Globi
Globi ist die erfolgreichste Schweizer Kinderbuch-Figur. Er ist eine Art Papagei-Mensch mit blauem Körper, gelbem Schnabel, Baskenmütze und rot-schwarz karierter Hose. Globi tritt in Bilderbüchern, Comics, Sachbüchern für Kinder, Hörspielen und in einem Film auf.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums suchte das Schweizer Warenhaus-Unternehmen Globus einen Werbeträger für Kinder. Anlass für die Entstehung der Globi-Geschichten war dann das Pantherweibchen, das am 11. Oktober 1933 aus dem Zürcher Zoo entwich. Der damalige Werbechef des Unternehmens Ignatius Karl Schiele und der Zeichner Robert Lips beschlossen, die Geschichte des entlaufenen Panthers als Bildergeschichte mit dem Titel Globi auf Panther-Jagd zu veröffentlichen. Die Geschichte erschien als sechsteilige Serie in der NZZ und anderen Zürcher Tageszeitungen und wurde als Sonderdruck verschenkt.[1][2] 1935 erschien in einer Auflage von 8000 Exemplaren Globis Weltreise, das erste richtige Globi-Buch mit Texten von Alfred Bruggmann. Der ursprüngliche Vorschlag, die Figur Kimbukku zu nennen, kam beim Globus-Filialleiter in Basel schlecht an. Da die Basler den Globus «Gloobi» nannten, kam man auf Globi.
Das Besondere an den Globi-Bänden ist ihre Vertextung in Versform (Paarreim):
„Es neigte einst die Zoogestaltung
zu höchst fataler Käfighaltung:
Zu eng war meistens das Quartier
für das zur Schau gestellte Tier!“
Seit 1944 wird Globi von der Globi Verlag AG herausgegeben. Bereits 1948 wurde das millionste Globi-Buch verkauft.[3] 1950 wurde Globi in verschiedene Sprachen übersetzt und die Bücher erschienen in Holland, Brasilien und Belgien. Allerdings blieb der Erfolg in der lateinischen Schweiz und im Ausland aus. Der Kabarettist Fredi Bruggmann vertonte zahlreiche Globi-Bücher als Kassetten.
Die ersten 46 Globi-Bände sind inhaltlich und formal mit Comicstrips zu vergleichen: Es sind lose zusammenhängende Episoden, die jeweils mit einer Pointe enden. In den 1940er- und 1950er-Jahren sahen Kritiker in Globi eine respektlose, aufschneiderische Person und charakterisierten die Bände als Schundliteratur.[4] Dessen ungeachtet waren damals Tausende von Kindern Mitglied der Globi-Clubs, die ab 1936 gegründet wurden.[5]
Die Globi Verlag AG wird ab 1975 auch Herausgeberin der Bildergeschichten von Papa Moll. Im gleichen Jahr starb Robert Lips, woraufhin die neuen Bände im Wesentlichen aus Zusammenfassungen oder Neuvertextungen alter Bände bestanden.
1980 übernahm Peter Heinzer die Aufgabe, die neuen Globi-Geschichten zu zeichnen. Sein erster Band war Globi im Wilden Westen. Die neuen Bücher unterschieden sich vom Aufbau her von denen Lips’, denn Heinzer erzählte in jedem Band eine zusammenhängende Geschichte statt nur einzelner Episoden oder Streiche. Globi lebte nicht nur im Traumland, sondern lernte in den verschiedenen Bänden auch Traumberufe kennen: Er wurde Feuerwehrmann, Rega-Helikopterpilot und Pöstler und er erlebte gar die Geschichte Wilhelm Tells am eigenen Leib mit.
