Statthalterdenkmal
Das Statthalterdenkmal im Königsberger Dom (auch als Grabdenkmal für Markgräfin Elisabeth bekannt)[1] ist ein Grabdenkmal, das an die brandenburgische Markgräfin Elisabeth von Brandenburg-Küstrin (1540–1578) und an den Markgrafen Georg Friedrich (1539–1603) erinnern soll.[2] Der Markgraf war Statthalter Albrecht Friedrichs von Preußen, weswegen das Kunstwerk auch als „Statthalterdenkmal“[3] bezeichnet wird.
Das Kunstwerk schuf 1581/1582 der Flame Willem van den Blocke in Königsberg. Das Denkmal ist laut Baresel-Brand „stark kriegszerstört“[3] (Stand 2007). Erhalten geblieben sind Teile aus dem 2. und 3. Stockwerk.[4] Nach anderer Quelle (Stand 2007) werden die Überreste jetzt sorgfältig restauriert.[5]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Grabdenkmal befand sich an der Ecke der Nordwand. Durch die Errichtung des monumentalen Denkmals entfiel ein dort bisher befindliches Fenster; das Grabdenkmal für Herzog Albrecht stand aufgrund des fehlenden Lichteinfalls nun im Schatten.[6]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kunstwerk wurde 1578 aus Anlass des Todes der Markgräfin Elisabeth von ihrem Mann in Auftrag gegeben. Zum Todeszeitpunkt befanden sich die Eheleute zwecks der Verleihung der Herzogswürde an Georg Friedrich durch den polnischen König Stephan Báthory, den damaligen Lehnsherrn über Preußen, am Königshof in Warschau. Der polnische König hatte den Markgrafen 1577 zum Administrator des Herzogtums bestellt und belehnte ihn zum Todeszeitpunkt der Markgräfin mit dem Herzogtum Preußen. Damit sollten die in Preußen regierenden Oberräte entmachtet werden, die noch 1573/74 den Versuch Georg Friedrichs, Administrator und Kurator Preußen zu werden, abgelehnt hatten. Während die Markgräfin Elisabeth im Königsberger Dom beigesetzt wurde, fand der Markgraf Georg Friedrich im Jahre 1603 in der alten Familiengrablege im Kloster Heilsbronn seine letzte Ruhestätte.[7]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Figuren bestanden aus weißem Alabaster. Die Architektur bestand Adolf Boetticher zufolge aus „öländischem Kalkstein“.[6] Baresel-Brand zufolge waren die Baukosten des Grabdenkmals hoch, weil ein Schiff mit einer Materiallieferung Steine aus Ösel unterging. Man musste daher neues Material aus Danzig kommen lassen, wodurch sich die Baukosten erhöhten und die Fertigungsdauer wesentlich verlängerte.[8]
- Erstes Stockwerk
Eine große Rundbogennische bildete den Mittelteil, in dem ein großer Sarkophag stand. Unter dem Sarkophag befand sich eine große Tafel mit der Inschrift
|
|
Die Inschriftentafel wurde von zwei Figuren flankiert: Baresel-Brand zufolge handelte es sich dabei um die Tugendallegorien Fortitudo (Säule) und Castitas (Palmwedel).[10] Boetticher bezeichnet sie mit deutschen Begriffen als „Allegorien auf Tapferkeit und Keuschheit“.[1] Auf dem Deckel des Sarkophags kniete das Ehepaar Georg Friedrich und Elisabeth, das vor einem mit Festons geschmückten Altar betete. Unter der Figurengruppe waren folgende Worte zu lesen: „Mein Zeitt Mitt Unruh. Mein Hoffnung Zu Gott.“[1] Über der Figurengruppe wölbte sich der mit Wappen geschmückte Triumphbogen, in dem die Figuren von Gott dem Vater und dem Sohn gezeigt wurden. Der Gottvater überreichte seinem Sohn die Weltkugel. Die Figuren saßen auf einem Regenbogen, flankiert von Wolken, aus denen Putten hervorblickten. In den Zwickeln des Triumphbogens waren zwei Figuren dargestellt: Die linke stellte eine Allegorie der Geduld (Patientia) dar, die an Fußschellen geschmiedet war, die rechte eine Allegorie des Glaubens (Fides).[1] Der Schlussstein, der den Triumphbogen abschloss, zeigte ein Skelett mit der Unterschrift: „Memento mori (Denke daran, dass du stirbst)“.[1]
Die große Rundbogennische wurde an den Seiten von vier kleineren Rundbogennischen mit korinthischen Säulen mit Gebälk geschmückt. Die beiden Seitenteile ruhten jeweils auf Postamenten. Auf den zurücktretenden Postamenten waren Hermen mit ionischem Kapitell dargestellt. Auf dem hervortretenden Postament stand links die „Personifaktionen von Labor und Quies, letztere mit dem Attribut des Totenschädels versehen“.[11] Adolf Boetticher zufolge, der die deutschen Begriffe verwendet, waren es die Allegorien auf Arbeit links und Ruhe rechts. Darüber standen in den kleinen Rundbogennischen die vier Evangelisten, von Muscheln bekrönt. Rechts unten stand die Figur des Evangelisten Lukas, darüber die des Evangelisten Matthäus. Auf der anderen Seite befand sich unten die Figur des Johannes, darüber die des Markus.
Die Säulen wurden oben von einem dreiteiligen Abakus geschmückt, zudem befand sich dort ein Fries geschmückt mit Bibelzitaten. Darauf lag ein Gesims, das über die ganze Breite des Grabdenkmals ging.
