Gqom
Gqom
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Entstehungsphase: | Frühe 2010er |
Herkunftsort: | Durban, KwaZulu-Natal, Südafrika |
Stilistische Vorläufer | |
Kwaito, Isicathamiya, House, Afrohouse, Mbube, Techno, Broken Beat, Sgxumseni | |
Genretypische Instrumente | |
Gesang, Bordun, Keyboard, Pfeife, Schlagzeug, Ululation | |
Stilistische Nachfolger | |
Core Tribe Gqom, Sghubu, 3-Step, Berite Club, Uthayela, Electronic Gqom Music (EGM), Gqom Gospel, Afrikaans Gqom, Isqinsi, Nigerian Cruise |
Gqom ist ein elektronisches Tanzmusik-genre und Subgenre des House, das Anfang der 2010er Jahre in Durban, Südafrika, entstand. Es wurde maßgeblich von Musikproduzenten wie Naked Boyz, Sbucardo, DJ Lag, Rudeboyz, Nasty Boyz, Griffit Vigo, Distruction Boyz, Menzi Shabane und Citizen Boy geprägt.[1][2][3][4]
Gqom zeichnet sich durch sich wiederholende, minimalistische Beat-Patterns aus. Der Begriff "Gqom" leitet sich von einer onomatopoetischen Kombination von Klicklauten in der Bantusprache IsiZulu ab, die das Schlagen einer Trommel nachahmen. Der Stil wird auch als „GQOM“ stilisiert geschrieben und kann weitere Varianten wie "Gqom tech", "Qgom", "Igqom", "Gqomu" und "3-Step" umfassen. Eine andere Bezeichnung dafür wird mit „Sghubu“ angegeben, was aus dem Zulu direkt mit "Trommel" übersetzt wird. In Südafrika wird "Sghubu" sowohl verwendet, um das Genre house als auch das Schlaginstrument im Allgemeinen zu beschreiben, während "3-Step" ein Subgenre innerhalb des Gqom ist.[5][6][7][8]
Gqom beinhaltet auch einen starken Bass und integriert Einflüsse aus Techno, Kwaito, Afrohouse, Breakbeat und Broken beat. Der Musikstil wird vor allem wegen seines düsteren und hypnotischen Club-Sounds geschätzt. Im Gegensatz zu anderen House-Musikrichtungen verwendet Gqom nicht primär das typische Vier-Auf-Dem-Boden-Rhythmusmuster. Häufig drehen sich die lyrischen Themen um das Nachtleben, und oft werden einzelne Sätze oder Zeilen im Song vielfach wiederholt. Gqom wurde von einer jungen Generation technisch versierter DJs entwickelt, die ihre Musik selbstständig mit Software wie FL Studio produzieren und häufig über Filesharing-Plattformen verbreiten.[9][8][10][11]
Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gqom entstand zu Beginn der 2010er Jahre unter dem Einfluss verschiedener Faktoren. Künstler wie Naked Boyz erlangten Bekanntheit durch ihren Track "Ithoyizi", der auf der Compilation von DJ Cndo, einem Künstler von Afrotainment, veröffentlicht wurde. Produzenten wie Blaq Soul und Culoe de Song waren dem Tribalhouse zugeneigt und experimentierten mit verschiedenen Beat-Formationen. In einigen Nachtclubs in Durban wurden frühes Gqom und Tribalhouse nahtlos in DJ-Sets kombiniert. In anderen Regionen Südafrikas, wie Pretoria (bekannt für Bacardi House) und der Eastern Cape (Isjokojoko), prägten Künstler wie DJ Spoko, Machance, DJ Mujava, DJ Mthura und DJ Soso sowie Sgxumseni (zugeschrieben DJ Clock und DJ Gukwa) die Szene dieser Ära maßgeblich.[12][13][14][15]
3-Step
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]3-Step ist ein Unterstil von Gqom, der sich vor allem durch einen "Dreischritt-Rhythmus Oder -Beat" auszeichnet. Dieses Genre entstand etwa zwischen Mitte der 2010er und Anfang der 2020er Jahre. Die "3-Step-Musik" wurde von etablierten Gqom-Pionieren wie Sbucardo, Citizen Boy, DJ Lag und Menzi Shabane eingeführt und populär gemacht.[15][1][16][17] Triple Metre, auch bekannt als Dreiertakt oder Amerikanisches Triple-Meter, ist eine musikalische Taktart, die sich durch die primäre Unterteilung von drei Schlägen pro Takt auszeichnet. Dies wird üblicherweise durch eine 3 (für einfache) oder eine 9 (für zusammengesetzte Takte) in der oberen Ziffer der Taktangabe angezeigt, wobei Taktarten wie 3/4, 3/8 und 9/8 am häufigsten vorkommen. In der 3-Step-Musik werden die Beats oft in Dreiergruppen organisiert, was einen charakteristischen Dreiertakt in der Musik oder im Song ergibt.[18][15][1]
