Gottlieb Tesch
Gottlieb Tesch (* 5. Februar 1849 in Kreuznach; † 17. Januar 1912 in Berlin) war ein deutscher Maurermeister und Bauunternehmer in Berlin. Unter seinem Namen begann 1876 die Geschichte der Firma Gottlieb Tesch, die bis in die heutige Zeit reicht.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Eltern waren der Wirt Hermann Tesch und dessen Ehefrau Maria Anna, geborene Bechtholdt, welche am 25. Januar 1836 heirateten. Sie bekamen mehrere Kinder. Darunter neben Gottlieb, den 1838 geborenen Hermann Tesch. Dieser war später der Besitzer der Brauerei Tesch in Kreuznach. Ihr beider Vater, Heinrich Tesch, verstarb am 12. November 1855. Die verwitwete Mutter lebte dann im Haushalt ihres Sohnes Hermann Tesch. Gottlieb Tesch ging in Kreuznach zur Schule.[1]
Am 15. September 1876 gründete der Maurer Gottlieb Tesch in Berlin die „offene Handelsgesellschaft Gottlieb Tesch, Bauunternehmung“, die sich schnell erfolgreich entwickeln konnte. Alle wichtigen Verwaltungen und Institutionen der wachsenden Großstadt Berlin waren Auftraggeber der Firma.
Am 12. März 1885 heiratete er in Berlin Blanca Mayer (1861-1942).[2] Das Ehepaar hatte drei Kinder. Elisabeth (1886-1902), Margarete, verheiratete Buse (1889-1945) und Johannes, genannt Hans (1892-1945).[3] Gottlieb Tesch starb am 17. Januar in Berlin.[4]
Das Grab der Familie von Gottlieb Tesch[5] befindet sich auf dem Luisenfriedhof III am Fürstenbrunner Weg in Berlin.[6]
Werk/Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 1876 gegründete Familienunternehmen entwickelte sich schnell als kompetente und zuverlässige Maurermeisterfirma auf dem Berliner Baumarkt. Das stellte Gottlieb Tesch schon 1879 beim Bau des Viaduktes der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn unter Beweis. Die viergleisige Bahnbrücke verlief über den Landwehrkanal und den Straßen am Tempelhofer sowie dem Halleschen Ufer. Sie befand sich zwischen Schöneberger Brücke und Möckernbrücke. Heute erinnert an sie der Anhalter Steg. Im Dezember 1879 schrieb das "Wochenblatt für Architekten und Ingenieure" aus Berlin auf Seite 282: "...gemauerte Teile des Viaductes, welche einschließlich der Fundirung von dem Herrn Maurermeister Tesch bewirkt wurde, bot keine besonderen Schwierigkeiten." Ein weiteres Bauvorhaben war der Bau des Wasserwerkes Friedrichshagen bei Berlin in den Jahren 1889-1899. Hier wurden Maschinenhäuser, Beamtenwohnhäuser, Filteranlagen, Kanalisation, Ufermaurer Wasserleitungen und Schornsteine gebaut. Die Bauwerke stehen heute unter Denkmalschutz.[7]
1894 gründete Gottlieb Tesch eine eigene Betriebskrankenkasse.[8] Diese Kasse existierte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Jahre 1895 hatte die Firma Gottlieb Tesch 143 Mitarbeiter.[9]
Am Bau des Amtsgericht Berlin-Mitte in den Jahren 1896 bis 1904 war die Firma von Gottlieb Tesch ebenfalls maßgeblich beteiligt. Hervorzuheben dabei waren die Maurerarbeiten am Hauptgewölbe. Welche " von der Firma Gottlieb Tesch in Berlin herrühren, sind nach Güte und Sachverständigkeit in bester Weise ausgeführt worden."[10] Für Trennwände, welche die Decken nicht belasten sollten, wurde eine gewölbeartig gemauerte Wandbauweise entwickelt, die später als "Teschsche Wand" bezeichnet wurde, Gottlieb Tesch hatte keinen Musterschutz auf die Ausführungsweise gelegt und sie kam deshalb oft anderweitig zur Anwendung. Auch weil sie sich einfacher und billiger als vergleichbare gesetzlich geschützte Ausführungsweisen erwies.[11] Einige Berliner Brücken, wie die alte 1889 fertiggestellte Möckernbrücke, die 1892 errichtete Lutherbrücke[12] am Schloß Bellevue oder die 1903 gebaute Lessingbrücke, sind durch die Firma Gottlieb Tesch entstanden.[13] Dass Gottlieb Tesch von den neuen Möglichkeiten im Betonbau sehr angetan war, zeigte sich beim Bau einer Brücke über die Gleise der Ringbahn am Bahnhof Hermannstraße in Berlin-Neukölln in den Jahren 1903-1904. Es ist die erste Ausführung als Betongelenkbrücke für die Eisenbahndirektion Berlin. Auf dem Gebiet der Bohrpfahlgründungen und Eisenbetonpfahlgründungen für schwierige Gründungs- und Tiefbauarbeiten hatte Gottlieb Tesch in seiner Firma die Grundlagen gelegt. Auch mit Patenten zur Verbesserung von Betonrohrpfählen.[14] Damit begründete er den Ruf der Firma als Spezialunternehmen. Aufträge für solche Bohrpfahlgründungen wurden 1901 beim Bau des Amtsgerichts Berlin-Wedding sowie beim Bau des Polizeipräsidiums Berlin-Charlottenburg im Jahr 1907 ausgeführt.[15] Gottlieb Tesch entwickelte auch die Voraussetzungen für den Aufbau eines umfangreiches technisches Büros. Es war in der Lage allen Anforderungen hinsichtlich der Aufstellung von eigenen Entwürfen sowie statischen und dynamischen Berechnungen gerecht zu werden.
