Geyersdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Geyersdorf
Koordinaten: 50° 35′ N, 13° 2′ OKoordinaten: 50° 35′ 16″ N, 13° 2′ 24″ O
Höhe: 576 m
Fläche: 4,94 km²
Einwohner: 1174 (30. Juni 2011)
Bevölkerungsdichte: 238 Einwohner/km²
Eingemeindung: Format invalid
Postleitzahl: 09456
Vorwahl: 03733
Geyersdorf (Sachsen)
Geyersdorf (Sachsen)
Lage von Geyersdorf in Sachsen

Geyersdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Annaberg-Buchholz im Erzgebirgskreis.

Geyersdorf in Johann Traugott Lindners Wanderungen 1848
Die abschüssige Alte Dorfstraße, oberer Abschnitt mit Kirche, 1943

Geyersdorf liegt etwa 2,5 Kilometer östlich von Annaberg im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich am Westhang des Pöhlbach, südwestlich des Ortes erhebt sich der 832 m ü. NN hohe Pöhlberg. Durch Geyersdorf verläuft der Europäische Fernwanderweg E3.
Den Ort queren die Staatsstraße 218 Annaberg–Reitzenhain sowie die S 262 WiesenbadBärenstein.

Wiesa Plattenthal
Annaberg Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Mildenau
Königswalde
Rathaus Geyersdorf
Geyersdorf, Widerlager der ehem. Eisenbahnbrücke (2016)
Turnhalle Geyersdorf mit Außenschwibbogen
Geyersdorf, Annaberger Backwaren

Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1397[1], man schreibt den Ortsnamen zu diesem Zeitpunkt bereits wie den heutigen, in der Folge unterliegt die Schreibweise jedoch mehreren Änderungen.
Der Name soll seinen Ursprung von Bergleuten aus Geyer haben, welche sich in der Folge von Erzfunden am Pöhlberg hier ansiedelten. Ehedem soll er die Bezeichnung Häuersdorf bzw. Häuerstädt (während der Zeit der Stadtgerechtigkeit) geführt haben, was auf den Beruf des Hauers rückführbar ist.[2]

Friedrich Gottlob Leonhardi beschreibt Geyersdorf 1801 ausführlich in Band 3 seiner Erdbeschreibung der churfürstlich- und herzoglich- sächsischen Lande.[3]

August Schumann nennt 1816 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Geyersdorf betreffend u. a.:

„Geyersdorf hat jetzt 80 Häuser, eine Kirche und Schule, und 541 Einwohner, unter denen 30 Begüterte mit 12¾ Magaz. Hufen, 5 Mühlenbesitzer und 45 Häusler sind. Im J. 1801 hielten sie 162 Kühe. [...]
Die Einwohner leben theils vom Ackerbau, der aber wegen der Abdachung des Pölbergs (Bielbergs) sehr schwer zu betreiben und dabei wenig ergiebig ist, theils vom Bergbau, der aber nicht im Ort selbst statt findet.“[2]

Das jetzige Gebäude der Evangelischen Pfarrkirche Geyersdorf an der Alten Dorfstraße[4] wurde 1862 errichtet. Ein in der Grundmauer erhaltener Stein weist die Jahreszahl 1508 auf. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1902 gehörte der Ort kirchlich der Hospital- oder Trinitatiskirche in Annaberg an; zuständig waren die dortigen Pfarrer.[5]

Am 15. November 1923 erhielt der Ort mit dem Güterbahnhof „Geyersdorf-Mildenau“ am östlichen Ortsende Eisenbahnanschluss an der als Industriebahn konzipierten Plattentalbahn – zwischen dem 10. Januar 1938 und 1945 verkehrten hier auch Personenzüge. Ab 1951 war die Station durch Betriebseinstellung auf dem Abschnitt bis Königswalde fortan oberer Endpunkt der Bahn, am 15. Juni 1971 wurde der Güterverkehr auf dem Abschnitt Plattenthal–Geyersdorf-Mildenau endgültig eingestellt.[6]

