Goetheschule Wetzlar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Goethe-Schule Wetzlar)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Goetheschule
Logo
Neubau im Juli 2021, kurz vor der Fertigstellung
Schulform Oberstufengymnasium
Schulnummer 5219
Gründung 1799
Adresse Frankfurter Str. 72
35578 Wetzlar
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 33′ 11″ N, 8° 30′ 40″ OKoordinaten: 50° 33′ 11″ N, 8° 30′ 40″ O
Träger Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises
Schüler etwa 1050 (Schuljahr 2023/24)
Lehrkräfte etwa 130 (Schuljahr 2023/24)
Leitung Annette Kerkemeyer
Website www.goetheschule-wetzlar.de

Die Goetheschule ist das allgemeinbildende Oberstufengymnasium für die Stadt und den Altkreis Wetzlar. Es entstand 1799 und ist heute das größte Oberstufengymnasium in Hessen.

Die Goetheschule ist das einzige selbstständige Oberstufengymnasium im Lahn-Dill-Kreis und das größte seiner Art in Hessen mit über 1000 Schülern in der Einführungs- und Qualifikationsphase. Schüler der Goetheschule können aus einem Angebot von 17 Leistungsfächern wählen. Ein Besuch der Goetheschule führt zur allgemeinen Hochschulreife.

Schulgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1799 wurde in Wetzlar im Gebäude der Freimaurerloge Joseph zu den drei Helmen (Ecke Zucker- und Kornblumengasse) eine sogenannte Oberschule eröffnet.[1] Sie gilt als die Grundlage der heutigen Goetheschule. 1810 wurde die private Oberschule mit einer katholischen Schule zu einem öffentlichen Königlichen Gymnasium vereinigt. Im Jahr 1819 verließen die ersten Abiturienten das Gymnasium, das seit 1817 im Arnsburger Hof untergebracht war. Als 1872 an gleicher Stelle ein Neubau bezogen wurde, legten durchschnittlich fünf bis neun Abiturienten pro Jahr ihre Prüfung ab. Zwischen der Straße und dem Gebäude Bergstraße Nr. 45 erinnert ein Kriegsopferdenkmal an die toten Lehrer und Schüler des Ersten Weltkrieges 1914/1918.

1925 erhielt das Königliche Gymnasium auf Antrag des Schulleiters und des Lehrerkollegiums die Bezeichnung Staatliches Goethe-Gymnasium. Vier Jahre später vereinigte es sich mit der Freiherr-vom-Stein-Schule auf dem sogenannten Spilburggelände zum Staatlichen Goethe-Gymnasium mit Stein-Aufbauschule.

In der Zeit des Nationalsozialismus musste die Goetheschule aufgrund der militärischen Nutzung als Spilburg-Kaserne in den Arnsburger Hof zurückkehren. Infolge des Gesetzes über die Vereinheitlichung des höheren Schulwesens verlor sie ihren humanistischen Charakter. 1939 erhielt das Gymnasium an der heutigen Bergstraße ein neues Gebäude. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden der Schulleiter und zahlreiche Lehrer, ab 1940 auch Schüler in den Krieg gezogen. Im November 1944 bereiteten schwere Bombenschäden am Schulgebäude dem bereits eingeschränkten Unterricht ein Ende. Bis zum Kriegsende verloren 300 Goetheschüler auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen ihr Leben. Im Dezember 1945 wurde das Gymnasium mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung, die das Schulgebäude beschlagnahmt hatte, wiedereröffnet.

1966 zog die Goetheschule an ihren heutigen Standort in der Frankfurter Straße um. Das Schulgebäude galt zu dieser Zeit als eines der größten und modernsten im Bundesgebiet. Im Zuge der Einführung der integrierten Gesamtschulen im Landkreis Wetzlar entschied der Kreistag 1969, dass die Schüler der Gesamtschulen von einer neu einzurichtenden gymnasialen Oberstufenschule GOW aufgenommen werden sollen. 1975 wurde im Gebäude der Goetheschule die erste Jahrgangsstufe 11 von den Gesamtschulen in die neue gymnasiale Oberstufenschule aufgenommen. Das Schulgebäude war für diese Aufgabe verändert und durch einen Anbau erweitert worden.