Gleichzeitig kamen die alten Bände Lips’ in die Kritik: Rassismus, Sexismus und Gewalttätigkeit lauteten die Vorwürfe. Einige Bücher wurden daraufhin überarbeitet, so fehlen in neueren Ausgaben von Globis Weltreise alle in Schwarzafrika spielenden Geschichten. Die Globi-Bücher waren nicht die einzigen, die sich dieser Kritik ausgesetzt sahen. Comicfiguren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, allen voran Tim und Struppi, hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
2003 erschien mit Globi für alle Fälle der letzte Band mit Zeichnungen von Heinzer.[6] Seither übernimmt ein Team von Autoren und Illustratoren die Aufgabe, jedes Jahr mindestens einen grossen Globi-Band herauszubringen. Gleichzeitig werden auch alte Bände neu aufgelegt. Guido Strebel, der Heinzers Bücher vertextete, meinte später, dass dessen Arbeit viel zu wenig gewürdigt worden sei, habe er doch mit den beliebten Geschichten den Verlag gerettet.[6]
Seit dem 1. Januar 2007 gehört die Globi Verlag AG zum Orell Füssli Verlag, Globi-Bücher sind jedoch nach wie vor in Globus-Filialen erhältlich.
Bis heute (Stand: Juni 2024) wurden 98 Bildbände veröffentlicht, die über mehrere Generationen hinweg regelmässig auf Bestseller-Listen erschienen. Bis heute wurden über 9 Millionen Bücher verkauft.
2005 kam der Globi-Film Globi und der Schattenräuber in die Kinos, der aufgrund seines Anime-artigen Zeichenstiles und einer Globi-untypischen Handlung stark kritisiert wurde. Das Titellied wurde von der Schweizer Band Lunik beigesteuert.
Einige der Bücher sind auch in französisch und englisch erhältlich.
Copo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Robert Lips hatte als Illustrator nur mit Globi einen sichtbaren Erfolg. Er veröffentlichte immer wieder Bildstreifen anderer Figuren in verschiedenen Zeitschriften, keine knüpfte aber an den Erfolg von Globi an. 1961 veröffentlichte der Lebensmittelverein Zürich LVZ ein Jugendbuch aus der Feder von Lips: Copo, die lustigen Abenteuer und Streiche eines Hundes. Die Verse stammten von Robert Bruggmann, der auch die Verse zu Globi geschrieben hatte. In den folgenden zwei Jahren erschienen zwei weitere Copo-Bände.[7] Die Ähnlichkeit zu den Globi-Büchern war so auffallend, dass der Globi-Verlag ein Gutachten in Auftrag gab. Copo wurde zum Plagiat von Globi erklärt. Es wurde auch festgehalten, dass Globis Erfolg auch das Ergebnis verlegerischen Anstrengung und geschickter Werbung sei. Es erschienen daraufhin keine weiteren Copo-Bände mehr. 1973 traf Robert Lips mit dem Globi-Verlag die Vereinbarung, dass ausgesuchte veröffentlichte und unveröffentlichte Copo-Zeichnungen umgezeichnet und als Globi-Bücher erscheinen dürfen. Drei zu Globi-Bänden umgearbeitete Werke von Lips erschienen daraufhin postum.
Globi heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Klassik-Reihe wird heute ausschliesslich von Heiri Schmid aus Wuppenau gezeichnet; Geschichten und Verse stammen von Jürg Lendenmann aus Zürich. Da das Publikum kritischer geworden ist, müssen die geschichtlichen Abläufe sorgfältiger geplant werden. Globi wird als treuer Bahnkunde, Feuerwehrmann, Seefahrer, Pfadfinder, Wärter des Nationalparks, Hotelier, Mann für alle Fälle und vieles mehr dargestellt.
Seit 2000 gibt es neben den so genannten Globi-Klassik Bänden weitere Reihen mit Globi. In der Reihe «Globi – Lernen mit Grips» erscheinen Lernhefte zu Rechnen, Schreiben, Logisch Denken, Fremdsprachen und Deutsch. Die Reihe «Globi Hobby» widmet sich Themen wie Kochen, Gärtnern usw. bei der «Globi Wissen»-Reihen ging es um Tauchen, Erste Hilfe, Technik oder Wasser; im 2018 erschien der in dieser Reihe mittlerweile zwölfte Band unter dem Titel «Globi und die Demokratie».[8] Für die Reihen Hobby und Wissen zeichnet der Illustrator Daniel Müller, bei Globi und die Demokratie war dies Samuel Glättli. Verschiedene Autoren betreuen Inhalt und Texte. So arbeitete Katja Alves an Erste Hilfe mit Globi, Globis grosses Dessertbuch und weiteren Titeln, und Hubert Bächler hat sich der Themen Technik und Wasser angenommen. Für die Sachbücher arbeitet der Globi Verlag zumeist mit Fachleuten und Institutionen zusammen.