Alternative Formen des Gqom
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2018 teilten die Rudeboyz dem früheren leitenden Redakteur von IOL, Buhle Mbonambi, mit, dass sie gelegentlich Gqom mit verschiedenen anderen Genres wie Hip-hop und Pop kombinieren.[19][20]
Im Jahr 2019 setzte DJ Tira in seinem selbstproduzierten Album "Ikhenani" (was "Canaan" bedeutet) auf eine Vielfalt von Genres wie Gqom, Maskandi, Gospel, Amapiano, Trap und Hip-hop.[21]
Im Song "Baita Jou Sabela" kombinierten das Zef-Rap-Rave-Duo Die Antwoord und der Rapper Slagysta Afrikaans, Englisch und Sabela in ihrem Rap-Gesangsstil.[22]
Die Sängerin Tyla, bekannt für R&B, Pop und Amapiano, kollaborierte mit DJ Lag und Kooldrink für den Song "Overdue". Dieser Track vereinte Elemente aus Gqom und Popiano.[23]
Internationale Gqom-musik und Künstler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gqom findet zunehmend weltweite Anerkennung und wird von Künstlern aus verschiedenen Ländern adaptiert und interpretiert. Besonders in Großbritannien zeigt sich ein starkes Interesse an Gqom, insbesondere durch Künstler wie Kode9 (bürgerlich Steve Goodman), Mitbegründer des Labels Hyperdub. Hyperdub und andere britische Plattenlabels wie Gqom Oh! und Goon Club All Stars haben Musik von Durbaner Gqom-Pionieren und Produzenten wie Mafia Boyz, Dominowe, und DJ Lag veröffentlicht.[15][24][25][26]
Auch außerhalb Großbritanniens hat Gqom Einfluss auf die Musikszene. Zum Beispiel arbeitete das elektronische Duo Coldcut mit Südafrikanischen Musikern zusammen, um das Album "Keleketla!" zu produzieren, das Elemente aus Gqom mit Afrobeat und Jazz vereint.[27]
In Japan hat DJ und Produzent KΣITO eine Gqom-Szene initiiert und das Label USI KUVO gegründet, das Werke von Durbaner Gqom-Künstlern wie den Loktion Boyz veröffentlicht.[28] In Frankreich hat Teki Latex mit anderen Produzenten den "Bérite Club" eingeführt, der Gqom mit anderen Musikstilen kombiniert.[29]
Auch in anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten, in Brasilien, Südkorea, Mexiko und Nigeria ist Gqom präsent und wird in verschiedenen kulturellen und musikalischen Kontexten adaptiert und neu interpretiert.[30][31][32][33][34][35][36]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Philipp Weichenrieder: Gqom-Musik aus Südafrika: Townships calling. In: Die Tageszeitung: taz. 19. April 2016, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ Huw Oliver: Gqom, the foot-stomping new sound of South Africa's townships. In: The Guardian. 22. Januar 2016, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ FADER Mix: RudeBoyz. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Distruction Boyz and gqom: The South African sound taking over Europe. (bbc.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ What Is #Gqom? Learn More in H∆SHTAG$, Season II. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Definition: Sgubhu | Mzansi Taal - The South African Lingo Dictionary and Encyclopedia. 7. Oktober 2019, abgerufen am 21. Juni 2024.
