Gustav Warneck
Gustav Adolf Warneck (* 6. März 1834 in Naumburg, Sachsen-Anhalt; † 26. Dezember 1910 in Halle (Saale)) war ein deutscher evangelischer Theologe und Begründer der systematischen protestantischen Missionswissenschaft mit der ersten Professur in Halle von 1896 bis 1908.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Warneck wuchs in einer Handwerkerfamilie auf. Nachdem er erst das Nadlerhandwerk bei seinem Vater erlernt hatte, besuchte er 1850 bis 1855 dank Unterstützung eines Onkels die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle. Er studierte evangelische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Halle, wo er von August Tholuck geprägt und dadurch zum Pietisten wurde. Während seines Studiums wurde er Mitglied des Hallenser Wingolf.
1858 bis 1862 unterrichtete Warneck als Hauslehrer in Elberfeld und leitete dort ein Waisenhaus. Er kam in Kontakt zu führenden Vertretern der Rheinischen Missionsgesellschaft, wegen seiner schwachen Gesundheit nahm er nur eine Stelle als Hilfsprediger in Roitzsch bei Bitterfeld an. Ab 1863 war er als Archidiakon in Dommitzsch bei Torgau tätig. Während des preußisch-österreichischen Krieges 1866 diente er als Feldprediger.
1870 wurde er zum Missionsinspektor und Reiseprediger der Rheinischen Mission in Barmen berufen. 1871 promovierte Warneck an der Universität Jena mit der Dissertation zum Thema Pauli Bekehrung, eine Apologie des Christentums. Aus Krankheitsgründen wechselte er aber 1874 ins Pfarramt in Rothenschirmbach bei Eisleben. August Schreiber wurde sein Nachfolger als Lehrer am Missionsseminar.
1874 begründete Warneck die Allgemeine Missions-Zeitschrift, die er in Verbindung mit Reinhold Grundemann herausgab. 1879 rief er die sächsische Provinzial-Missionskonferenz ins Leben. Zwischen 1892 und 1903 erschien sein fünfbändiges Hauptwerk, die Evangelische Missionslehre. Als er als Pfarrer schon emeritiert war, wurde er 1896 zum Professor für Missionswissenschaft in Halle ernannt, wodurch erstmals dieses Fach an einer deutschen Universität institutionalisiert wurde.[2]
Er wurde auf dem Nordfriedhof in Halle an der Saale bestattet und wünschte sich auf seinem Grabstein die Worte Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.[3]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gustav Warneck ist der Vater des Missionars Johannes Warneck und des Verlagsbuchhändlers Martin Warneck.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Missionsstunden, Band 1: Die Mission im Lichte der Bibel, 1878.
- Die gegenseitigen Beziehungen zwischen der modernen Mission und Kultur, 1879.
- Modern Missions and Culture, übersetzt von Thomas Smith, J. Gemmel, Edinburgh 1883.
- Die christliche Mission : ihre sachliche Begründung und thatsächliche Ausführung in der Gegenwart, 1879.
- Abriß einer Geschichte der protestantischen Missionen von der Reformation bis auf die Gegenwart, 1882.
- Outline of a History of Protestant Missions from the Reformation to the Present Time: A Contribution to Modern Church History, übersetzt George Robson, Revell, New York 1884 und 1901.
- Christiane Kähler: eine Diakonissin auf dem Missionsfelde, Verlag des Missionshauses, Barmen 1882.
- Missionsstunden, Band 2: Die Mission in Bildern aus ihrer Geschichte, 1884.
- Protestantische Beleuchtung der römischen Angriffe auf die evangelische Heidenmission, 1884–1885.
- Welche Pflichten legen uns unsere Kolonien auf?, 1885.
- Die Mission in der Schule, Ein Handbuch für Lehrer, 1887
- Die Stellung der evangelischen Mission zur Sklavenfrage, 1889.
- Evangelische Missionslehre. Ein missionstheoretischer Versuch, Gotha 1892 bis 1903, 5 Bände; modernisierte Ausgabe in Bonn 2015.
- Werner Raupp (Hrsg.): Mission in Quellentexten. Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910, Erlangen/Bad Liebenzell 1990, S. 364–378 (Einleitung, Quellenauszüge, Literatur).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Kähler, Johannes Warneck: D. Gustav Warneck. 1834-1910. Blätter der Erinnerung ... [mit 12 Vollbildern], Verlag von Martin Warneck, Berlin 1911.
- Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Band 3, Leipzig 1920, S. 677.
- Martin Warneck: Fünfundzwanzig Jahre Verlag Martin Warneck Berlin, Hersteller: Spamersche Buchdruckerei in Leipzig [1920]; DNB 1045443395
- Gustav Warneck, in: William R. Hutchison: Errand to the World: American Protestant Thought and Foreign Missions, University of Chicago Press, Chicago und London 1987.
- Hans Kasdorf: Gustav Warnecks missiologisches Erbe: Eine biographische-historische Untersuchung, Brunnen, Gießen/Basel 1990.
- Hans Kasdorf: Gustav Warneck, in: Mission Legacies: Biographical Studies of Leaders of the Modern Missionary Movement, ed. Gerald H. Anderson, Orbis Books, Maryknoll 1994, S. 373–382.
- Werner Raupp: Gustav Warneck. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 359–371 . (mit ausführlicher Bibliographie).
- Werner Raupp: Warneck, Gustav. In: Wilhelm Kühlmann u. a. (Hrsg.): Killy. Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollständig überarbeitete Auflage, Band 12, Berlin/Boston 2011, S. 147–148.
- Werner Raupp: Warneck, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 431 f. (Digitalisat).
- Dieter Becker, Andreas Feldtkeller: Es begann in Halle … Missionswissenschaft von Gustav Warneck bis heute (= Missionswissenschaftliche Forschungen. Neue Folge, Band 5), Erlangen 1997.
- Arno Sames: Die öffentliche Nobilitierung der Missionssache – Gustav Warneck und die Begründung der Missionswissenschaft an der Theologischen Fakultät in Halle. In: Schnelle: Reformation und Neuzeit. S. 195–207.
- Gustav Warneck. Evangelische Missionslehre: Ein missionstheoretischer Versuch. Bearbeitet und hrsg. von Friedemann Knödler, mit einer Einführung von Thomas Schirrmacher. Edition afem – mission classics – ISSN 0944-1085 – Band 8, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2015. 2 Teil-Bände à 630 Seiten, ISBN 978-3-86269-098-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Gustav Warneck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Gustav Warneck im Catalogus Professorum Halensis
- Hans-Werner Gensiche: Warneck, Gustav, (1834-1910), Pioneer of missiology as an academic discipline in: Biographical Dictionary of Christian Missions, ed. Gerald H. Anderson, Macmillan Reference, New York 1998, Website bu.edu (englisch).
- Warneck, Gustav mit Auszeichnungen. In: Adressbuch für Halle an der Saale, Ausgabe 1910, I. Teil, Seite 243 Spalte 3; Digitalisat. d. Bibliothek d. Uni. Halle a. d.S.
- Gustav Warneck, Website Deutsche Digitale Bibliothek (Schriften, Literatur und Weblinks).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans-Werner Gensiche: Warneck, Gustav, (1834-1910), Pioneer of missiology as an academic discipline in: Biographical Dictionary of Christian Missions, ed. Gerald H. Anderson, Macmillan Reference, New York 1998, Website bu.edu (englisch, abgerufen am 29. Juni 2024)
- ↑ Eintrag zu Gustav Warneck im Catalogus Professorum Halensis (abgerufen am 29. Juni 2024)
- ↑ Martin Kähler, Johannes Warneck: D. Gustav Warneck. 1834-1910. Blätter der Erinnerung ... [mit 12 Vollbildern], Verlag von Martin Warneck, Berlin 1911, S. 85; 2. Kor.12,9
Personendaten | |
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NAME | Warneck, Gustav |
ALTERNATIVNAMEN | Warneck, Gustav Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe und Missionswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 6. März 1834 |
GEBURTSORT | Naumburg, Sachsen−Anhalt |
STERBEDATUM | 26. Dezember 1910 |
STERBEORT | Halle (Saale), Sachsen-Anhalt, Deutschland |
- Evangelischer Theologe (19. Jahrhundert)
- Evangelischer Theologe (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
- Missionswissenschaftler
- Korporierter im Wingolf
- Pietist
- Sachbuchautor (Theologie)
- Sachliteratur (Religion)
- Sachliteratur (Theologie)
- Christliche Literatur
- Deutscher
- Geboren 1834
- Gestorben 1910
- Mann