Gudrun Fritsch
Gudrun Fritsch (* 1939 in Berlin als Gudrun Heinze) ist eine klinische Psychologin und Kunsthistorikerin. 1986 gründete sie zusammen mit ihrem Ehemann das private Käthe-Kollwitz-Museum in der Berliner Fasanenstraße. Neben dem hauptamtlichen Direktor Martin Fritsch leitete sie das Museum bis 2014 als ehrenamtliche Kuratorin, Gründerin und Vorsitzende des Freundeskreises.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abitur am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf studierte Gudrun Fritsch ab 1961 zunächst an der Freien Universität Geschichte und Germanistik, ab 1962 an der Pädagogischen Hochschule Berlin, wo sie ihr Studium 1965 mit dem Schwerpunkt Geschichte als Grundschullehrerin abschloss. In den Jahren 1965 bis 1973 war Gudrun Fritsch als Lehrerin an verschiedenen Berliner Grundschulen tätig. Im Jahr 1973 folgte das Diplom an der Pädagogischen Hochschule mit der Arbeit „Theorien des kindlichen Autismus‘ und der Versuch der Beschulung dieser Kinder“.
Ab 1975 erhielt sie ein Stipendium an der Indiana University Bloomington und eine Assistentenstelle am dortigen Doctoral Program für einen Forschungs- und Lehrauftrag des Fachbereichs Sonderpädagogik. Für ihre Abschlussarbeit „Analysis of semantic-syntactic complexity in echolalic autistic children“ verlieh ihr die Universität 1978 den Titel Doctor of Philosophy (PhD). Die Veröffentlichung ihrer Dissertation folgte 1978 unter dem Titel: „Elicited Imitation - A vehicle for assessing the language functioning level of echolalic autistic children“.
Im Anschluss daran lehrte Fritsch bis 1979 als freie Dozentin im Center for Innovation im Bereich "Teaching the Handicapped".
Nach den Stationen in den USA folgte sie einem Ruf als Hilfsreferendarin des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft nach Bonn. Dort brachte sie ihre theoretische Grundlagenforschung und ihre Expertise auf politischer Ebene unter anderem in das später beschlossene Inklusionsgesetz ein.
Von 1982 bis zu ihrer Pensionierung 1993 war Gudrun Fritsch am Krankenhaus Neukölln tätig und arbeitete dort im Bereich Schulpsychologischer Dienst, Schwerpunkt Sonderpädagogik.
Neben ihrer psychologischen Tätigkeit im Krankenhaus Neukölln studierte sie ab 1991 Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss ihr Studium 1998 mit der Magisterarbeit zum Thema „Käthe Kollwitz und Russland. Eine problematische Wahlverwandtschaft“[2] ab.
Käthe Kollwitz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den späten 1960er-Jahren legte die Freundschaft von Gudrun und Martin Fritsch zum Westberliner Künstler, Journalisten, Kunsthändler und Kollwitz-Sammler Hans Pels-Leusden den Grundstein für ihre lebenslange Begeisterung für die Kunst von Käthe Kollwitz.[3]
1986 gründete Gudrun Fritsch in Zusammenarbeit mit Hans Pels-Leusden und Martin Fritsch das privaten Käthe-Kollwitz-Museums Berlin.[4][5]
Gudrun Fritsch kuratierte Ausstellungen in China, Japan, Russland, Brasilien, England und in den USA. Regelmäßig veröffentlichte sie kunstwissenschaftliche Beiträge, begleitende Kataloge für die Ausstellungen des Museums und in Kunstzeitschriften wie Weltkunst und im Museums Journal. Im Bereich der Museumspädagogik arbeitete Gudrun Fritsch mit behinderten und nichtbehinderten Kindern zu Fragestellungen der kindlichen Wahrnehmung und Rezeption des Lebens und Schaffens von Käthe Kollwitz.[6]
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gudrun Fritsch ist seit August 1973 mit Martin Fritsch verheiratet.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für ihre Forschung, Publikation und Vermittlung wurden Dr. Gudrun Fritsch und Martin Fritsch am 1. November 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Am 19. Oktober 2011 erhielten beide die Bürgermedaille für besondere Verdienste um den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.[7]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Elicited Imitation – A vehicle for assessing the language functioning level of echolalic autistic children. Center for Innovation in Teaching the Handicapped, School of Education, Indiana University, Bloomington, 1978.
- Ansätze der Verhaltensmodifikation in der Sonderpädagogik mit methodisch-praktischen Hinweisen. Erschienen in: Informationen aus der Berliner Sonderpädagogik, Heft 2, Mai 1975.
- A Formative Evaluation of the Intensive Inservice Training Project: Final Design. Center for Innovation in Teaching the Handicapped, Bloomington, Indiana University, 1975.
- Mainstreaming. Integrative schulische Förderung Lernbehinderter in die Regelschule aus der Sicht amerikanischer Bildungskonzeption. Erschienen in: Der Kinderarzt, 1978.
- A Comparison of Distinguishing Features between Kanner’s Syndrome and Asperger’s Syndrome. National Conference for Parents and Professionals San Antonio, Texas, 1984.
- Asperger-Syndrome – A clinical Sub-Type of DD. The neuropsychological evidence. Academy of Child and Adolescent, Washington, 1987.
- Twenty possibly autistic parents. Erschienen in: Journal of Autism and Developmental Disorders, Vol. 18. No. 1. 1988.
Ausstellungen und Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1988: Anlässlich einer Käthe-Kollwitz-Ausstellung in Sao Paulo (Brasilien): Seminarwoche am dortigen Goethe-Institut
- 1992: Käthe-Kollwitz-Ausstellung anlässlich des 125. Geburtstages der Künstlerin in der National Gallery in Washington, D.C./USA
- 1995: Arbeit mit der Tanzgruppe AMICI in London. Integration von behinderten Jugendlichen in eine Gruppe ausgebildeter Tänzer*innen. Aufführung: „Rückblicke – Das Leben der Künstlerin Käthe Kollwitz“ in der Akademie der Künste Berlin zum Anlass des 50. Todestag von Käthe Kollwitz
- 1997: Erste Ausstellung von Werken der Künstlerin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Kalingrad/Königsberg
- 2005/06: Ausstellung des Bestandes des Berliner Käthe-Kollwitz-Museums in fünf japanischen Museen anlässlich des deutsch-japanischen Kulturjahres. Begleitende Führungen und Vorträge in Tsukuba und Himeji
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ tvberlin: Standort Berlin mit Gudrun Fritsch - Teil 1. 2. Dezember 2013, abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Käthe Kollwitz (1867-1945). Abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Sammler-Ehepaar Gudrun und Martin Fritsch zeigen ihre Werke von Käthe Kollwitz - B.Z. – Die Stimme Berlins. 21. April 2021, abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ tvberlin: Standort Berlin mit Gudrun Fritsch - Teil 1. 2. Dezember 2013, abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ :: Portal Kunstgeschichte – Das Informationsportal für Kunsthistoriker im deutschsprachigen Raum. Abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Käthe Kollwitz. Abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Verleihung von 15 Bürgermedaillen am Bezirkstag am 19.10.2011. 6. Oktober 2023, abgerufen am 19. Dezember 2024.
Personendaten | |
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NAME | Fritsch, Gudrun |
ALTERNATIVNAMEN | Heinze, Gudrun (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | klinische Psychologin und Kunsthistorikerin |
GEBURTSDATUM | 1939 |
GEBURTSORT | Berlin |