Zum 1. Januar 1999 wurde Geyersdorf nach Annaberg-Buchholz eingemeindet.[7]

Entwicklung der Einwohnerzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohnerzahl[1]
1547/51 22 besessene Mann, 31 Gärtner, 9 Inwohner, 12 ¾ Hufen
1764 34 besessene Mann, 20 Gärtner, 12 ¾ Hufen
1834 621
1871 916
1890 1298
Jahr Einwohnerzahl
1910 1448
1925 1378
1939 1497
1946 1464
1950 1663
Jahr Einwohnerzahl
1964 1292
1990 1015
1998 1162
2011 1174
2021 1394

Der zeitliche Ursprung des Bergbaus am Pöhlberg ist nicht bekannt, dürfte aber nach derzeitigem Kenntnisstand vor 1442 liegen, denn nach chronikalischen Aufzeichnungen wurde die Grube St. Briccius südlich von Geyersdorf in diesem Jahr beim Bergamt Geyer erstmals erwähnt.[8]

Bemerkenswert ist, dass Geyersdorf aufgrund seines ergiebigen Bergbaus beim Kurfürsten die Stadtgerechtigkeit ersuchte. Die Stadtgerechtigkeit erhielt der Ort schließlich 1468. Dieses Privilegium umfasste „einen öffentlichen Wochenmarkt, Brau- und Schankgerechtigkeit für jedes Haus, Niederlassung der Handwerker, Zoll- und Geleits-, Land- und Tranksteuerfreiheit mit Accisemoderation, die kleine Jagd mit Netzen etc.“[2] Später erloschen die Privilegien jedoch wieder.

In seiner Blütezeit zwischen 1575 und 1595 lieferte der Bergbau 3510 Zentner Kupfer und 5060 Mark Silber, die teils in Geyer teils in nahegelegenen Hüttenwerken weiterverarbeitet wurden.[9]

Kirche Geyersdorf

Liste der Kulturdenkmale in Geyersdorf

Söhne und Töchter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Geyersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 125–127.
  • Fritz Nickerl, Heinz Röthig: Verzeichnis der Berggebäude von Geyersdorf 1500-1900. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000. (online)
  • Jochen Köhler: Güter und Häuser von Geyersdorf um 1840. Eine Häuserchronik. Annaberg-Buchholz 2011, DNB 1018513744.
  • Jochen Köhler: Die ehemaligen Mahlmühlen von Geyersdorf. (= Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 61). 2003.
  • Jochen Köhler: Der Rote Hahn Geyersdorf. (= Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 71). 2005.
  • Richard Steche: Geyersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 79.
  • Helmut Brückner: Dorfgemeinschaft. Versuch der Rekonstruktion einer Gesamtbevölkerung von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der ‚merkwürdigen‘ Ortschaft Geyersdorf. Annaberg-Buchholz 2018/2019.
  • Helmut Brückner: Die vergessene Stadt. Die städtischen Privilegien des "merkwürdigen" Ortes Geyersdorf im Verlauf von drei Jahrhunderten. Mildenau 2018.
Commons: Geyersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b vgl. Geyersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b c vgl. Geyersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 126.
  3. Geyersdorf 1801, Seite 229
  4. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Geyersdorf mit 1 Innenaufnahme
  5. Filialkirche der Hospitalkirche zu St. Trinitatis in Handbuch der Kirchen-Statistik für das Königreich Sachsen (1875), Seite 12
  6. Eisenbahnstationen in Sachsen, abgerufen am 12. Februar 2011.
  7. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetpräsenz des Statistischen Landesamtes des Freistaats Sachsen. S. 1. (PDF; 39 kB), abgerufen am 12. Februar 2011.
  8. Geschichtliche Entwicklung der Grubenanlage St. Briccius, abgerufen am 11. Februar 2011.
  9. vgl. Geyersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 126 f.