Als 1977 der letzte Jahrgang von Schülern, die mit Beginn der Klasse 5 die Gymnasien besuchten, das Abitur erwarb, hörten die Goetheschule (Jungengymnasium) und die seit 1909 bestehende Lotteschule (Mädchengymnasium) auf zu bestehen. Die gymnasiale Oberstufenschule erhielt am 6. Juni 1978 vom Regierungspräsidenten in Darmstadt aufgrund eines Beschlusses des Kreistages ihren traditionsreichen Namen zurück. Seither heißt sie nicht mehr GOW, sondern wieder Goetheschule.

Sie pflegt eine Partnerschaft mit der Goetheschule Ilmenau.

Das Schulgebäude galt lange als stark sanierungsbedürftig. Nachdem im Schuljahr 2009/10 infolge von Vandalismus die Deckenverkleidung der Pausenhalle geöffnet werden musste und dabei Baumängel deutlich wurden, wurde die Bausubstanz umfangreich untersucht und erhebliche Mängel im Bereich der Betonqualität, des Brandschutzes und Abweichungen von der beim Bau geplanten Statik festgestellt. Die hiernach vom Schuldezernenten des Lahn-Dill-Kreises getätigte Aussage, bis 2013 müsse aus Sicherheitsgründen ein neues Gebäude bezogen werden, wurde nicht umgesetzt. Stattdessen wurden lediglich vereinzelte Brandschutzsanierungen an den Decken durchgeführt, eine temporäre Fluchttreppe errichtet und einzelne Räume dauerhaft für die Nutzung gesperrt.

Seit dem 1. August 2014 ist Carsten Scherließ neuer Schulleiter in der Nachfolge von Dieter Grebe. Der Oberstudiendirektor leitete zuvor die Liebigschule Gießen.

Zum Schuljahr 2018/19 war die Goetheschule teilweise in dem bereits ab 1939 genutzten Gebäude an der Bergstraße untergebracht, das zwischenzeitlich von der 2014 aufgelösten Kestnerschule genutzt worden war. Der Grund dafür war, dass das Gebäude an der Frankfurter Straße abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Ein Teil des Unterrichts fand jedoch weiterhin am bisherigen Standort in den Räumen des Naturwissenschaftsbereichs statt, der erst nach Fertigstellung des Neubaus abgerissen und dann durch einen Schulhof ersetzt werden sollte. Entsprechend wurde im Schulbetrieb von „Goetheschule (Standort Bergstraße)“ und „Goetheschule (Standort Frankfurter Straße)“ gesprochen.

Seit 2019 entsteht im Rahmen des Bauvorhabens „Neubau Schulzentrum“ im ersten Bauabschnitt an der Frankfurter Straße 72 ein neues Gebäude der Goetheschule, das auf fünf Etagen (Erdgeschoss, drei Obergeschosse, Techniketage auf dem Dach) Platz für rund 900 Schüler bietet. Das neue Gebäude, das von der ARGE Diehl Freischlad Schmees Wagner geplant wurde, ordnet die Räume um ein zentrales Foyer herum an, das im Erdgeschoss die Aula umschließt. Auf der Aula befindet sich im 2. Obergeschoss ein „Goethes Garten“ genannter Grünbereich. Im Erdgeschoss angeordnet sind neben Haustechnikräumen und Aula auch die Unterrichtsräume für Kunst, Musik und Darstellendes Spiel. Im 1. Obergeschoss, das zur Frankfurter Straße hin ebenerdig liegt, befinden sich neben allgemeinen Klassenräumen auch Lehrküche, Mediothek, Lehrerzimmer und Verwaltung. Die Klassenräume des 2. Obergeschosses sind für die Gesellschaftswissenschaften vorgesehen. Dort gibt es an jeder Gebäudeseite einen „Marktplatz“ genannten Arbeitsbereich, der Gang und „Goethes Garten“ verbindet. Im 3. Obergeschoss sind in Clustern Unterrichtsräume für Physik, Biologie, Chemie und Informatik mit den jeweiligen Sammlungen und teilweise Laboren angeordnet. Ein Hörsaal mit rund 80 Plätzen, der über eine Glasfassade zum Foyer verfügt, ragt über den Rest des Gebäudes hinaus. Dessen oberer Ausgang bildet zusammen mit der Technikzentrale auf dem Dach das 4. Obergeschoss. Das Gebäude wird über vier Treppenhäuser in den Gebäudeecken erschlossen, von denen zwei über einen Fahrstuhl verfügen. Insgesamt sind 49 allgemeine Unterrichtsräume sowie 17 speziell ausgestattete Räume für naturwissenschaftliche Fächer vorhanden.[2] Die Baufertigstellung ist für Frühjahr 2021 geplant.

