Gerson Trier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gerson Georg Trier. Foto um 1890.

Gerson Georg Trier (* 23. April 1851 in København; † 22. Dezember 1918 ebenda) war ein dänischer Sozialdemokrat, Journalist, Sprachlehrer und Übersetzer.

Gerson Trier war der Sohn des Manufakturwarengroßhändlers Ludvig Meyer Trier (1815–1884) und von Celilie Trier geb. Melchior (1819–1890). 1869 machte er sein Abitur am „Det von Westenske Institut“ und studierte dann an der Universität in Kopenhagen Romanistik. 1876 setzte er sein Studium in Frankreich fort und erreichte noch 1876 einen Abschluss. In den nächsten drei Jahren unterrichtete er in Dänemark Sprachen, ließ sich in einer Tapetenfabrik ausbilden und nahm ein Studium der Chemie auf. 1879 fuhr er nach Paris und setzte seine chemischen Studien fort. In einer Zuckerfabrik fand er eine Anstellung. Später war er Prokurist in Paris und 1883 leitete er in London eine Abteilung des Pariser Handelshauses.[1] Bis 1888 lebte er in London und nahm Kontakt zu Friedrich Engels auf, mit dem er in Briefwechsel trat.[2]

Ende Januar 1885 bat Gerson Trier Engels um die Erlaubnis dessen Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats übersetzen zu dürfen.[3] Engels schrieb für die dänische Übersetzung auch ein Vorwort: „Note til danske læser.“[4] 1888 erschien die Übersetzung als Band 7 der „Socialistisk Bibliotek“,[5] die von Emil Wiinblad herausgegeben wurde.

1888 kehrte er nach Kopenhagen zurück und schloss sich gemeinsam mit dem dänischen Drechsler Nikolaj Lorents Petersen dem Diskussionslub „Karl Marx“ an,[6] der aus Mitgliedern des Socialdemokratisk Forbund bestand. Die beiden waren schon in Paris und London zusammengekommen. Beide bemühten sich 1889 revolutionäre Vertreter der dänischen Arbeiterbewegung auf den Gründungskongress der II. Internationale (14. bis 20. Juli 1889 in Paris) zu entsenden. Dafür schrieben sie verschiedene Artikel in ihrer Zeitung Arbejderen, Socialistisk Ugeblad.[7] Am 7. November 1890 wurden Trier und Petersen auf Antrag des Parteivorsitzenden Peter Knudsen aus der Partei wegen ihrer nicht reformistischen Positionen ausgeschlossen.[8] Die im April 1889 gegründete Wochenzeitung Arbejderen, Socialistisk Ugeblad, wurde danach das Organ der Revolutionärt Socialistisk Arbejderparti, die auch mehrere Arbeiten Friedrich Engels erstmals in dänischer Sprache veröffentlichte.[9]

Am 20. November 1891 heiratete er Christiane Hansine Theodora Hansen, die am 23. März 1870 in Taarnby auf der Insel Amager geboren wurde.[10]

1901 wurden Gerson Trier und Nikolaj Lorents Petersen wieder in die sozialdemokratische Partei aufgenommen und Trier arbeitete dort als „Mitglied des Hauptvorstandes und der Programmkommission“.[11] Während des Ersten Weltkrieges traten die dänischen Sozialdemokraten unter Thorvald Stauning in die bürgerliche Regierung ein. Dagegen nahm Gerson Trier 1916 Stellung, indem er erklärte nicht mehr Mitglied einer „bürgerlichen Partei“ sein zu wollen.[12] Am 22. Dezember 1918 starb er infolge einer schweren Krankheit.[13]

Gemeinsam mit anderen Sprachlehrern begründete er ein Sprachenseminar in Kopenhagen. Bis zu seinem Tode 1918 war er hier tätig. Auch veröffentlichte er gelegentlich entsprechende Lehrbücher.

  • Euchaire Baruël, Gerson Trier: Udvalgte Stykker af den franske Literatur før 1830 med Anmærkninger. København 1879.
  • Om futurum og konditionalis af det romanske verbum essere. København 1879 (Det phil.-hist. Samf. Mindeskr. i Anl. af dets 25aarige Virksomhed)
  • Familjens, Privatejendommens og Statens oprindelse. I Tilslutning til Lewis H. Morgans Undersøgelser af Friedrich Engels. Dansk, af Forfatteren gennemgaaet Udgave, besørget af Gerson Trier. Bogtrykkeri, København 1888 (= Socialistisk Bibliotek 7) (Digitalisat) (2. Aufl. 1906)[14]
  • Nikolaj Petersen, Gerson Trier (Hrsg.): Arbejderen, Socialistisk Ugeblad. København 1889–1893.
  • Folkeuniversiteter, University extensions. København 1898.
  • English Texts (Science and History). Copenhagen 1914.
  • A short English grammar. Copenhagen 1915.
  • Trier, Gerson. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Leksikon. J. H. Schultz, København 1943, S. 267–269.
  • Gerd Callesen: Om revolutionær taktik. Korrespondancen mellem Friedrich Engels,Gerson Trier og Nicolaj Petersen, 1885–1893. In: Årbog for arbejderbevægelsens historie 3. København 1973, S. 109–141.
  • Ute Emmrich: Kampfgefährte von Friedrich Engels und Wegbereiter der Kommunistischen Partei Dänemarks. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Berlin 1979, Heft 1, S. 120–125.
  • Lene Jeppesen: Gerson Trier (1951–1918). En politisk biografi. Århus 1981.
  • Helge Scheuer Nielsen: Ferdinand Møller og Gerson Trier, Socialdemokratiets krise i 1889. København 2007.
  • Casper Andersen: For arbejderen, universitetet og videnskaben - Gerson Trier og Kristian Erslev i Folkeuniversitetet 1898–1918. In: Slagmark. Tidsskrift for idéhistorie. 2007, Nr. 50, ISSN 1904-8602.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ute Emmrich, S. 121.
  2. Es sind zwölf Briefe von Gerson Trier an Friedrich Engels und zwei Briefe von Friedrich Engels an Gerson Trier überliefert.
  3. Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 29. Dietz Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-320-00000-4, S. 803.
  4. Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 29. Dietz Verlag, Berlin 1990, S. 119–120.
  5. Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 29. Dietz Verlag, Berlin 1990, S. 363–446 und 802–808.
  6. Ute Emmrich, S. 122.
  7. Ute Emmrich, S. 122.
  8. Ute Emmrich, S. 223.
  9. Gerd Callesen: Über die Verbreitung der Werke von Marx und Engels in Dänemark. In: Marx-Engels-Jahrbuch 10. Berlin 1987, ISBN 3-320-00914-1, S. 350 f.
  10. Ute Emmrich, S. 121.
  11. Gerd Callesen: Über die Verbreitung der Werke von Marx und Engels in Dänemark. In: Marx-Engels-Jahrbuch 10. Berlin 1987, S. 351.
  12. W. I. Lenin: Zehn Sozialistische Minister ! In: W. I. Lenin Werke. Band 23, Berlin 1957, S. 134.
  13. Ute Emmrich, S. 125.
  14. Gerd Callesen: Über die Verbreitung der Werke von Marx und Engels in Dänemark. In: Marx-Engels-Jahrbuch 10. Berlin 1987, S. 349.