Gottfried Heinrich Bach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gottfried Heinrich Bach (* 26. Februar 1724 in Leipzig; beigesetzt am 12. Februar 1763 in Naumburg) war der erstgeborene Sohn aus der zweiten Ehe des deutschen Kantors und Komponisten Johann Sebastian Bach mit der Sängerin Anna Magdalena geborene Wilcke.

In Dokumenten von 1750 und 1753 wird bei Gottfried Heinrich Bach von einem „blöden Verstand“[1] gesprochen.[2] Auch als Erwachsener benötigte er einen Vormund.[3] In einer Genealogie der Bach-Familie, die höchstwahrscheinlich von Johann Sebastian Bach Ende 1735 verfasst wurde, ist über Gottfried Heinrich zu lesen: „inclinirt gleichfalls zur Musik, inspecie zum Clavier.“ Sein Halbbruder Carl Philipp Emanuel Bach ergänzte später: „ein großes Genie, welches aber nicht entwickelt ward“.[4][5] Daraus lässt sich schließen, dass Gottfried Heinrich Bach unter einer kognitiven Beeinträchtigung litt, die in seiner Kindheit möglicherweise nicht vorhergesehen wurde.

Nach dem Tod seines Vaters 1750 lebte Gottfried Heinrich weiter in Leipzig bei seiner Mutter Anna Magdalena Bach. Von der Stadt erhielt er eine finanzielle Unterstützung.[6] Seine Mutter starb 1760. Warum Gottfried Heinrich 1763 in Naumburg beigesetzt wurde, ist nicht bekannt. Seine Schwester Elisabeth Juliana Friderica Altnikol lebte zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren nicht mehr dort.[7] Sie war nach ihrer Eheschließung mit Johann Christoph Altnikol 1749 von Leipzig nach Naumburg gezogen, wo ihr Mann eine Anstellung als Organist hatte. Nach seinem Tod 1759 kehrte sie mit ihren beiden Töchtern aber wieder nach Leipzig zurück.[8]

  • Walter Kolneder: Lübbes Bach-Lexikon. Lübbe, Bergisch Gladbach 1994, ISBN 3-404-61288-4, S. 36–37.
  • Philipp Spitta: Johann Sebastian Bach. Band 2. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1880, S. 751 (online bei Zeno.org.).
  • Eberhard Spree: Die verwitwete Frau Capellmeisterin Bach. Studie über die Verteilung des Nachlasses von Johann Sebastian Bach. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2019, ISBN 978-3-95755-642-4 (Dissertation, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, 2018), S. 58–61.
  • Eberhard Spree: Die Frau Capellmeisterin Anna Magdalena Bach. Ein Zeitbild. Kamprad, Altenburg 2021, ISBN 978-3-95755-663-9, S. 158–160.
  • Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. Neuausgabe. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16739-5, S. 431–433 und 496–497.
  1. „blöde“ stand früher für „entkräftet, schwach, krank, (geistig und körperlich) gebrechlich“, und „Verstandes-Blödigkeit“ für „Verstandesschwäche“ bzw. „Dementia“. Siehe Max Höfler: Deutsches Krankheitsnamen-Buch. München 1899; Neudruck Hildesheim / New York 1970, S. 55.
  2. Eberhard Spree: Die Frau Capellmeisterin Anna Magdalena Bach. Ein Zeitbild. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2021, ISBN 978-3-95755-663-9, S. 59.
  3. Bach-Dokumente. Band II, S. 497; Band V, S. 178.
  4. Bach-Dokumente. Band I, S. 261 und 267.
  5. Bach-Archiv Leipzig.
  6. Eberhard Spree: Die verwitwete Frau Capellmeisterin Bach. Studie über die Verteilung des Nachlasses von Johann Sebastian Bach. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2019, ISBN 978-3-95755-642-4, S. 58–61.
  7. Maria Hübner: Anna Magdalena Bach. Ein Leben in Dokumenten und Bildern. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004, ISBN 3-374-02208-1, S. 110.
  8. Eberhard Spree: Die Frau Capellmeisterin Anna Magdalena Bach. Ein Zeitbild. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2021, ISBN 978-3-95755-663-9, S. 159.