Georg Tidl auftragsgemäß ab Frühjahr 1985 dessen Biographie. Bei Waldheims Kriegsjahren stieß er auf Ungereimtheiten in dessen eigenen biografischen Angaben. So konnte Tidl gleich zu Beginn des Präsidentschafts-Wahlkampfes nachweisen, dass Waldheim 1941 in den ukrainischen Pripjetsümpfen zumindest einmal unter SS-Kommando gekämpft hatte. SS und Wehrmacht erkämpften damals ein kleines Dorf, das aber von strategischer Bedeutung war.[1] Als Folge dieser Recherche wurde Georg Tidl aus der Innenpolitik ins Archiv versetzt und durfte von da an für keine politische Redaktion mehr arbeiten.

Bis zu seiner Pensionierung bekleidete er mehrere Funktionen in verschiedenen ORF Redaktionen. Die letzten zehn Jahre war er Chefredakteur von Heimspiel, der Programmzeitung des ORF Radiokulturhauses im Wiener Funkhauses und Leiter des Radiomuseums des ORF mit seiner stationären Ausstellung im Funkhaus, einem gutsortierten Depot und Wanderausstellungen vor allem in Wien und in den östlichen Bundesländern.

Daneben veröffentlichte und produzierte Tidl zahlreiche Arbeiten zu historischen Themen, Fernsehdokumentationen und Features im Bereich Zeitgeschichte, historische, politische und literarische Beiträge auch in Zeitschriften wie dem FORVM, gestaltete Ausstellungen, betreute den Nachlass von Alfons Petzold sowie die Eingliederung des Arbeiterdichter-Nachlasses in die Bestände in die Österreichische Nationalbibliothek und trat mit Veröffentlichungen zur lokalen Geschichte des Wiener Bezirkes Meidling hervor, aber auch mit Ausflügen ins Theater und ins Kabarett:

  • Arthur Schnitzler und sein Reigen (Dramaturgie, 1987, Wiener Volksoper)
  • Mozart Mechanic Musical (Text und Dramaturgie, 1988, Theater beim Auersperg, Wien)
  • Zwischenzeit (Text, Dramaturgie, Regie, 1990, Spektakel, Wien)

Ab seinem Eintritt in den ORF engagierte sich Georg Tidl auch im Rahmen des ÖGB, dem er in mehreren Funktionen diente; zuletzt als Bundesvorsitzender des Fachgruppe MultiMedia und Informationsdienstleistungen in der Kommunikationsgewerkschaft GPF. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben wurde er von dieser Fachgruppe zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Mehrmals kandidierte Georg Tidl im ORF erfolgreich als Betriebsrat mit einer eigenen Namensliste. Sein Engagement im ÖGB veranlasste Funktionäre der Wiener SPÖ Georg Tidl an wählbarer Stelle auf die Kandidatenliste seines Wohnbezirkes Meidling zu stellen. Von März 2001 bis 2010 war Georg Tidl als Bezirksrat in der Kulturkommission in Meidling tätig. Tidl lebt und arbeitet in Wien und seit 2012 auch wieder in Spittal an der Drau.

Tidl hat zwei Kinder, ihre Mutter ist die niedergelassene Gynäkologin und mehrfache Staatsmeisterin in Tischtennis Gabriela Smekal.

  • Berufstitel Professor, verliehen durch den Österreichischen Bundespräsidenten am 4. März 2009.
  • Silbernes Verdienstzeichen des Landes Wien am 17. Jänner 2012.
  • Ehrenvorsitzender der Bundesfachgruppe Multimedia und Informationsdienstleistungen der Kommunikationsgewerkschaft GPF im ÖGB. Ernennung im März 2013 in Anerkennung des langjährigen gewerkschaftlichen Einsatzes.

Einzelnachweise

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  1. Georg Tidl, Waldheim (siehe Werke), S. 9 ff. und besonders S. 24 ff.