Nach Gottlieb Teschs Tod übernahm der Sohn Gottlieb Johannes Tesch die Firma.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernhard Stier, Martin Krauß: Drei Wurzeln - ein Unternehmen: 125 Jahre Bilfinger Berger AG. ifu, Inst. für Unternehmensgeschichte, Heidelberg Ubstadt-Weiher Basel 2005, ISBN 978-3-89735-411-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bad Kreuznach, Stadtarchiv/Haus der Stadtgeschichte, Schreiben vom 28. Juli 2021
- ↑ Eheschließungsurkunde Nr.169 vom 12.März 1885 in Berlin
- ↑ Geburtsurkunde Elisabeth Tesch, Teil A Nr.3573; die Heiratsurkunde Nr. 57, Aufgebotsverzeichnis Nr. 13, Margarete Tesch vom 8. Februar 1930, Standesamt Berlin-Steglitz und die Geburtsurkunde Johannes Tesch, Teil A Nr. 161, vom 27. Januar 1892 aus Landesarchiv Berlin (P Rep 560 Nr. 87 und P Rep 804 Nr.577)
- ↑ Todesurkunde Teil C, Nr. 23 Gottlieb Tesch, Berlin-Steglitz, 18. Januar 1912; Landesarchiv Berlin
- ↑ Kopie des Vertrages mit der Luisenkirchgemeinde in Charlottenburg, in der Friedhofsverwaltung Luisenkirchhof III über den Erbbegräbnisplatz Tesch vom 17. Oktober 1902
- ↑ Hans-Jürgen Mende, Deborah Paffen: Evangelischer Luisenkirchhof III. Hrsg.: Kirchhofsverwaltung der Ev.Luisen-Kirchengemeinde. "1." Auflage. Berlin 2015, ISBN 978-3-00-048532-9, S. 42–43.
- ↑ Landesdenkmalamt Berlin, Denkmaldatenbank, Suchnr. 09045854
- ↑ Archiv der Firma Gottlieb Tesch, Statut Betriebskrankenkasse der Maurermeisterfirma G.Tesch von 1894
- ↑ Archiv Gottlieb Tesch, Schreiben des Maurermeisters G.Tesch vom 27.März 1895 an den Magistratscommissar
- ↑ Zentralblatt der Bauverwaltung vom 23.Januar 1924, S. 30
- ↑ Zeitschrift für Bauwesen, 1905, S470-476; https://digital.zlb.de
- ↑ Pinkenburg: "Baugeschichtliches von der Brücke im Zuge der Paulstraße". In Digitale Landesbibliothek, Zeitschriftentitel (Hrsg.): Zentralblatt der Bauverwaltung, Hr. 13, 1893, S. 161–164
- ↑ Archiv Gottlieb Tesch, Jubiläumsausgabe: "1876-1946 Gottlieb Tesch G.m.b.H.Bauunternehmung" von 1946, Druck: Kupisai&Orochnow, Berlin W35, Dennewitzstrasse 34, 500.6.47.1404
- ↑ Kaiserliches Patentamt, Band 29, Teil 2, 1905, S.1483; 19.9.05 T 7145-26198 , " Versteifungsgerippe für Betonpfähle mit mehrere Versteifungsstäbe umfassender Drahtschlinge"
- ↑ Zentralblatt der Bauverwaltung, Berlin, 5.Oktober 1907, Nichtamtlicher Teil, S.530; Die Gründung auf Eisenbetonpfählen des Polizeigebäudes in Charlottenburg durch die Firma G.Tesch
Personendaten | |
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NAME | Tesch, Gottlieb |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maurermeister und Bauunternehmer in Berlin |
GEBURTSDATUM | 5. Februar 1849 |
GEBURTSORT | Kreuznach, Preußen |
STERBEDATUM | 17. Januar 1912 |
STERBEORT | Berlin |