Glocken auf dem Johanniskirchhof
Die Glocken auf dem Johanniskirchhof sind sechs Kirchenglocken in Magdeburg in Sachsen-Anhalt.
Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Glocken befinden sich in der Magdeburger Altstadt an der südöstlichen Ecke des Johanniskirchhofs, nordöstlich des Chors der Johanniskirche.
Geschichte und Beschaffenheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den fünf direkt am Chor aufgestellten Glocken handelt es sich um historische Bronzeglocken. Eine weitere, etwas weiter nordöstlich, nahe der Einmündung des Tannenbergs, stehende Glocke, ist aus Eisenhartguss.
Am jetzigen Platz wurden die Glocken im Jahr 2004 aufgestellt. Zuvor sollen sie sich im Kloster Unser Lieben Frauen und dann bei der im Bereich der Denkmalpflege tätigen Paul Schuster GmbH befunden haben. Zeitweise war davon ausgegangen worden, dass die Glocken ursprünglich aus örtlichen Kirchen stammen würden.[1]
2011 wurden von Unbekannten zwei der Bronzeglocken mehrere Meter von ihrem Standort weggerückt. Dies wurde als Vorbereitung zum Diebstahl, möglicherweise durch Buntmetalldiebe verstanden. Vorübergehend wurden dann erst zwei, später auch die drei weiteren Bronzeglocken entfernt. Es gab Überlegungen, die Glocken in Betonfundamente zu verankern.[1] Später wurden die Glocken wieder aufgestellt.
Die Herkunft der Glocken galt als unklar, wobei dann angenommen worden war, dass sie nicht aus den Kirchen der Stadt Magdeburg stammen. Es wird vermutet, dass die Glocken im Zweiten Weltkrieg in ihren jeweiligen Kirchen für Rüstungszwecke beschlagnahmt worden und auf den Glockenfriedhof nach Hamburg gelangten, dort es jedoch nicht mehr zur Einschmelzung kam. Die gemäß Kontrollratsbeschluss aus dem Jahr 1948 erfolgte Rücksendung solcher Glocken an ihre Gemeinden, wurde auch über ein Zwischenlager in Magdeburg abgewickelt. Möglicherweise handelt es sich bei den Glocken auf dem Johanniskirchhof um Glocken, die dann nicht mehr zugeordnet werden konnten und daher in Magdeburg verblieben.
2024 konnte auf Initiative von Stadtrat Olaf Meister die Provenienz von drei der Glocken ermittelt werden. Es gibt Überlegungen zur Rückgabe der Glocken an ihre ursprünglichen Gemeinden.
Im Einzelnen bestehen folgende Glocken (von links nach rechts):
Nummer | Bild | Beschreibung | Entstehungszeit | Glockengießer | ehemaliger Standort |
---|---|---|---|---|---|
1 | Reich ornamental verziert und mit Inschriften versehen. Sie trägt die Inschrift C.G.GOTTLEBER. I. F. BENADE. IUSTIZ - AMTMANN. P.PR.U.KIRCH.INSP. C.G.MEHNERT. I.C.PULMANN. OB. KIRCHEN - VORST. BURGERM.U.POSTM. I.G.SEIBT. STADT-RICHTER. Eine umlaufende weitere Inschrift lautet AUF KOSTEN DER KIRCHFARTH VON STADT U. DORFSCHAFTEN UMGEGOSSEN ALLHIER DURCH IOH. IOSEPH KITTEL GLOCKENGIESSER VON NIXDORF IN BOEHMEN AO: 181Z. | 1812 | Johann Joseph Kittel in Nixdorf in Böhmen | Johanneskirche in Hoyerswerda[2] | |
2 | Verziert mit Abgüssen von Münzen bzw. Brakteaten und der Inschrift * Sankt Johannis * Anno domini MCCCCCIII * Hilf got maria berot * | 1503 | vermutlich Andreas Botger | St. Johannis in Nohra bei Bleicherode in Thüringen | |
3 | Glocke Hoffnung; Verziert mit einem Wappen und der darunter befindlichen Inschrift „Herr, mach uns frei!“ Am Glockenrand befinden sich die weiteren Inschriften „Neuerstanden durch Umguss der 1897 von Kommerzienrat Peter Schmidt gestifteten Glocke.“ und „Gegossen von Gebrüder Bachert, Karlsruhe i. B. 1929“ | 1929 | Gebrüder Bachert, Karlsruhe | Deutsch-reformierte Kirche in Magdeburg | |
4 | Steile Haube, verziert mit Medaillons mit kleinteiligen Reliefs und der Inschrift: anno dm M CCCCC II sancta maria. | 1502 | vermutlich Gießhütte Ziegler, Erfurt | unbekannt | |
5 | Es besteht eine lateinische Schulterinschrift: O REX GLORIAE VENI CUM PACE (O König der Herrlichkeit komme mit Frieden); dazwischen sind möglicherweise Brakteaten oder medaillonartige Plaketten mit Tiermotiven angeordnet. Die Glocke ist allerdings gesprungen und ihre Krone beschädigt. | um 1300 | unbekannt | ||
6 | Glocke aus Eisenhartguss mit der umlaufenden Inschrift DIE STUNDEN FLIEHEN ~ MACHT EUCH BEREIT ZUR EWIGKEIT ~ ANS BETEN MAHNT EUCH MEIN GELÄUT! | 1926 | unbekannt |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stellungnahme der Verwaltung, S0464/24, Glocken auf dem Johanniskirchhof auf mandatos.magdeburg.de
- Anfrage von Stadtrat Olaf Meister, Glocken im Besitz der Stadt Magdeburg, F0342/24 vom 29. November 2024 auf mandatos.magdeburg.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Karl-Heinz Kaiser, Metalldiebe immer skrupelloser: Selbst Kirchenglocken nicht mehr sicher vom 30. September 2011 auf www.volksstimme.de
- ↑ Geschichte in Zahlen auf chronik.kirche-hy.de
Koordinaten: 52° 7′ 50,7″ N, 11° 38′ 30,6″ O