Tricho-rhino-phalangeale Dysplasie

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Klassifikation nach ICD-10
Q87.8 Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome, anderenorts nicht klassifiziert
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Tricho-rhino-phalangeale Dysplasie (TRPS) ist ein seltenes angeborenes Fehlbildungssyndrom mit einer Genmutation, bei der ein Teil eines Genes fehlt (Deletion). Hauptmerkmale sind Veränderung der Kopfbehaarung (altgriechisch τρίχο tricho, deutsch ‚Haar‘), der Nase (altgriechisch ῥίς,ῥίνος rhis, rhinos, deutsch ‚Nase‘) und der Finger- oder Zehenglieder (altgriechisch φάλανξ phálanx, deutsch Phalangen).[1][2]

Synonyme sind: Trichorhinophalangealsyndrom; Trichorhinophalangeales Syndrom

Die Erstbeschreibung erfolgte durch den deutschen Hautarzt G. Klingmüller 1956.[3][4]

Die Häufigkeit ist nicht bekannt. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1][2]

Der Erkrankung liegen Mutationen auf Chromosom 8 zugrunde.

Klinische Erscheinungen

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Gemeinsame klinische Kriterien sind:[1][5][6]

  • Zapfenepiphysen an den Mittelphalangen
  • Gesichtsdysmorphie mit birnenförmiger Deformierung der Nase, hohem und langem Philtrum
  • Dünnes spärliches Haar, eventuell vorzeitige Alopezie

Häufig liegen auch Störungen der Ossifikation im Hüftkopf vor, so dass eine Abgrenzung gegenüber der Multiplen epiphysären Dysplasie und dem Morbus Perthes erforderlich ist.

Derzeit werden je nach Ausprägung der Brachydaktylie und des Kleinwuchses folgende Typen unterschieden:[2]

  • Typ I, Synonym: Giedion-Syndrom[5], geringergradige Veränderungen, Mutationen im TRPS1-Gen Genort q23.3.[7]
  • Typ II, Synonym: Langer-Giedion-Syndrom mit zusätzlich Multiplen kartilaginären Exostosen (auch alleine als eigenständige Erkrankung vorkommend), Mutationen im Genort q24.11-q24-13[8]
  • Typ III, Synonym: Sugio-Kajii-Syndrom (ursprünglich unrichtig als Ruvalcaba-Syndrom)[9], wie Typ I, jedoch höhergradige Veränderungen (in älterer Literatur erfolgt diese Unterscheidung noch nicht), Mutationen im gleichen Gen an q23.3.[10]

Zur Unterscheidung ist eine Röntgenaufnahme der Hand am besten geeignet.[11]

Zusätzlich finden sich Kleinwuchs, ausgeprägte Verkürzung aller Phalangen und Metacarpal- und Metatarsalknochen. Häufig finden sich Morbus-Perthes-ähnliche Hüftkopfveränderungen.[12]

Hierbei handelt es sich um eine besonders ausgeprägte Variante des Types I mit stark ausgeprägtem Minderwuchs und sehr schwerer Brachydaktylie.

Zusätzlich findet sich eine verminderte Intelligenz und bereits in den ersten Lebensjahren auftretende Exostosen vor allem an den Enden der langen Knochen auf mit Schmerzen, Funktionseinschränkungen und Deformierungen.[13]

Weitere Synonyme sind: Alè-Calò-Syndrom[1] nach den Erstbeschreibern der klinischen Befunde von 1961, dem Italienischen Radiologen G. Alè und dem italienischen Kinderarzt S. Calò.[14]; Giedion-Langer-Syndrom nach dem Schweizer Kinderradiologen Andres Giedion[15]; Multiple kartilaginäre Exostosen – periphere Dysostosen-Syndrom

Ursächlich liegen Mikrodeletionen mit Verlust von mindestens 2 Genen zugrunde: im genannten TRPS1-Gen, im EXT1-Gen an q24.11 (für die Exostosin Glycosyltransferase 1)[16] sowie im RAD21-Gen an gleicher Stelle (für die Cohesin Untereinheit SCC1 (RAD21))[17]. Da alle infrage kommenden Mutationen im Chromosom 8 an q24.1 lokalisiert sind, ist auch die Bezeichnung Chromosome 8q24.1 Deletion Syndrome gebräuchlich.

Die Behandlung ist bei allen Typen symptomatisch und schließt evtl. auch plastisch-chirurgische Maßnahmen ein.

Ranke M.B., Heitkamp HC. (1980) Tricho-rhino-phalangeales Syndrom. In: Bachmann K.D. et al. (eds) Monatsschrift Kinderheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. doi:10.1007/978-3-662-38563-0_49

Einzelnachweise

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  1. a b c d Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. a b c Eintrag zu Tricho-rhino-phalangeales Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  3. G. Klingmüller: Über eigentümliche Konstitutionsanomalien bei 2 Schwestern und ihre Beziehungen zu neueren entwicklungspathologischen Befunden. In: Der Hautarzt; Zeitschrift für Dermatologie, Venerologie, und verwandte Gebiete. Band 7, Nummer 3, März 1956, S. 105–113, ISSN 0017-8470. PMID 13318598.
  4. Altmeyers Enzyklopädie
  5. a b W. Schuster, D. Färber (Herausgeber): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik. 2. Aufl.,Bd. I, S. 356, 1996, ISBN 3-540-60224-0.
  6. F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, 4.6.4.18, ISBN 3-540-61480-X.
  7. Trichorhinophalangeal syndrome, type I. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  8. Trichorhinophalangeal syndrome, type II. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  9. Y. Sugio, T. Kajii: Ruvalcaba syndrome: autosomal dominant inheritance. In: American journal of medical genetics. Band 19, Nummer 4, Dezember 1984, S. 741–753, doi:10.1002/ajmg.1320190414, PMID 6517098.
  10. Trichorhinophalangeal syndrome, type III. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  11. Eintrag zu Tricho-rhino-phalangeales_Syndrom im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  12. Eintrag zu Tricho-rhino-phalangeales Syndrom Typ 1. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  13. Eintrag zu Tricho-rhino-phalangeales-Syndrom Typ 2. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  14. G. Alè, S. Calò: Su di un caso di disostosi periferica associata con esostosi osteogeniche multiple ed ipossomia disuniforme disarmonica. In: Annali di radiologia diagnostica. Band 34, November 1961, S. 376–385, ISSN 0003-4673. PMID 13860224.
  15. A. Giedion: Das Tricho-rhino-phalangeal Syndrom. In: Helvetica Paediatrica Acta Bd. 21, S. 475–482, 1966
  16. EXT1. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  17. RAD21. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)