Gulalai Ismail

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gulalai Ismail (2014)

Gulalai Ismail (paschtunisch ګلالۍ اسماعیل; Urdu گلالئی اسماعیل; * 1986 in Swabi) ist eine paschtunisch-pakistanische Menschenrechtsaktivistin. Sie gründete und leitete die Netzwerke Aware Girls und Seeds of Peace und lebt heute wegen vielfältiger Bedrohungen im Exil in den USA.

Gulalai Ismail wurde 1986 in Swabi in der nordostpakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa geboren. Sie wuchs in Peschawar in der Grenzregion zu Afghanistan auf.[1] Ihr Vater war der Lehrer und Menschenrechtsaktivist Mohammed Ismail. In der Familie wurde von klein auf über Geschlechterdiskriminierung und Frauenrechte gesprochen.[2]

Sie schloss 2002 an der Quaid-i-Azam-Universität in Islamabad mit einem Master in Biotechnologie ab.[3] Im Alter von 16 Jahren gründete sie mit ihrer Schwester Saba Ismail die NGO Aware Girls,[4] die sich den Kampf gegen eine Kultur der Gewalt und Unterdrückung von Frauen in den ländlichen Gebieten der Provinz Khyber Pakhtunkhwa zum Ziel setzte. 2011 war auch die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai Teilnehmerin bei Aware Girls.[5]

Ismail versucht, Friedensaktivisten zusammenzubringen, um friedlichen Widerstand gegen die Taliban zu fördern und Frauen zu politischem Engagement zu ermutigen. Sie regte an, dass Untersuchungen zu den psychologischen Auswirkungen des Terrorismus auf Kinder und Familien durchgeführt werden. Ismail sprach sich auch gegen die Blasphemiegesetze in Pakistan aus und die Auswirkungen, die diese Gesetze auf die säkulare Rede und den säkularen Aktivismus sowie die Sicherheit der Aktivisten haben. Sie zeigte sich überzeugt, dass es ohne eine säkulare Demokratie keinen Frieden in Pakistan geben könne.[6]

Zusätzlich zu Aware Girls, dessen Vorsitzende sie weiterhin ist, gründete Ismail 2010 das Netzwerk Seeds for Peace, das junge Menschen in Menschenrechten und politischer Führung ausbildet und die Toleranz zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen fördern soll. Seeds of Peace ist eine Reaktion auf die ihrer Ansicht nach zunehmende „Talibanisierung“ gefährdeter junger Männer und Frauen im Swabi Distrikt und anderen ländlichen Gebieten. Laut dem World Humanist Congress zeichnet sich die Arbeit des Netzwerks durch die Förderung von Frieden und Pluralismus und die Infragestellung von religiösem Extremismus und Militanz aus.

Von 2009 bis 2011 war Ismail Mitglied des Exekutivausschusses von The International Humanist und der Ethical Youth Organization. Von 2010 bis 2012 war sie im Vorstands des Women’s Global Network for Reproductive Rights. Sie arbeitet außerdem für die Gender Working Group des United Network of Young Peacebuilders (UNOY) und ist Mitglied des Asian Democracy Network.

2013 richtete Ismail die Telefon-Hotline Marastyal mit Sitz in Peshawar ein, die Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt Rechtsberatung und medizinische Nothilfe anbietet.[7][8]

Ismails Organisation erweiterte ihren Tätigkeitsbereich um Aufklärung zu Themen wie Zugang zu Abtreibung oder Prävention von HIV und AIDS. Gulalai und ihre Schwester Saba waren als Beraterinnen für Frieden und Frauenrechte bei den UN und für US-Regierungsabteilungen tätig.[9]

Gulalai Ismail war wegen ihres Aktivismus häufig Bedrohungen ausgesetzt bis zu bewaffneten Überfällen auf das Haus der Familie (2014).[10] In einem Interview mit der BBC sagte sie:

„Ich weiß, dass die Risiken groß sind... manchmal fürchte ich um das Leben meiner Familie... wir mussten mehrere Male umziehen, immer und immer wieder ... Eine der positiven Botschaften, die ich daraus ziehe, ist, dass sie Angst vor den Auswirkungen meiner Arbeit haben, dass sie mir deshalb Angst machen und mich mundtot machen wollen.“

Im September 2019 musste Gulalai Ismail wegen der Bedrohungslage aus Pakistan fliehen und ins Exil in die Vereinigten Staaten gehen, nachdem sie Vorwürfe gegen das pakistanischen Militär wegen sexueller Übergriffe und Verschwindenlassens von Personen erhoben hatte.[11][12]

Gulalai Ismail beim Women of the World Festival (2018)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jo Fidgen: Speaking out at a cost. In: BBC World Service. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  2. Interview with Gulalai Ismail, The World Justice Project, 15. Oktober 2013, abgerufen am 23. Februar 2024
  3. Gulalai Ismail Founder and chair of Aware Girls. In: Huffington Post. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  4. Two Pakistani women awarded Chirac Prize in Paris for conflict prevention. In: Dawn. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  5. Billy Briggs: The Peshawar women fighting the Taliban: 'We cannot trust anyone'. In: The Guardian. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  6. Kirsti Bergh: Bekjemper talibanisering med undervisning: Pakistansk kvinneaktivist til verdenskongressen. In: Fritanka.no. Abgerufen am 23. Februar 2024 (norwegisch).
  7. Pamela Burke: Peacebuilder Gulalai Ismail Fights For Girls’ Rights In Pakistan. In: The Womens Eye. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  8. Marastyal Helpline: Providing Referral Services to survivors of Gender Base Violence. In: Aware Girls. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.awaregirls.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Secretary-General Nominates Lead Author and Advisory Group for Progress Study on Youth, Peace and Security. In: UN.org. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  10. Aware Girls founders under threat in Pakistan. In: IHEU. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  11. a b https://humanists.international/de/2021/03/Gulalai-Ismail-wurde-zum-ersten-Botschafter-von-Humanists-International-ernannt/ abgerufen am 23. Februar 2024
  12. Gulalai Ismail: Activist in hiding flees Pakistan for the US - BBC News. In: bbc.com. 20. September 2019, abgerufen am 24. Februar 2024 (englisch).
  13. Amanda Silverman: A deadly double standard. In: Foreign Policy. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  14. http://www.thenews.com.pk/latest/2307-pakistani-activist-gulalai-ismail-wins-commonwealth-youth-award abgerufen am 23. Februar 2024
  15. Susan Owensby: Gulalai Ismail wins the 2016 Chirac Prize for the Prevention of Conflict. In: Radio France Internationale. France Médias Monde, abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  16. Pakistani activist Gulalai Ismail wins Anna Politkovskaya Award. In: The International News. Abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).