- Zweites Stockwerk
Im zweiten Stockwerk des Grabdenkmals befanden sich Adolf Boetticher zufolge[12] auf hohen Sockeln die Figuren der drei Erzväter, aus denen laut biblischer Überlieferung die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen: Abraham mit seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob. Zwischen den Figuren befanden sich große Wappendarstellungen.[13][14] Baresel-Brand vermutet insgesamt „drei Landeswappen der Territorien Georg Friedrichs“.[11] Auf der linken und rechten Seite knieten Adolf Boetticher zufolge[12] der Prophet Moses mit den beiden mosaischen Gesetzestafeln und König David mit der Harfe.
- Drittes Stockwerk
Über den Relieftafeln waren zwei große Medaillons oder Schilder, die in Obelisken endeten. Sie zeigten Trophäenreliefs. Auf dem linken Schild wurden Zepter, Spaten sowie Krone und Pilgerhut gezeigt mit der Inschrift: „Mors sceptra ligonibus aequat (Der Tod mit seiner Hacke macht die Höchsten gleich)“.[1] Auf dem rechten Schild wurde ein Gerippe gezeigt, aus dem Ähren emporwuchsen, mit der Inschrift: „Mors spes altera vitae (Der Tod ist des Lebens neue Hoffnung).“[1] Adolf Boetticher zufolge befand sich dort das Relief des Jüngsten Gerichts mit den Figuren von Jesus, Maria und Johannes.[1][4][15]
Kunstgeschichtliche Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Georg Dehio/Ernst Gall bewerten das Denkmal wie folgt: „Das riesige Denkmal der Markgräfin Elisabeth […] wiederholt geschickt die Hauptformen des Albrechtsdenkmals, das Ornament aufdringlich, die architektonische Klarheit verdrängend, das Figürliche gedrungen schwerförmig mit dichterem Faltengefüge […]“.[16] Auch Karl Faber und Anton Ulbrich sehen im Grabdenkmal des Herzogs Albrecht das Vorbild für das Epitaph der Markgräfin Elisabeth.[6][17], das aber „größer als das Albrechtsdenkmal“ und damit das größte Denkmal im Königsberger Dom war.[18] Das Grabdenkmal war „manieriert im Figürlichen“.[5]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Viktor Petkau: Künstlerfamilie von den Block. In P. Block und V. Petkau: Das Block Buch, Selbstverlag, 2007 online
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio; Ernst Gall; Bernhard Schmid: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. [7], Deutschordensland Preußen. Deutscher Kunstverlag, München; Berlin 1952, OCLC 878777190.
- Karl Faber: Die Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Das Merkwürdigste aus der Geschichte. Beschreibung und Chronik der Stadt. Gräfe und Unzer, Königsberg 1840, OCLC 15210624 (wiederaufgelegt 1971).
- Andrea Baresel-Brand: Grabdenkmäler nordeuropäischer Fürstenhäuser im Zeitalter der Renaissance 1550–1650. Verlag Ludwig, Kiel 2007, ISBN 3-937719-18-0, S. 141–147.
- Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, OCLC 312871065, S. 328 f.
- Hermann Ehrenberg: Die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen, Verlag von Giesecke Devrient, Berlin und Leipzig 1899; S. 109f. (online)
- Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke, Königsberg 1833 (gemeinsam mit A.R. Gebser).
- Anton Ulbrich: Die Königsberger Gruppe und die Befreiung von der Renaissancegebundenheit. Wandgrabmäler im Königsberger Dom . In: Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926–1929, S. 81–85.
- Anton Ulbrich: Stilverwandte Wandgrabmäler im Dom zu Königsberg …. In: Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926–1929, S. 86–92.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h vgl. Boetticher, S. 328.
- ↑ vgl. Baresel-Brand, S. 141: „Es ist an dieser Stelle unbedingt herauszustellen, daß das monumentale Wandnischendenkmal im Königsberger Dom zwar aus Anlaß des Todes der Markgräfin Elisabeth errichtet wurde, es sich aber um eines derjenigen Beispiele innerhalb der Norddeutschen Fürstengrabdenkmäler handelt, wo das Ehepaar, hier in Gestalt von Priants [d. h. als Betende bzw. betende Gestalten/Figuren; Anm. des Verfassers des Artikels] memoriert wird“.
- ↑ a b Baresel-Brand, S. 141.
- ↑ a b Fotografie des Grabdenkmals aus der Nachkriegszeit
- ↑ a b Viktor Petkau: Künstlerfamilie von den Block. In P. Block und V. Petkau: Das Block Buch, Selbstverlag, 2007 online
- ↑ a b c Faber S. 68. (online)
- ↑ vgl. Baresel-Brand, S. 146.
- ↑ vgl. Baresel-Brand, S. 143.
- ↑ online Hagen, S. 258–261.
- ↑ vgl. Baresel-Brand, S. 144.
- ↑ a b Baresel-Brand, S. 144.
- ↑ a b vgl. Bötticher, S. 328.
- ↑ Bötticher, S. 328: „Zwischen ihnen sind große Wappen angebracht.“
- ↑ Baresel-Brand, S. 144: „Deren beide untersten Ädikulen mit großen Wappendarstellungen, geschieden durch drei Karyatiden, werden außerdem von zwei knienden Figuren flankiert, von denen eine möglicherweise ein Moses ist […]“
- ↑ Bilder des Königsberger Doms aus der Nachkriegszeit
- ↑ Dehio/Gall, S. 376
- ↑ Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926, S. 20.
- ↑ Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926, S. 21.