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Greifswalder Experimentalfilmzirkel

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Der Greifswalder Experimentalfilmzirkel (GEZ) war eine 1985 von Thomas Frick[1] und Robert Conrad gegründete regionale Künstlergruppe. Sie bestand bis 1989 und hatte ihren Sitz in Greifswald.

GEZ Shooting, Thomas Frick at Camera
MfS and film processing lab Johannisthal 1
MfS and film processing lab Johannisthal 2

Gründung und Geschichte

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Repressionen des Ministeriums für Staatssicherheit gegen progressive Greifswalder Schmalfilmamateure wie Thomas Frick und den späteren Fotografen und Bauhistoriker Robert Conrad, die sich 1983 zunächst unter dem Namen Runkel-Film AG zusammengetan hatten, führten am 31. Oktober 1985 zur Gründung unter dem Schutz des Stadtkabinetts für Kulturarbeit im Greifswalder St. Spiritus. Weitere bekannte Künstler in der Gruppe waren der Mailartkünstler und Verleger Lutz Wohlrab, Martin Bernhard,[1] der Maler Oskar Manigk sowie der Schauspieler Manfred Möck.

In den folgenden Jahren entstanden viel diskutierte Filme wie Hausfrauen und Chauffeure. Ein Spaziergang von Robert Conrad (nach der Erzählung von Hermann Broch), Der Ausflug ins Gebirge (nach der Erzählung von Franz Kafka) und Das Massaker von Thomas Frick[2] sowie das gemeinsame Ton-Bild-Experiment Türen, welches am 16. Januar 1986 im Greifswalder Rubenow-Club in der „Jazz im Gespräch“-Reihe von Tilo Braune zur Uraufführung kam.

Es entstanden Kontakte zu Filmkünstlerinnen und Künstlern wie Lutz Dammbeck, Heiner Carow, Christine Schlegel, Cornelia Klauß, Thomas Roesler, Mario Achsnick und Claus Loeser und zur Teilnahme an Underground-Filmfestivals in Dresden, Berlin, Jena, Rosenwinkel und Potsdam.

Währenddessen wurden Mitglieder und Arbeit des GEZ weiter von der Staatssicherheit beobachtet. Zum Beispiel wurden Filme im Auftrag der MfS-Kreisdienststelle Greifswald im Kopierwerk Berlin-Johannisthal für "Begutachtungsmaßnahmen" kopiert.[3] Der Leiter des Stadtkabinetts für Kulturarbeit war unter dem Decknamen "Erich Fried" IME[4] (Informeller Mitarbeiter des MfS im besonderen Einsatz).

Im November 1986 trafen sich Gäste des GEZ zur ersten eigenen „DDR-offenen Informationsveranstaltung zum Thema Experimentalfilm“ im Greifswalder St. Spiritus. Es war ein als offizielles Kulturevent getarntes Underground-Festival. Weitere Treffen folgten im Mai 1987 und Juni 1988.[5]

Nach weiteren Repressalien des MfS und dem Weggang der meisten Mitglieder aus Greifswald endete die Arbeit des GEZ 1989.

Über die Geschichte des Greifswalder Experimentalfilmzirkels wurde in zahlreichen Publikationen berichtet. Zum künstlerischen Schaffen des GEZ entstanden später die TV-Dokumentationen Die subversive Kamera von Cornelia Klauß[6][7] und Super 8 – Das Ende einer Legende von Jakob Kneser.

Die auf Super 8 festgehaltenen Tramptouren in Ungarn, Rumänien und Bulgarien sowie Armenien und Aserbaidschan von Thomas Frick und Robert Conrad wurden später Gegenstand von Buchdokumentationen und Dokumentarfilmen wie Unerkannt durch Freundesland, Interrail. Die beste Reise meines Lebens[8][9] und Als die Jeans noch Niethose hieß.

Buchdokumentationen wie Die subversive Kamera[10][11] und Der Greifswalder Kreis (in Gegenbilder. Filmische Subversion in der DDR 1976–1989. Texte, Bilder, Daten. von Claus -Löser, Karin Fritzsche, Sachbuch, Gerhard Wolf Verlag 1996) befassen sich ebenfalls mit dem Wirken der Gruppe.

Einzelnachweise

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  1. a b Unabhängiges Forum für die Film- und Medienszene in Niedersachsen, Rundbrief Juni - September 2020 (PDF), „Die westdeutschen Filmschaffenden wollten ja nicht die DDR-Kolleg*innen abwickeln, sondern mit ihnen gemeinsam ein neues Modell für die zukünftige Filmkultur in West und Ost entwickeln“, ab S. 28
  2. Programmheft: 6. Tage des unabhänigen Films (PDF), S. 19, Greifswalder Experimentalfilmzirkel
  3. Stasi. Abgerufen am 13. Dezember 2024.
  4. Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME). Abgerufen am 13. Dezember 2024 (deutsch).
  5. Gegenbilder - DDR-Film im Untergrund: 1983-1989. The world of electric galenza | beat-poet.de, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  6. Die subversive Kamera. Hanfgarn & Ufer, abgerufen am 12. Dezember 2024 (deutsch).
  7. Die subversive Kamera | Film 1996 | TV-MEDIA. Abgerufen am 12. Dezember 2024.
  8. Unsere Geschichte | Interrail. Die beste Reise meines Lebens. ndr.de, 18. Juni 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  9. “Interrail” + Lesung mit Autor Thomas Frick. Autokino-Zempow, abgerufen am 28. Mai 2024 (deutsch).
  10. Hans Joachim Schlegel, Cornelia Klauß: Gegenbilder. Perlentaucher, 1999, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  11. Hans-Joachim Schlegel, Anita Raith: Die subversive Kamera: zur anderen Realität in mittel- und osteuropäischen Dokumentarfilmen. UVK Medien, 1999, ISBN 978-3-89669-134-7 (google.de [abgerufen am 12. Dezember 2024]).