Ernst-Grote-Haus
Das Ernst-Grote-Haus,[1] auch Grotehaus[2][3] oder Grote-Haus genannt, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude nahe dem Zentrum von Hannover.[4] Das reich geschmückte historisierende Gebäude im Stadtteil Hannover-Mitte wurde ursprünglich Mitte der 1930er Jahre für die Kaffeefirma Ernst Grote errichtet.[2] Es liegt an der Strecke des Roten Fadens[5] unter der heutigen Adresse Breite Straße 10[2] Ecke Georgswall,[6] der früheren Große Wallstraße.[7]
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem der Unternehmer Ernst Grote (1845–1927) das von ihm[6] am 27. Januar 1873 als offene Handelsgesellschaft gegründete Unternehmen[8] im Jahr 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hatte, leitete nach dessen Tod der Kaffeefachmann Carl Winter den Vertrieb für ganz Deutschland. Unter Winters Führung[6] sollte an die bis dahin als Geschäfts- und Unternehmenssitz genutzte Alte Kanzlei eine dem historischen Gebäude angepasste Erweiterung gebaut werden.[2] Hierzu musste jedoch zunächst ein Teil der sich hinter dem Hause befindlichen mittelalterlichen Stadtmauer gekauft werden, an deren Stelle dann ein vierstöckiges Lagerhaus errichtet wurde.[1]
Das neue Grotehaus wurde 1935 bis 1936[2] im Zuge der nationalsozialistischen städtebaulichen Umbauplanungen nach Plänen des Architekten Adolf Springer auf einem L-förmigen Grundriss errichtet.[9] Dabei entstand ein historisierender, dreigeschossiger Ziegelbau[2] im Heimatschutzstil[5] mit Rahmungen aus Werkstein, über den sich ein hohes Dach[2] mit einem charakteristischen sechsstufigen Treppengiebel erhob. Das Gebäude orientierte sich einerseits in seinen Grundformen ästhetisch und formal am Stil früher Hannoveraner Bürgerhäusern. Andererseits ließen die flächig angeordneten, groß dimensionierten Fenster und die schmalen Fensterbänder im Giebelfeld auch Einflüsse des Neuen Bauens erkennen.[9]
Das zentrale Bogenportal mit dem reliefartigen Familienwappen[9] des Firmengründers[2] sowie zwei rahmende, lebensgroße Kaufmannsfiguren[9] aus dem Jahr 1935 stammten ursprünglich aus der Hand des Bildhauers Berthold Stölzer.[2]
Das reichhaltige Bildprogramm mit Knaggen- und Füllbretter-Schmuck schnitzte der Bildhauer Friedrich Buhmann erstmals 1935 aus den hölzernen Balken.[2]
Durch die Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkrieges wurde die Alte Kanzlei vollständig, das Grotehaus in Teilen zerstört. 1949 wurde das Grotehaus als eines der ersten frühen Sanierungen der Nachkriegszeit durch die Architekten Eduard Jürgens und Hans Mencke im Stil der 1930er Jahre wiederhergestellt. Der Bildhauer Ludwig Vierthaler stellte das Werksteinportal nach der ursprünglich durch Berthold Stölzer geschaffenen Vorlage wieder her,[2] inklusive den Symbolen der Waage und des Schiffes sowie den Jahreszahlen 1873, 1936 und 1946.[3]
Später wurde am Gebäude zur Erinnerung an das bis zum Jahr 1748 vor Ort stehende ehemalige Innere Aegidientor eine Stadttafel installiert.[3]
Die alte Kanzlei wurde nicht wieder aufgebaut. An ihrer Stelle entstand im Jahr 1977 ein Neubau der Landestreuhandstelle unter der heutigen Hausnummer 12.[2]
1994 wurde seitlich des Gebäudes, am Georgswall, eine südliche Erweiterung der ehemaligen Landeszentralbank errichtet, die dann zu einer unselbständigen Verwaltungseinheit der Deutschen Bundesbank wurde.[10]
Im Ernst-Grote-Haus[11][8] war von 2009 bis 2019 die Norddeutsche Facility Management GmbH[6] (NORD/FM)[12] untergebracht, eine 100-prozentige Tochter der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB).[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grotehaus in Hannover, Sonderdruck (2 Seiten) mit 6 Kunstdruck-Abbildungen der Erweiterungen der Architekten Jürgens und Mencke, in: Deutsche Bauzeitung, Deutsche Verlagsanstalt, Berlin 1937[13]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b o. V.: Ernst Grote A.G., Hannover / Kaffee-Großrösterei und Kolonialwarenhandlung, Breite Straße 7–10, In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954. Adolf Sponholtz, Hannover 1954, S. 154f., hier: S. 157
- ↑ a b c d e f g h i j k l Helmut Knocke, Hugo Thielen: Breite Straße 10, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 95
- ↑ a b c Helmut Zimmermann: Grotehaus, in ders.: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmäler von A bis Z. 2. Auflage. Feesche, Hannover 1988, ISBN 3-87223-046-8, S. 47
- ↑ Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig (Bearb.): Mitte, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7; hier: Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 3ff.; hier: S. 3
- ↑ a b o. V.: Sehenswürdigkeit / Ernst-Grote-Haus ( vom 11. Januar 2020 im Internet Archive) auf der Seite hannover.de
- ↑ a b c d e Waldemar R. Röhrbein: Grote, in: Stadtlexikon Hannover, S. 237; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Helmut Zimmermann: Georgswall, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 90
- ↑ a b Ernst Grote Aktiengesellschaft, in: Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften (= Die Großunternehmen im Deutschen Reiche), Band 48, Teil 4, Berlin: Spezial-Archiv der Deutschen Wirtschaft Verlag Hoppenstedt & Co., 1943, S. 3548; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ a b c d Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof: Ehem. Ernst-Grote-Haus, heute Nord LB. In dies.: Architekturführer Hannover. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01210-2, S. 33; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Rainer Ertel: Das Atlantikhaus am Georgsplatz, in ders.: Da war doch mal was. Auf Spurensuche in Hannover, Norderstedt: Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-7528-4414-6 und ISBN 978-3-7528-8020-5, S. 34–35; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Klaus Mlynek: 1935, in: Hannover Chronik, S. 175ff.; hier: S. 176; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Anfahrtsbeschreibung mit Adressangaben als PDF-Dokument von der Seite nordfm.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 11. Januar 2020
- ↑ Handels- und Geschäftshäuser, in: Deutsche Bauzeitung, Band 71, Deutsche Verlags-Anstalt, Berlin 1937, S. 292; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Koordinaten: 52° 22′ 9,2″ N, 9° 44′ 26,8″ O
- Bürogebäude in Hannover
- Bauwerk des Historismus in Hannover
- Bauwerk der Moderne in Hannover
- Bauwerk des Heimatschutzstils in Niedersachsen
- Baudenkmal in Hannover
- Erbaut in den 1930er Jahren
- Zerstört in den 1940er Jahren
- Erbaut in den 1940er Jahren
- Mitte (Hannover)
- Norddeutsche Landesbank
- Zerstört im Zweiten Weltkrieg