Girolamo Giacobbi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Girolamo Giacobbi (Giacobi) (auch Geronimo de Jacob, Hieronymus Jacobus oder Jacobbi, oder Hieronimus Jacobus Bononiensis; getauft am 10. August 1567 in Bologna; † Februar 1629 ebenda) war ein italienischer Kantor, Kapellmeister und Komponist.[1]

Giacobbis Eltern waren Bartolomeo und Virginia Accarisi. Durch den Eintritt in die Gruppe der Kleriker am Dom San Petronio erfährt er eine Ausbildung in Grammatik und Gesang. Am 30. Januar 1581 erscheint er in den Listen der Kirchenverwaltung von San Petronio als Geronimino de Jacob. Als Kleriker, der die Sopran- und Altstimmen des Chores unterstützt, erhält eine zusätzliche jährliche Vergütung. 1584 beginnt er die doppelte geistliche und musikalische Ausbildung und wird offiziell als ordentlicher Sänger des Domchores von San Petronio eingetragen. 1589 wurde er zum Priester geweiht. 1594 wurde er Promagister des Kapellmeisters Andrea Rota zur Unterstützung der Leitung der Instrumental- und Vokalensembles. Eine Aufgabe, die er auch 1598 nach dem Tode Rotas unter dessen Nachfolger Pompilio Pisarelli innehatte.[1]

1604 wird Giacobbi selbst Kapellmeister an San Petronio und behält das Amt bis zu seinem Tod 1629. Die Übernahme dieses Amtes durch Giacobbi war für die Musik an San Petronio ein historischer Schritt, da er die Ensembles vergrößerte, und ein gedrucktes Regelwerk für die liturgischen und musikalischen Abläufe am Dom veröffentlichte.[1]

Giacobbi machte in Bologna die ersten Experimente mit dramatischer Musik im Stile der Opern aus Florenz. Zu einem Text des Dichters Ridolfo Campeggi komponierte er L'Aurora ingannata.

1622 begründete er in Bologna die „Accademia dei Filomusi“, nach der „Accademia Filarmonica“ die zweite Akademie seiner Geburtsstadt, die sich der Musikpflege widmete, 1627 gestaltete er einen Besuch Monteverdis festlich aus. Im Februar 1629 starb er in Bologna im Alter von 61 Jahren.

Giacobbi schuf eine große Zahl geistlicher Werke aller Gattungen. Er komponierte zum Teil für A-cappella-Chöre, fertigte aber auch konzertant gesetzte Werke. Vor allem die Vespern weisen den neuen Stil auf.

  • 1601 Motecta multiplici vocum numero concinenda, liber primus, Erste gedruckte Notenausgabe Giacobbis, gedruckt in Venedig bei Angelus Gardanus; Sie sind dem Bologneser Senat und der Kirchenverwaltung San Petronios gewidmet und sind in der Nachfolge Palestrinas streng polyphon komponiert. OCLC 61363179 RISM ID: 990021007 (Digitalisat) Das Werk wurde 1962 von Giampaolo Ropa in der Reihe Antiquae musicae Italicae monumenta Bononiensia der Universität Bologna erneut herausgegeben OCLC 464029851

Oper und Musikdrama

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giacobbi stand zu seiner Zeit als Komponist in hohem Ansehen. Ungewöhnlich häufige Gehaltserhöhungen deuten die Wertschätzung seiner Arbeit bei den Zeitgenossen an.[3]

  • Caro mea vere est cibus. Domchor Münster. Ltg. Hubert Leiwering (1930–1973) auf: Musik im Dom zu Münster, Harmonia Mundi, um 1960 OCLC 611722700
  • Exultate Deo. The King’s Singers, auf: The King's Singers concert collection. Moss Music Group, 1976 OCLC 237786736
  • Litaniae Lauretanae. Niederaltaicher Scholaren. Ltg. Konrad Ruhland, auf: The quintessence of chant, Sony classical, 1996 Aufgezeichnet in der Basilika St. Michael in Altenstadt OCLC 945484154
  • L'Aurora ingannata. Gran Consort "Li Stromenti", Insieme Vocale "L'Homme Armé", Ltg. Gian Luca Lastraioli, Tactus, 1997 OCLC 605122014
  • De ore prudentis. University of Central Arkansas Concert Choir. Ltg. John Erwin. Aufgezeichnet bei einem Konzert der American Choral Directors Association National Convention, 2005 OCLC 1059473810
  • Luce gratiae tuae. Profeti della Quinta. Ltg. Elam Rotem, auf der CD The Carlo G manuscript, aufgezeichnet in der Chiesa dei Santi Eusebio e Vittore in Peglio 2016 Glossa Music
  • GIACOBBI GIROLAMO. In: Giovanni Fantuzzi Notizie degli scrittori bolognesi, raccolte da Giovanni Fantuzzi ..., Bologna, Stamperia di S. Tommaso d'Aquino, 1781-94[4]
  • Girolamo Giacobbi. In: Alfred Baumgartner: Barockmusik, Kiesel Verlag, 1981, ISBN 3-7023-4002-5
  • Osvaldo Gambassi: Nuovi documenti su Girolamo Giacobbi. In: Rivista italiana di musicologia, Vol. 18, 1983, Nr. 1, S. 29–48 OCLC 636246801 (italienisch)
  • Osvaldo Gambassi: I primordi del melodramma a Bologna : apparati e machinismi de "Il Reno sacrificante", dramma in musica di Girolamo Giacobbi. In: Carrobbio, Anno X, 1984, S. 136–148 OCLC 636246803 (italienisch)
  • Marta Aceto: Giacobbi, Girolamo. In: Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 54, 2000[1]
  • Peter Smith und Marc Vanscheeuwijck: Giacobbi, Girolamo. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • Winfried Woesler: Brülows „Andromede“(1612) und Campeggis „Andromeda“ (1610), In: Études Germaniques, Vol. 284, No. 4, 2016, S. 545–557.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d GIACOBBI, Girolamo in "Dizionario Biografico". Abgerufen am 20. Februar 2017.
  2. Museo internazionale e biblioteca della musica - Catalogo Gaspari. Abgerufen am 21. Februar 2017.
  3. a b Jeffrey Kurtzman (Hrsg.): Vesper and Compline Music for Multiple Choirs. Band 3. Psychology Press, 2003, ISBN 978-0-8153-2426-3.
  4. a b Fantuzzi, Giovanni, 1718-1799: GIACOBBI GIROLAMO. In: Notizie degli scrittori bolognesi, raccolte da Giovanni Fantuzzi ... Band 4. Stamperia di S. Tommaso d'Aquino, Bologna 1794 (italienisch, google.de).