Grotte des Pigeons

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Grotte des Pigeons

Lage: Berkane, Oriental, Marokko
Geographische
Lage:
34° 48′ 53,1″ N, 2° 24′ 14,3″ WKoordinaten: 34° 48′ 53,1″ N, 2° 24′ 14,3″ W
Grotte des Pigeons (Marokko)
Grotte des Pigeons (Marokko)
Entdeckung: 1908

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Blick von Osten auf die Grotte
Blick von Osten auf die Grotte

Bei der Grotte des Pigeons handelt es sich um eine Höhle bei Taforalt (daher auch Grotte de Taforalt, arabisch مغارة تافوغالت, DMG Maġārat Tāfūġālt genannt) in der Region Oriental im Osten Marokkos. Dort wurden seit der Entdeckung im Jahr 1908 mehrere Ausgrabungen (1944–1947, 1950–1955 und 1969–1977) durchgeführt, zuletzt ab 2003. Die insgesamt etwa 10 m dicken Schichten, die in der letzten Grabungskampagne entdeckt wurden, reichten bis in das Atérien zurück und enthielten die Überreste von mindestens 34[1] Menschen des Ibéromaurusien in zwei Begräbniszonen; diese und weitere Funde lassen weitreichende Aussagen über Ernährungsveränderungen und die Begräbnispraxis zu. Die jüngste Grabungskampagne brachte bis zu 200.000 Jahre alte Funde zutage.

2003 begann eine weitere Grabungskampagne. Dabei fanden sich 13 durchbohrte Schneckenhäuser (Nassarius gibbosulus), die auf ein Alter von 82.000 Jahren datiert wurden. Diese Art existiert heute nur noch im östlichen Mittelmeer, die paläolithischen Vertreter waren größer und besaßen dickere Schalen. Die Muscheln stammten von toten Tieren, wurden 40 km weit transportiert, mit Ocker verziert und so durchbohrt, dass man sie als Kette tragen konnte. Sie gelten als ältestes symbolisches Objekt. Zudem könnten sie ein Hinweis auf soziale Tauschnetzwerke sein, da sie, ähnlich wie Objekte aus einer wenig jüngeren Zeitstufe, über erhebliche Distanzen bewegt wurden.

Jüngste Untersuchungen an 52 Skeletten aus der Zeit zwischen 15.000 und 13.700 vor heute erwiesen, dass die Jäger und Sammler bereits unter Karies litten, obwohl meist vermutet wurde, dass diese Zahnkrankheit erst mit der Getreideproduktion aufkam. Offenbar hing dies mit ihrer Ernährung zusammen, die partiell aus erheblichen Mengen von Eicheln, aber auch aus Pinienkernen und Pistazien bestand. Zudem stellte sich heraus, dass die Bewohner der ausgedehnten Höhle nicht nur einen Friedhof mehrere Jahrtausende lang unterhielten, was auf eine gewisse Art von Sesshaftigkeit hindeuten könnte, sondern auch Eichelvorräte anlegten. Da sie wohl aus rituellen Gründen die Vorderzähne entfernten, ist es umso überraschender, dass sich keinerlei Hinweise auf die Entfernung von kariösen Zähnen fanden.[2]

Vor 13.000 Jahren müssen Landschnecken in großer Zahl zur Ernährungsbasis hinzugekommen sein. Möglicherweise handelte es sich um eine abrupte Veränderung bei einer geringen Artenzahl. Zu diesen Arten gehören Alabastrina alabastrites aus der Familie der Schnirkelschnecken, Helix cf aspersa (Gefleckte Weinbergschnecke), dann Dupotetia dupotetiana und Otala punctata aus der Gattung Otala, die ebenfalls zu den Schnirkelschnecken gehört, sowie Cernuella sp aus der Familie der Laubschnecken.[3]

  • Abdeljalil Bouzouggar, Nick Barton, Marian Vanhaeren, Francesco d’Errico, Simon Collcutt, Tom Higham, Edward Hodge, Simon Parfitt, Edward Rhodes, Jean-Luc Schwenninger, Chris Stringer, Elaine Turner, Steven Ward, Abdelkrim Moutmir, Abdelhamid Stambouli: 82,000-year-old shell beads from North Africa and implications for the origins of modern human behavior. Proceedings of the National Academy of Sciences, USA 104 (2007) 1964–1969.
  • Louise T. Humphrey, Silvia M. Bello, Elaine Turner, Abdeljalil Bouzouggar, Nick Barton: Iberomaurusian funerary behaviour: Evidence from Grotte des Pigeons, Taforalt, Morocco, in: Journal of Human Evolution 62 (2012) 261–273.
  • R. Nicholas E. Barton, Abdeljalil Bouzouggar, Simon N. Collcutt, Louise T. Humphrey (Hrsg.): Cemeteries and Sedentism in the Later Stone Age of NW Africa: Excavations at Grotte des Pigeons, Taforalt, Morocco (= Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Band 147). Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2019, ISBN 978-3-88467-312-6 (online).
Commons: Taforalt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. V. Mariotti, B. Bonfiglioni, F. Facchini, S. Condemi, M.G. Belcastro: "Funerary practices of the Iberomaurusian population of Taforalt (Tafoughalt; Morocco, 11-12,000 BP): new hypotheses based on a grave by grave skeletal inventory and evidence of deliberate human modification of the remains", Journal of Human Evolution. 2009. Zitat: "The highest value [for the Minimum Number of Individuals] is given by the right femur, according to which there are at least 34 individuals. On the basis of cranial specimens (unmarked fragments were not considered), the MNI is 33. Therefore, the MNI of the whole necropolis can be plausibly estimated at 35-40 individuals. This is much less than the value given by Ferembach (1962) of 86 adults and adolescents, obtained simply by adding the individuals in each grave."
  2. Louise T. Humphrey, Isabelle De Groote, Jacob Morales, Nick Barton, Simon Collcutt, Christopher Bronk Ramsey, Abdeljalil Bouzouggar: Earliest evidence for caries and exploitation of starchy plant foods in Pleistocene hunter-gatherers from Morocco, PNAS (6. Januar 2014) doi:10.1073/pnas.1318176111.
  3. Victoria Taylor, R. Nicholas E. Barton, Martin Bell, Abdeljalil Bouzouggar, Simon N. Collcutt, S. Black, Joshua T. Hogue: The Epipalaeolithic (Iberomaurusian) at Grotte des Pigeons (Taforalt), Morocco: A preliminary study of the land Mollusca, in: Quaternary International 244,1 (November 2011) 5–14.