Grand Hôtel Alexanderplatz
Das Grand Hôtel Alexanderplatz war ein Luxushotel am Alexanderplatz im heutigen Berliner Ortsteil Mitte. Es wurde 1884 erbaut und bis in die 1920er Jahre als Hotel genutzt. 1945 wurde das Gebäude zerstört.
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Grand Hôtel lag an der nordöstlichen Ecke des Alexanderplatzes an der Alexanderstraße 46–48, der Neuen Königstraße und der Alten Schützenstraße. Ab 1934 lautete die Adresse Alexanderplatz 5–7. Auf dem ehemaligen Grundstück des Hotels entsteht der Covivio-Tower, der 2025 eröffnet werden soll[1].
Das historistische Gebäude war im Stil der Neorenaissance gestaltet, mit zahlreichen Erkern, Türmchen und weiteren architektonischen Elementen an der Außenfassade und der Innengestaltung.[2] Es hatte vier Etagen mit 185 Gästezimmern. Im Parterre gab es zwei Festsäle, ein Foyer, ein Café und weitere Räumlichkeiten. Im Kellergeschoss lag eine Gaststube. Außerdem waren im Erdgeschoss verschiedene Ladenlokale eingerichtet, z. B. für die Musikalienhandlung Fischer, ein Blumengeschäft und einen Friseursalon.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1884 wurde das Grand Hôtel Alexanderplatz nach etwa anderthalbjähriger Bauzeit eröffnet. Die Architekten waren Wilhelm Martens, Mathias von Holst und Carl Zaar. Es war das dritte Luxushotel in der Berliner Innenstadt nach dem Hotel Kaiserhof in der Wilhelmstraße und dem Central-Hotel am Bahnhof Friedrichstraße. Es sollte vor allem für Geschäftsreisende in der Nähe des neueröffneten Bahnhofs Alexanderplatz Unterkunftsmöglichkeiten anbieten.
1919 wurde der Hotelbetrieb zum größten Teil eingestellt. Viele Hotelzimmer wurden in Büros und für andere gewerbliche Zwecke umgewandelt. Einige wurden weiter für Übernachtungen angeboten. Seit Mitte der 1920er Jahre gab es nur noch eine andere gewerbliche Nutzung.[3] Eigentümer wurde die Engelhardt Brauerei, Ende der 1920er Jahre die städtische Berolina AG und 1933 die Stadt Berlin.
1943 wurde das Gebäude wahrscheinlich erstmals beschädigt und 1945 zerstört.
Theater und Kino
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Theater und Konzerthaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1894 richtete der Theaterunternehmer Richard Quarg einen Theaterraum mit 500 Plätzen in einem der Festsäle ein. Er führte Vaudeville-Theater und Singspiele auf, die Gebrüder Herrnfeld waren 1896/1897 die Direktoren.[4]
Seit 1901 betrieb H. Glogau dort ein Neues Concerthaus, offenbar mit einfacher Unterhaltungsmusik.[5][6][7] 1908 gab es kein Theater mehr.
UFA-Lichtspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1909 eröffnete das Union-Theater mit Stummfilmen und Orchesterbegleitung. Die Ausstattung wurde bei der Eröffnung so beschrieben:
„Das Union-Theater hat zwei Eingänge, ein Portal am Alexanderplatz, das in grossen Zügen in ägyptischem Stile gehalten ist, und ein zweites Portal, das von der Neuen Königstrasse aus zum Theater führt. Zu beiden Seiten des Haupteinganges erheben sich massive Obelisken, deren Spitzen hohl aus Glas gebildet sind. In diesen Hohlräumen befinden sich Quecksilber-Dampfbogenlampen. Die Obelisken selbst sind mit Goldmosaik bekleidet, und enthalten Bronzeschaukästen, in denen Abzüge der hauptsächlichsten Novitäten des jeweiligen Programms ausgestellt werden. Die Sockel dieser Obelisken sind mit Marmor bekleidet. Aus gleichem Materiale bestehen die Paneele im Vestibül. Rechts und links vom Aufgang, welcher geschmackvoll mit Velourteppichen belegt ist, sind zwei Sphinxen aufgestellt. Die Wände sind durch ornamentalen Schmuck sowie durch Spiegel und Beleuchtungskörper reich verziert. Die Decke besteht aus Spiegelkassetten, auf deren Kreuzungen 100kerzige Osramlampen eine nie gesehene Lichtfülle verbreiten.“[8]
Das Filmtheater wurde nach kurzen Unterbrechungen um 1920 als U.F.A.-Lichtspiele bis mindestens 1943 fortgeführt.[9]
Kabarett Tiefland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Kellergastraum gab es in den 1920er Jahren das Kabarett Tiefland (4000 Millimeter unter der Erde) von Gustav Pohle.[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Grand Hôtel Alexanderplatz Anderes Berlin
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Für Hochhäuser: Baustellen durchlöchern den Alexanderplatz. 5. September 2022, abgerufen am 16. Februar 2023.
- ↑ „F.“: Berliner Neubauten. [Folge] 28, Das Hôtel Alexanderplatz. In: Deutsche Bauzeitung, 19. Jahrgang 1885, Nr. 1 (vom 3. Januar 1885), S. 1–3 (Text, Xylografie), S. 5 (Grundrisse) / Nr. 3 (vom 10. Januar 1885), S. 13 f. (mit ausführlicher Architekturbeschreibung; Nrn. 1–9 (Januar-Ausgaben) als PDF-Dokument zum Download bei der BTU Cottbus)
- ↑ Alexanderstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1926, 3, S. 18 (Nutzung 1925).
- ↑ Peter Sprenger: Populäres jüdisches Theater in Berlin von 1877 bis 1933, 1997, S. 17–18.
- ↑ Alexanderstraße 46–48. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1902, III, S. 12 (erster Eintrag).
- ↑ Neues Konzerthaus am Alexanderplatz AKpool, Ansichtskarte
- ↑ Neues Concerthaus Sammlerportal, Ansichtskarte
- ↑ Der Kinematograph, Nr. 140, 1909, zitiert in UT-Lichtspiele Alle Kinos
- ↑ UT-Lichtspiele Kinowiki, mit detaillierten Daten zur Geschichte (unten)
- ↑ Gastraum Archiv Berlin-Mitte, Fotografie 1920er Jahre
Koordinaten: 52° 31′ 16,8″ N, 13° 24′ 45,5″ O