- ↑ Interview: DJ Lag is Firm on Taking Gqom To The Rest of the World - Okayplayer. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ a b Matthew Collin: Rave On: Global Adventures in Electronic Dance Music. Serpent's Tail, 2018, ISBN 978-1-78283-145-7 (google.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ Afropop Worldwide | The Gqom Generation of Durban, South Africa. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Gqom is the explosive South African sound bursting into Europe. Abgerufen am 21. Juni 2024.
- ↑ Suzel A. Reily, Katherine Brucher: The Routledge Companion to the Study of Local Musicking. Routledge, 2018, ISBN 978-1-317-41788-0 (google.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ These are the most exciting gqom producers right now. 27. März 2023, abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Staff Reporter: DJ Lag: The gqom whisperer comes home. In: The Mail & Guardian. 7. Dezember 2018, abgerufen am 21. Juni 2024 (en-ZA).
- ↑ Esinako Ndabeni, Sihle Mthembu: Born To Kwaito: Reflections on the kwaito generation. Blackbird Books, 2018, ISBN 978-1-928337-78-2 (englisch).
- ↑ a b c d Gqom: A deeper look at South Africa's new generation of house In: FACT Magazine: Music News, New Music., 5. Januar 2016. Abgerufen am 27. Oktober 2018 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Interview: DJ Lag is Firm on Taking Gqom To The Rest of the World - Okayplayer. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ PAM Meets Menzi: experiencing wildness at Le Guess Who? In: PAM - Pan African Music. 17. Mai 2022, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Walter Everett: The Foundations of Rock: From "Blue Suede Shoes" to "Suite: Judy Blue Eyes". Oxford University Press, 2008, ISBN 978-0-19-029497-7 (englisch, google.com [abgerufen am 30. Mai 2024]).
- ↑ Dazed: What the foq is gqom? 5. Juni 2015, abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Spotlight | This is just the beginning. The gqom evolution hasn’t even begun
- ↑ Sabelo Mkhabela: DJ Tira Releases First Self-Produced Album 'Ikhenani'. In: Okay Africa. 16. September 2019, abgerufen am 13. Mai 2024 (englisch).
- ↑ "Baita Jou Sabela", le nouveau clip du groupe Sud Africain Die Antwoord en featuring avec Slagysta. In: Beware. 1. Dezember 2019, abgerufen am 16. Juni 2024 (französisch).
- ↑ Heran Mamo: From a ‘Normal Girl in South Africa’ to a Rising ‘Popiano’ Star, Tyla is Making Major Waves with ‘Water’. In: Billboard. 31. Oktober 2023, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Scratcha DVA and the mechanics of gqom vs grime. In: PAM - Pan African Music. 2. Februar 2023, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ N. T. S. Radio: Gqom Oh! - Taxi Kick Explosion 2nd May 2020. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ DJ Lag & OKZharp | Exclaim! Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Keleketla!: Keleketla! review | Ammar Kalia's global album of the month | Music | The Guardian. 3. Juli 2020, abgerufen am 21. Juni 2024.
- ↑ Mike Steyels: Drums Crossing Borders. 28. November 2022, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Teki Latex's Latest 'Bérite Club Music' Mix is a Manifesto for a New French Revolution. 27. November 2022, abgerufen am 21. Juni 2024.
- ↑ Henry Bruce-Jones: Beyoncé enlists DJ Lag for Lion King: The Gift track 'My Power'. 18. Juli 2019, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Tara Joshi: Beyoncé: Renaissance review – joyous soundtrack to a hot girl summer. In: The Guardian. 28. Juli 2022, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ An introduction to baile funk’s abrasive, addictive new wave. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Tamar Herman: BTS Takes Pride In Their Sense of Self in Vibrant Video for ‘Idol’: Watch. In: Billboard. 24. August 2018, abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Isabelia Herrera: OMAAR: Drum Temple. Abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Mike Steyels: Patoranking: “Available”. Abgerufen am 21. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ MOVES Recordings releases second compilation spotlighting Nigerian Freebeat sound': Listen. 18. Juli 2022, abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).