In weiteren Abschnitten des Neubauprojekts wird zunächst ab Herbst 2020 ein neues Gebäude für die Theodor-Heuss-Schule auf dem Spilburg-Gelände errichtet. Sobald dieses fertiggestellt ist, wird die Theodor-Heuss-Schule in dieses umziehen und Käthe-Kollwitz-Schule das bisherige Gebäude des Theodor-Heuss-Schule temporär nutzen. Nach einer umfangreichen Sanierung der Käthe-Kollwitz-Schule wird diese in ihr bisheriges Gebäude zurückziehen und anschließend die dann ehemalige Theodor-Heuss-Schule abgerissen. An ihrer Stelle sollen zwischen beide Schulgebäuden ein Schulhof und Grünflächen entstehen.

Die Musicalgruppe besteht seit 1979 und ist nach eigenen Angaben die älteste Amateurmusicalgruppe in Deutschland.[3] Sie wurde von Englischlehrer Peter Merck (* 1939 in Darmstadt) und Musiklehrer Peter Marschall (1932–2019) gegründet. Merck ist seit 1964 als Schauspieler am englischsprachigen The Keller Theatre in Gießen aktiv und als Journalist tätig.[4] Peter Merck leitete die Gruppe bis 1993, seit 1995 arbeitet die Gruppe in Eigenregie.[3]

Seit 1979 führte die Musicalgruppe jährlich – mit Ausnahme der Jahre 1985 und 1994 – Produktionen auf. Die Gruppe besteht seit 1994 aus Schülern der Goetheschule, Ehemaligen und Schulfremden. Die Aufführungen der Stücke finden zum Schuljahresende hin in der Schulaula statt sowie seit 1995 auch bei den Wetzlarer Festspiele.[5] Bis 1991 gab die Gruppe auch Gastspiele in Gießen, Braunfels, Büdingen und Fulda.

Zu den Produktionen zählen auch die deutschen Erstaufführungen von Andrew Lloyd WebbersJoseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ im Jahr 1980,[6][7][8] Lionel BartsOliver![9] 1981, Nick Munns' „Swan Esther“[10] 1986 und Harvey Schmidts „Celebration“[11] 1987, die europäische Erstaufführung des südafrikanischen Musicals „Christian“ 1982[12][13][14] sowie die deutschsprachige Erstaufführung von „Moby Dick“ 2002.[15] 2022 wurde das australische Musical „Atomic“ erstmals in Europa und erstmals in deutscher Sprache aufgeführt[16].

In der Musicalgruppe haben unter anderem der Regisseur, Dramaturg und Schauspieler Christoph Drewitz[17], der Tenor, Musicaldarsteller und Gesangslehrer Christian Schleicher[18], der Musicaldarsteller Kurosch Abbasi[19], die Dirigenten Martin Spahr[20] und Jesko Sirvend[21] erste Bühnenerfahrung gesammelt.

Neben einer Musicalgruppe bietet die Goetheschule ein großes Schwerpunktangebot. Darunter folgende Schwerpunkte:

Die Goetheschule Wetzlar in Deutschland bietet eine breite Palette von Angeboten im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) an, um die verschiedenen Talente und Interessen von Schülerinnen und Schülern zu fördern und die gesellschaftliche Relevanz naturwissenschaftlicher Themen zu zeigen. Durch Projekte, AGS, Exkursionen und Wettbewerbe haben Schülerinnen und Schüler der Goetheschule die Möglichkeit, Erfolge im MINT-Bereich zu erzielen.

Die Schule arbeitet eng mit der Universität Gießen zusammen. Durch diese Zusammenarbeit und die Partnerschaft mit großen Unternehmen werden den Schülerinnen und Schülern viele Möglichkeiten geboten, die über die normalen schulischen Angebote hinausgehen. Des Weiteren ist die Goetheschule seit 2016 als MINT-EC-Schule ausgezeichnet und bietet so ein großes Angebot an Exkursen und außerschulischen Projekten.[22]

In der Goetheschule gibt es zudem ein großes Angebot an sportlichen und gesundheitlichen Aktivitäten. Dafür besitzt die Schule einen eigenen Fitnessraum, in denen die aktuell zwei Sportklassen (Schuljahr 2022/2023) frei trainieren können. Jener Raum findet auch im Sportunterricht Anwendung.

