Granatkehlkolibri
Granatkehlkolibri | ||||||||||
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Granatkehlkolibri (Lamprolaima rhami), Weibchen | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Lamprolaima | ||||||||||
Reichenbach, 1854 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||
Lamprolaima rhami | ||||||||||
(Lesson, 1839) |
Der Granatkehlkolibri (Lamprolaima rhami), manchmal auch Granatkehlnymphe genannt, ist ein Vogel aus der Familie der Kolibris (Trochilidae) und die einzige Art der somit monotypischen Gattung Lamprolaima. Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet in Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Granatkehlkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 12,0 bis 12,5 cm, wobei der gerade, spitze und schwarze Schnabel 1,9 cm lang ist. Die Oberseite des Männchens ist strahlend grün. Es hat eine schwärzliche Gesichtsmaske und hinter dem Auge (postokular) einen weißen Fleck. Die Kehle glitzert pinkrosa, die Brust violett. Die übrige Unterseite ist rußgrau, die Flanken grün gefleckt. Die rötlich-braunen Schwungfedern sind von braunen Flecken durchzogen. Der Schwanz ist purpurn. Die Oberseite des Weibchens glänzt ebenfalls grün. Es hat ebenfalls einen postokularen weißen Fleck. Die Kehle und die Unterseite sind dunkelgrau, gewöhnlich von wenigen pinkfarbenen Federn an der Kehle durchzogen. Die rötlich-braune Färbung der Schwungfedern wirkt nicht so intensiv wie beim Männchen. Die Seiten und Flanken sind grün gefleckt. Die äußeren Steuerfedern haben weiße Spitzen. Während männliche Jungtiere den ausgewachsenen ähneln, ist die Unterseite bei weiblichen Exemplaren dunkler mit zimtfarbenen Fransen bis zur blau gefleckten Brust.[1]
Verhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Art bewegt sich in immergrünen Wäldern, in Kiefernwäldern, an Waldrändern und in angrenzendem Gebüsch. Granatkehlkolibris suchen ihr Futter in allen Straten. Gelegentlich machen sie Ausflüge nach oben, um Insekten zu jagen. Bei der Jagd machen sie ruckartige Bewegungen.[1] Ihr Entdecker Delattre berichtete, dass sie die Blüten der zu den Riemenblumengewächsen gehörenden Gattung Loranthus anflogen.[2]
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Granatkehlkolibris bauen einen ca. 6 cm breiten, relativ massiven Kelch, welchen sie beispielsweise auf einer Wurzel nahe an Flussufern platzieren. Dieser kann irrtümlich als Erdklumpen wahrgenommen werden, aus dem ein paar Würzelchen heraushängen.[3] Ebenso wie z. B. der Graubrust-Degenflügel (Campylopterus largipennis) (Boddaert, 1783) und andere Kolibriarten erweitern Granatkehlkolibris ihr Nest im nächsten Jahr. Dieses Verhalten könnte man als Tarnung durch Maskierung interpretieren, aber auch nur als Instandhaltung eines bestehenden Nestes.[4] An der Pazifikküste brüten sie von Dezember bis März, an der Atlantikküste von April bis Mai.[1]
Lautäußerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ruf der Granatkehlkolibris klingt wie ein nasales Njik und Tschoi mit heftigem Zwitschern. Der Gesang hört sich an wie ein ruhiges, ruppiges, trockenes, knisterndes Trällern, welches von nasalen Gurgelgeräuschen durchdrungen wird. Hin und wieder wiederholen sie 2- bis 3-mal ein lebhaftes Tis-i, tiu-tiu.[1]
Verbreitungsgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art kommt in Höhenlagen von 1200 bis 3000 Metern an den West- und Osthängen der Berge der mexikanischen Bundesstaaten Guerrero und Puebla vor. Über Chiapas zieht sich das Verbreitungsgebiet bis in den Süden Guatemalas und über den Norden der Departamentos Santa Ana und Chalatenango in El Salvador und über große Teile von Honduras.[1]
Unterarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sind keine Unterarten des Granatkehlkolibris bekannt. Die Art gilt deshalb als monotypisch.[5] Die von Ludlow Griscom 1932 beschriebene Unterart L. r. saturatior[6], sowie die von Allan Robert Phillips 1966 beschriebene Unterart L. r. occidentalis[7] gelten heute als Synonyme für die Nominatform.