Es erscheint pro Jahr ein neues Globi Buch, dazu möglicherweise ein Sachbuch. Teilweise werden auch alte, sehr beliebte Klassik-Titel wieder neu aufgelegt. Wenn nötig werden sie neu getextet. Neben den Büchern und Hörspielen, ziert Globi vielfältige NonBook-Produkte, wie Uhren, Pyjamas, Unterwäsche, T-shirts, Besteck, Geschirr, Holzspielzeug und vieles mehr.
Der Sprecher von Globi in den Hörspielen und im Film ist Walter Andreas Müller, die Globi-Lieder und weitere Musik in den Hörspielen stammen seit 2004 von Alexius Tschallener.
Die Urform von Globi (eine etwa 20 cm hohe Gipsfigur) steht heute im Regionalmuseum Vitznau. Der damalige Auftraggeber für diese Figur war Globusdirektor Zimmermann, ein Vitznauer. In vereinzelten Schulhäusern sind Notfallbeleuchtungen mit Globi installiert.
Liste der Globi-Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Liste der klassischen Globi-Bücher.
grau hinterlegt: Diese Bücher erschienen auch in einer Hörspielfassung |
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Anmerkungen
- ↑ Ursprünglich erschienen als Globi im Märchenreich
- ↑ Ursprünglich erschienen als Globi in Torlikon
- ↑ Ursprünglich erschienen als Globi an der Landesausstellung
- ↑ a b c Sammelband mit Geschichten aus früheren Büchern
- ↑ a b c Ursprünglich als Copo erschienen und vom Verlag zu Globi umgestaltet.
- ↑ Ab zweiter Auflage als Globi und der kleine Drache - Eine Reise ins alte China erschienen
Globi Luftseilbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die alte Luftseilbahn auf die Engstligenalp trägt eine dezent Globi nachempfundene Bemalung und führt ins Globi-Land mit einigen Holz-Figuren und speziellen Aktivitäten.[9]
Globi-Express
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Wagen des «Luzern–Engelberg Express» der Zentralbahn wurde als «Globi-Wagen» eingerichtet.[10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Waltraut Bellwald: Globi, ein Freund fürs Leben: die Erfolgsgeschichte einer Reklamefigur. Verlag Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-06011-7.
- Walter Roth: Globi: 60 Jahre Kinderfreund, beliebter denn je! Die Geschichte einer Erfolgsfigur. Globi Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85703-139-5.
- Karl (Johann) Schöbi: Globi in der Verbannung. Ein ungeeignetes Lehrmittel für unsere Schulen. In: Schweizer Schule, Band 38 (1951) doi:10.5169/seals-528175 (vernichtende Kritik aus pädagogischer Sicht der 1950er-Jahre).
- Andrea Weibel: Globi. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. Dezember 2006.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alois Feusi: Aufregung um Schwarzen Panther. NZZ vom 8. Mai 2012.
- ↑ Globi – Eine (Deutsch-) Schweizer Erfolgsgeschichte. In: Cyranos.ch.
- ↑ Globi – seit 80 Jahren die erfolgreichste aktive Schweizer Kinderbuchfigur. (PDF; 6,0 MB) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. September 2012; abgerufen am 16. Februar 2013.
- ↑ Karl Schöbi: Globi in der Verbannung. Ein ungeeignetes Lehrmittel für unsere Schulen. In: Schweizer Schule, Band 38 (1951) doi:10.5169/seals-528175; Andrea Weibel: Globi. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Andrea Weibel: Globi. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ a b Der Globi-Zeichner Peter Heinzer gestorben. 11. November 2015, abgerufen am 21. November 2015.
- ↑ Robert Lips – Copo. Abgerufen am 1. Februar 2022.
- ↑ Globi und die Demokratie auf der Homepage von Orell Füssli
- ↑ Informationen zur Globi-Luftseilbahn auf der Internetseite engstligenalp.ch ( vom 10. September 2018 im Internet Archive)
- ↑ Informationen zum Globi-Express auf der Internetseite zentralbahn.ch.