Grupos de Resistencia Antifascista Primero de Octubre
Die Grupos de Resistencia Antifascista Primero de Octubre, kurz GRAPO, auf deutsch ‚Gruppen des antifaschistischen Widerstands des 1. Oktober‘ war eine bewaffnete kommunistische Untergrundgruppe in Spanien, die von 1976 bis 2007 aktiv war und in dieser Zeit zahlreiche Attentate auf Repräsentanten des spanischen Staates und auf Zivilpersonen verübte.
Der Rat der Europäischen Union führt die Organisation auf seiner Liste der terroristischen Vereinigungen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]GRAPO gilt als der bewaffnete Arm des 1975 gegründeten Partido Comunista de España (reconstituido) (PCEr), einer marxistisch-leninistischen Partei, deren Vorläuferorganisation sich 1968 von der kommunistischen Partei Spaniens (PCE) abgespalten hatte. Der Name GRAPO leitet sich her von dem Datum der Ermordung von vier Mitgliedern der Guardia Civil durch Mitglieder des PCEr am 1. Oktober 1975.
GRAPO verübte von 1977 bis 2006 in unregelmäßigen Abständen Anschläge und Banküberfälle in Spanien.[2][3]
Zitat von Kai Lemler:
„Im Rahmen des Versuchs der Bildung einer antiimperialistischen Front in Europa ging die RAF Kooperationen mit der französischen Action Directe, den belgischen Cellules Communistes Combattantes (CCC) und den italienischen Brigate Rosse ein. Verbindungen bestanden auch zur spanischen GRAPO und zur palästinensischen PLO bzw. zur PFLP. Die angestrebte nationale und internationale Front kam jedoch nie wirklich zustande.“[4][5][6][7]
Als die sozialistische Regierung bei einer Antiterrorismuskampagne die GRAPO-Häftlinge auf mehrere Gefängnisse verteilte, führte die GRAPO 1990/91 einen Hungerstreik durch. Er endete nach vierzehn Monaten erfolglos für die GRAPO unter anderem mit einem Toten. Die GRAPO ermordete einen Arzt, der vor Gericht das Recht auf Zwangsernährung eingeklagt hatte.[8][9]
Seit 2000 wurden viele GRAPO-Mitglieder in Spanien und Frankreich verhaftet. 2003 wurde die PCE(r) als Partei verboten, da angenommen wurde, dass sie und die GRAPO eine gemeinsame Organisation bilden würden. Anfang Juni 2007 wurde nach Angaben der spanischen Behörden die einzige verbliebene Terrorzelle der GRAPO durch die Verhaftung sechs mutmaßlicher Mitglieder zerschlagen, womit die Organisation aufgelöst worden sei, da sich nunmehr kein Mitglied dieser Gruppe mehr in Freiheit befinde.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Political dissent: an international guide to dissident, extra-parliamentary, guerrilla, and illegal political movements (Seite 464 ff), von Henry W. Degenhardt, Alan John Day, Gale Research Company, 1983
- Historia del PCE(r) y de los GRAPO, von Juan García Martín, Ed. Contra Canto, 1986
- Revolutionary and dissident movements: an international guide (Seite 340 ff), von Henry W. Degenhardt, Longman, 1988
- Revolutionary and dissident movements: an international guide (Seite 309 ff), von Guy Arnold, Longman, 1991
- A Brief History of the Armed Struggle of G.R.A.P.O. in Spain, Jacksonville, Florida, Branch of the Anarchist Black Cross Federation, 1997 – 8 Seiten
- Der Rechtsstaat in Deutschland und Spanien: Projektbeschreibung, von Detlef Georgia Schulze, Sabine Berghahn und Frieder Otto Wolf, (2003) veröffentlicht in: StaR P – Neue Analysen zu Staat, Recht und Politik / Serie W: Arbeitspapier des DFG-Projektes „Der Rechtsstaat in Deutschland und Spanien“, Vol. 2006, No. 1
- Europe's Red Terrorists: The Fighting Communist Organizations, von Yonah Alexander und Dennis A. Pluchinsky, Routledge, 12. November 2012
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Liste des EU-Rates über Terrororganisationen vom 29. Mai 2006, abgerufen am 20. Februar 2015
- ↑ a b Auf Kampfandrohungen folgen Festnahmen von Eta und Grapo. In: Der Tagesspiegel. 7. Juni 2007, abgerufen am 20. Februar 2015.
- ↑ Spanische Polizei zerschlägt linksextreme GRAPO-Zelle. In: Basler Zeitung. 27. September 2007, archiviert vom ; abgerufen am 20. Februar 2015.
- ↑ Kai Lemler: Sicherheitskonzepte in asymmetrischen Konflikten. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2017, ISBN 978-3-8288-3902-1, S. 413 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Christian Lütnant: „Im Kopf der Bestie“: Die RAF und ihr internationalistisches Selbstverständnis. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2014, ISBN 978-3-8288-3322-7, S. 157 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Alexander Straßner: Die dritte Generation der „Roten Armee Fraktion“: Entstehung, Struktur, Funktionslogik und Zerfall einer terroristischen Organisation. Springer, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-14114-5, S. 315 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Jan-Hendrik Schulz: Unbeugsam hinter Gittern: Die Hungerstreiks der RAF nach dem Deutschen Herbst. Campus, Frankfurt 2019, ISBN 978-3-593-50681-4, S. 354 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Grapo-Hungerstreik in der Sackgasse, von Antje Bauer, taz 27. April 1990
- ↑ Grapo-Hungerstreik beendet, von Antje Bauer, taz 19. März 1991