Georgi Iwanowitsch Blagonrawow
Georgi Iwanowitsch Blagonrawow (russisch Георгий Иванович Благонравов; * 6. Maijul. / 18. Mai 1896greg. in Jegorjewsk, Gouvernement Rjasan; † 16. Juni 1938 in Moskau) war ein russischer Revolutionär sowie ein sowjetischer Staatsmann und Funktionär der KPdSU.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Georgi, der Sohn eines Jegorjewsker Angestellten, betätigte sich neben seinem Studium an der Juristischen Fakultät der Universität Moskau als Revolutionär. 1915 wurde er zum Militärdienst einberufen. Die Offiziersschule verließ er als Fähnrich und diente darauf in einem Jegorjewsker Reserveregiment. Während der Februarrevolution 1917 wurde er dort zum Vorsitzenden des Regimentskomitees gewählt. Im März 1917 trat Georgi Blagonrawow der SDAPR bei. Darauf wurde er Vorsitzender des Jegorjewsker Arbeiter- und Soldatenrates. Im Juni 1917 wurde er auf dem 1. Allrussischen Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte in das Allrussische Zentrale Exekutivkomitee gewählt. In diesem Komitee war Georgi Blagonrawow als Sekretär der Bolschewiki tätig. In der Militärabteilung der Bolschewiki (russ. Военные организации большевиков - Wojennyje organisazii bolschewikow) beteiligte er sich an der Vorbereitung der Oktoberrevolution und nahm Anfang November am Sturm auf das Winterpalais teil (russ. Октябрьское вооружённое восстание в Петрограде - Oktjabrskoje wooruschonnoje wosstanije w Petrograde). In jener Zeit war Georgi Blagonrawow zunächst Kommissar und dann Kommandant der Peter-und-Paul-Festung; wurde aber bald abgelöst. Als Mitglied des Revolutionären Kriegsrates kämpfte er im Sommer 1918 während des Russischen Bürgerkrieges an der Ostfront[A 1]. Dort erwehrten sich die Bolschewiki des Ansturms der Tschechoslowakischen Legionen und der Sibirischen Armee (russ. Сибирская армия - Sibirskaja armija) unter Admiral Koltschak.[A 2]
Ab November 1918 war Georgi Blagonrawow etliche Jahre – zuerst als Tscheka- und ab 1931 als GPU-Repräsentant – im sowjetischen Verkehrswesen, genauer im Ressort Bahntransport, tätig. In den darauffolgenden 1930er Jahren nahm er führende Positionen in anderen Zweigen des sowjetischen Verkehrswesen – zum Beispiel im Straßenverkehr – ein; war vom 3. August 1935 bis zum 27. März 1936 für das letztgenannte Verkehrsressort Mitglied der Regierung Molotow.
Vom 26. Oktober 1929 bis zum 7. Oktober 1931 saß er im Rat der Volkskommissare[A 3]. Auf dem XVII. Parteitag der KPdSU wurde Georgi Blagonrawow Kandidat des ZK seiner Partei.
Ab 5. Juli 1936 gehörte er dem inneren Zirkel des NKWD an.
Georgi Blagonrawow wurde am 25. Mai 1937 verhaftet, am 2. Dezember 1937 als Konterrevolutionär zum Tode verurteilt und am 16. Juni 1938 hingerichtet. Am 11. Juli 1956 – während Chruschtschows Tauwetter – wurde Georgi Blagonrawow postum rehabilitiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Aus dem Russischen übertragen von Alexandra Ramm. 543 Seiten. Dietz Verlag, Berlin 1990 (Lizenzgeber: S. Fischer, Frankfurt am Main). ISBN 3-320-01574-5
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag bei hrono.ru/biograf (russisch)
- Eintrag bei memo.ru (russisch)
- Eintrag bei knowbysight.info (russisch)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ostfront ist natürlich vom russischen Standpunkt aus gemeint und bezieht sich in dem Fall auf das Mittlere Wolgagebiet und den Westlichen Ural (Region Perm).
- ↑ Trotzki begegnete Blagonrawow an jener Ostfront und schreibt im 33. Kapitel (Ein Monat in Swijashsk) seiner Erinnerungen: „Es war Blagonrawow, ein Leutnant der zaristischen Armee, ein junger Bolschewik … In seiner Eigenschaft als Kommissar hatte er die Aufgabe, den Geist der Spezialisten zu heben. Statt dessen wiegelte er sie im kritischen Augenblick gegen mich auf, sie eigentlich zur Desertion ermunternd, und war nun auf frischer Tat von mir ertappt. Ich traute weder meinen Augen noch meinen Ohren. Während des Jahres 1917 hatte sich Blagonrawow als ein tapferer Revolutionär gezeigt. Er war Kommissar der Peter-Paul-Festung in den Tagen der Umwälzung, beteiligte sich dann an der Liquidierung des Junkeraufstandes (russ. Junkeraufstand). Ich erteilte ihm verantwortliche Aufträge während der Smolnyzeit (Das Smolny war nach dem 8. November 1917 die Residenz der ersten sowjetischen Regierung = Rat der Volkskommissare). Er wurde mit ihnen gut fertig … Diesen Blagonrawow hatte ich an die Ostfront geschickt, … und jetzt überrasche ich ihn in den kritischsten Stunden am Rande eines offenen Verrates … Blagonrawow zitterte, war ganz blaß, stand da, die Hand an der Mütze. „Übergeben Sie mich nicht dem Tribunal“, wiederholte er verzweifelt, „ich werde meine Schuld gutmachen, schicken Sie mich als Soldaten in die vorderste Reihe.“ … Er wurde abgesetzt und für eine weniger verantwortliche Arbeit verwandt … Jetzt ist Blagonrawow Mitglied des GPU-Kollegiums, eine Säule des Regimes.“
- ↑ Volkskommissar = Minister.
Personendaten | |
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NAME | Blagonrawow, Georgi Iwanowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Благонравов, Георгий Иванович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Revolutionär sowie ein sowjetischer Staatsmann und Funktionär der KPdSU |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1896 |
GEBURTSORT | Jegorjewsk, Gouvernement Rjasan |
STERBEDATUM | 16. Juni 1938 |
STERBEORT | Moskau |