Glasi-Quartier

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Das Glasi-Quartier ist eine Überbauung in der Gemeinde Bülach, Kanton Zürich, die zwischen 2019 und 2023 auf einem 42'000 m2 grossen Grundstück nördlich des gleich angrenzenden Bahnhofs Bülach entstand.

Entstehungsgeschichte

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Zwischen 1891 und 2002 produzierte die Glashütte Bülach, die grösste Glashütte der Schweiz, auf dem Areal verschiedene Glasfabrikate, unter anderem die grünen Bülacher Einmachgläser.[1] Nach Stilllegung der Glashütte lag das Areal jahrelang brach.

Glasi-Quartier (Stadt Bülach)
Glasi-Quartier (Stadt Bülach)
Glasi-Quartier

2010 liess die Stadt Bülach untersuchen, wie sich das Areal sowie das umliegende Gelände entwickeln liessen. Zu diesem Zweck wurde ein Gestaltungsplan entwickelt. Die gemeinnützigen Wohnbauträger Baugenossenschaft Glattal und Logis Suisse konnten daraufhin das Glasi-Areal kaufen und schlossen sich mit dem Totalunternehmer Steiner AG für die Entwicklung und Ausführung zusammen. Diese Bauherrschaft lancierte einen Studienauftrag und lud hiesige sowie international bekannte Architekturbüros ein. Die Architekten sollten ihre Vorstellungen eines Stadtquartiers formulieren. Für das 42'000 m2 grosse ehemalige Industrieareal waren eine hohe Bebauungsdichte, eine gute Durchmischung sowie Platz für Gewerbe und Gastrobetriebe gefordert.[2]

Städtebaulicher Studienauftrag

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Der Entwurf von Duplex Architekten aus Zürich gewann 2013 den 1. Preis des ausgeschriebenen Wettbewerbs. Bei der Planung der Gebäude definierten die Architekten zuerst die Zwischenräume und gingen vorerst nicht von einzelnen Gebäuden aus. Daraus entstand ein strahlenförmiges Netz aus Strassen und Gassen. An den Kreuzungspunkten bilden sich so vier dreieckige Plätze mit jeweils eigenem Charakter. Insgesamt verzichtet die Planung fast gänzlich auf den rechten Winkel.[2]

Für das Entwerfen der 21 Neubauten begann das Architekturbüro gleichzeitig an mehreren Orten, wobei von je einem der vier Quartierplätze ausgegangen wurde; die umliegenden Häuser wurden sodann Schicht für Schicht ausformuliert. Zusammen mit dem asymmetrischen Strassennetz ergab sich eine spitzwinklige und kleinteilige Anordnung. Das Quartier erinnert so an ein Gründerzeitviertel.[3]

Durch diesen Bebauungsplan wurde für die 42'000 m2 Quartierfläche bei meist sechsstöckigen Gebäuden eine Totalgeschossfläche von 97'000 m2 erreicht.[4]

Wohnturm Glasi-Quartier

Keines der Häuser auf dem Areal hat den gleichen Grundriss, und jedes ist unterschiedlich gestaltet: Die Balkone sind mal rund, manchmal weisen die Gebäude Erker auf. Die Fassadengestaltung kann sich mitten im Strassenzug ändern, obwohl alle Bauten – mit Ausnahme des Wohnturms – von Duplex Architekten entworfen wurden. Gemein ist den Häusern, dass der Sockel und der Dachrand jeweils deutlich hervortreten. Die äusserlich insgesamt hybride Stadtarchitektur scheint französisch inspiriert zu sein, das Strassenbild wird durch helle Pastelltöne geprägt.[3]

Der Wohnturm von Wild Bär Heule Architekten überragt die übrigen Gebäude um 35 Meter und wird damit zum Orientierungspunkt des Quartiers. Das Hochhaus beherbergt 74 Eigentumswohnungen auf 18 Etagen. Der Grundriss hat eine fünfeckige Grundform, die Fassade erinnert an ein textiles Gewebe mit vertikalen Klett- und horizontalen Schussfäden. Die Ausnahme von dieser Fassadengestaltung bilden Sockel und Krone des Baus, die einfacher gehalten sind.[5]

Die 21 Gebäude bieten rund 19'000 m2 Gewerbefläche und 583 Wohneinheiten mit 76'000 m2 Wohnfläche. Bei den Wohnungen handelt es sich um 112 Eigentumswohnungen im Stockwerkeigentum. Mehr als die Hälfte der Mietwohnungen wird gemeinnützig verwaltet.[6] Das Glasi-Quartier bietet so Platz für 1700 Bewohner.

Zur Überbauung gehören 1400 unter- und oberirdische Velostellplätze. Unter der Überbauung befinden sich drei Tiefgaragen mit 600 Autoabstellplätzen.[3] Das Glasi-Quartier ist für Motorfahrzeuge befahrbar, jedoch ist die Geschwindigkeit auf 20 km/h begrenzt.[7]

Nutzungsverteilung Erdgeschoss

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Fläche in m2 Anteil Nutzung
2010 24 % Wohnen
0920 10 % Nebenräume Wohnen
0240 03 % Bildung
0740 09 % Gastronomie
4600 54 % Läden und Gewerbe (inkl. Allmend)
0400 05 % davon Nutzfläche Allmend
8510 100 %

Läden belegen mehr als die Hälfte der Flächen im Erdgeschoss. Gastronomie und Bildung sind verstreut im Zentrum angesiedelt, zu den Rändern hin gibt es auch ebenerdige Wohnnutzung.[3]

Beteiligte Architekten

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  • Architektur und Städtebau: Duplex Architekten, Zürich
  • Ausführungsplanung: ARGE Duplex Architekten, Zürich / IttenBrechbühl, Bern
  • Architektur Hochhaus: Wild Bär Heule Architektur, Zürich
  • Landschaftsarchitektur: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich (Wettbewerb), Studio Vulkan, Zürich (Masterplan)
  • Rahel Marti u. a.: Stadt in der Hauptrolle. Auf der Brache der Glashütte wird Bülach nicht einfach weiter, sondern Stadt neu gebaut. In: Hochparterre. Sonderheft. Zürich 2019 (online [abgerufen am 21. Dezember 2024]).

Einzelnachweise

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  1. Ofen in der Glashütte Bülach gelöscht. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Februar 2002, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  2. a b Von der Glashütte zum lebendigen Quartier. In: Glasi-Bülach, Geschichte. Abgerufen am 22. Dezember 2024.
  3. a b c d Ici, c’est Bülach! In: Espazium. 20. April 2023, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  4. Projektseite Glasi-Bülach. Projektseite von Duplex Architekten, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  5. Projektseite Wohnturm Bülach. Projektseite Wild Bär Heule Architekten, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  6. Einleben im Eigenleben. In: Hochparterre. 23. September 2023, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  7. Das Glasi-Quartier verpflanzt ein Stück Stadt in die Agglomeration. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. März 2024, abgerufen am 22. Dezember 2024.
  8. Wohnturm Wild Bär Heule 2024. Website Best Architects, abgerufen am 22. Dezember 2024.

Koordinaten: 47° 31′ 34,1″ N, 8° 32′ 6,3″ O; CH1903: 682572 / 264509