Etymologie und Forschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstbeschreibung des Granatkehlkolibri erfolgte 1839 durch René Primevère Lesson unter dem Namen Ornismya Rhami. Obwohl der Band von Revue Zoologique das Jahr 1838 aufweist, erschien die Dezemberausgabe erst im Jahr 1839. Das Typusexemplar stammt aus Mexiko und wurde von Adolphe Delattre gesammelt.[8] Erst später wurde der Granatkehlkolibri der von Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach im Jahr 1854 eingeführten neuen Gattung Lamprolaima zugeordnet.[9] Dieser Name setzt sich aus den griechischen Worten λαμπρός lamprós für „brillant, strahlend“ und λαιμός laimós für „Kehle“ zusammen.[10] Das Artepitheton rhami ist Henri Casimir de Rham Jr. (1817–1840) aus New York gewidmet, dessen Vater Henri Casimir de Rham (1785–1873) ein Schweizer Diplomat war.[8] Dieser schickte Lesson eine Zeichnung und die Beschreibung des Balges.[2][A 1] Saturatior, saturatioris ist lateinischen Ursprungs und bedeutet intensiver gefärbt, abgeleitet von saturare für genügen, zufrieden stellen bzw. satur, satura für intensiv, reichlich oder satis für genug.[11] Occidentalis leitet sich ebenso aus dem Lateinischen ab und bedeutet westlich, abgeleitet von occidens, occidentis für West.[12]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adolphe Delattre, René Primevère Lesson: Oiseaux-Mouches nouveaux ou très-rares, découverts par M. De Lattre dans son voyage en Amérique. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 2, 1839, S. 13–20 (biodiversitylibrary.org).
- Ludlow Griscom: New Birds from Honduras and Mexico. In: Proceedings of the New England Zoölogical Club. Band 13, 1932, S. 55–62 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Mike Hansell: Bird Nests and Construction Behaviour. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-01764-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Steve N. G. Howell, Sophie Webb: A Guide to the Birds of Mexico and Northern Central America. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-854012-4.
- René Primevère Lesson: Espèces nouvelles d'oiseaux mouches. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 1, 1838, S. 314–315 (biodiversitylibrary.org).
- Allan Robert Phillips: Further systematic notes on Mexican birds. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 86, Nr. 6, 1966, S. 103–112 (biodiversitylibrary.org).
- Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: Aufzählung der Colibris oder Trochilideen in ihrer wahren natürlichen Verwandtschaft nebst Schlüssel ihrer Synonymik. In: Journal für Ornithologie. Band 2, Sonderheft, 1854, S. 1–24 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lamprolaima rhami in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2016. Eingestellt von: BirdLife International, 2016. Abgerufen am 5. November 2022.
- Factsheet auf BirdLife International
- Granatkehlkolibri (Lamprolaima rhami) auf eBird.org
- Granatkehlkolibri (Lamprolaima rhami) bei Avibase
- Lamprolaima rhami im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Granatkehlkolibri (Lamprolaima rhami)
- Garnet Throated Hummingbird (Lamprolaima rhami) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Steve N. G. Howell u. a., S. 418.
- ↑ a b Adolphe Delattre u. a., S. 14.
- ↑ Mike Hansell, S. 103.
- ↑ Mike Hansell, S. 104.
- ↑ IOC World Bird List Hummingbirds
- ↑ Ludlow Griscom, S. 418.
- ↑ Allan Robert Phillips, S. 103.
- ↑ a b René Primevère Lesson, S. 315.
- ↑ Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, S. 9.
- ↑ Lamprolaima The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ saturatior The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ occidentalis The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lesson muss den Sohn gemeint haben. Dies erschließt sich aus zwei Fakten. 1) Lesson schrieb Dedicatus est dom. De Rham fils Americano; ex peregrinationibus domini De Lattre. 2) Charles Frédéric Girard publizierte 1841 A description of sixteen new species of North American birds, described in the Annals of the New York Lyceum of Natural History mit der für ihn neuen Art Musciapa derhamii, ein Synonym für den Larvenwaldsänger (Myioborus miniatus (Swainson, 1827)). Girard schrieb darin This species I have named in memory of the lamented Cassimere H. Derham. Da der Vater 1841 noch nicht verstorben war, muss die Widmung wohl seinem Sohn gelten.