Des Weiteren erzielte die Schule einige Erfolge bei Wettbewerben wie „Jugend trainiert für Olympia“. Darunter zum Beispiel „der Titelgewinn im Bundesfinale Rudern 2013 oder auch der Sieg im Landesfinale Handball 2014“.[23]

Im Jahr 2021 hat die Goetheschule mit über 350 Schülerinnen, Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Angehörigen und Ehemaligen mehr als 34.000 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt und sich damit den 1. Platz in der Region gesichert.[24] Zudem hat das Team Goetheschule im Jahr 2022 bei dem „Stadtradeln-Wettbewerb“ der Stadt Wetzlar im Jahr 2022 mit 13.287 km den dritten Platz erreicht.[25] Das Ziel des Wettbewerbs ist es, das Fahrrad besser in den Schulalltag zu integrieren und junge Menschen für das Radfahren in Alltag und Freizeit zu begeistern.

Arbeitsgemeinschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Goetheschule bietet ein breites Band an Projekten und Arbeitsgemeinschaften, die auf der Seite der Goetheschule zu finden sind.

Einige Beispiele für Projekte und AGs sind:

  • Bio-AG
  • Mathematik-AG
  • Musicalgruppe
  • AG „Goethe hilft“ / Goethe hilft-Tag
  • AG „Jugend debattiert“

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Absolventen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehrer, Professoren und Direktoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Staatliche Goetheschule Wetzlar. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Anstalt. Wetzlar 1953

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Logenchronik. Freimaurerloge Wilhelm zu den drei Helmen i.Or. Wetzlar C.R., archiviert vom Original am 10. Februar 2018; abgerufen am 10. Februar 2018.
  2. baunetzwissen.de: "Mit Bühne und Garten – Bau der Goetheschule Wetzlar
  3. a b Presseinformationen. Abgerufen am 7. Mai 2020.
  4. Besondere Vorliebe für skurrile und schräge Charaktere. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. August 2016; abgerufen am 7. Mai 2020.
  5. Festspiele_Spielplaene_seit_1953. (PDF) Abgerufen am 7. Mai 2020.
  6. Gießener Allgemeine vom 4. Februar 1980
  7. Gießener Anzeiger vom 5. Februar 1980
  8. Frankfurter Rundschau vom 18. Juni 1980
  9. 1981: Oliver! Abgerufen am 28. November 2017 (deutsch).
  10. 1985/86: Swan Esther. Abgerufen am 28. November 2017 (deutsch).
  11. 1987: Celebration. Abgerufen am 28. November 2017 (deutsch).
  12. „The Star“, Johannesburg vom 10. Mai 1982
  13. „The Star“, Johannesburg vom 2. Mai 1982
  14. Wetzlarer Neue Zeitung vom 9. Juni 1982
  15. Wetzlarer Neue Zeitung
  16. Atomic (Wetzlar 2022). 1. Januar 2024, abgerufen am 5. Januar 2024 (deutsch).
  17. 1997: Glory. Abgerufen am 7. Mai 2020.
  18. 1996: The Beauty and the Beast. Abgerufen am 7. Mai 2020.
  19. 2007: Assassins. Abgerufen am 14. November 2017 (deutsch).
  20. 2009: Jekyll & Hyde. Abgerufen am 14. November 2017 (deutsch).
  21. "Die Schöne und das Biest" – Musicalgruppe der Goetheschule, Wetzlar. In: Musicals – Das Musical Magazin. Oktober 2004, S. 82.
  22. Schwerpunkt MINT der Goetheschule. Abgerufen am 4. Januar 2023.
  23. SPORT UND GESUNDHEIT. Abgerufen am 4. Januar 2023.
  24. „Team Goetheschule“ siegt beim diesjährigen Stadtradeln-Wettbewerb! Abgerufen am 2. Mai 2023.
  25. Stadtradeln 2022: Team Goetheschule wieder auf dem Podest! Abgerufen am 2. Mai 2023.
  26. Johann Samuel Ersch (Hrsg.), Johann Wilhelm Sigismund Lindner (Bearb): Wiedasch (Ernst), in dies.: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, angefangen von Georg Christoph Hamberger, fortgeführt von Johann Georg Meusel, Bd. 21, 5., durchaus vermehrte und verbesserte Auflage, Lemgo: Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung, 1827, S. 545; Vorschau über Google-Bücher
  27. Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 10, Selbstverlag des Historischen Vereins für das Grossherzogtum Hessen, 1914, S. 148, 263; Vorschau über Google-Bücher