Gustav von Reymond
Gustav von Reymond (* 24. Mai 1822 in Wien; † 22. Februar 1887 in Bern) war ein österreichisch-schweizerischer Geograf.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gustav von Reymond[1][2][3] wurde in Wien als das Älteste von drei Kindern geboren. Er entstammt einer Familie der französischsprachigen Schweiz, dem Kanton Waadt. Sein Grossvater war Konsul in Neapel[4], sein Vater Ludwig von Reymond war Privatsekretär des Fürsten von Metternich und Schatzmeister des Maria-Theresiaordenst in Wien.[3][5]
Gustav von Reymond besuchte das Theresianum und studierte anschliessend an der Universität Wien.[2] Er widmete sich juristisch-politischen Studien und daneben allgemeiner Weltgeschichte sowie österreichischer Staaten- und Rechtsgeschichte. Er bestand sein Examen 1845 mit vorzüglichem Erfolg. Anschliessend war er als Konzeptpraktikant bei der Hof- und niederösterreichischen Kammerprokuratur tätig. Als solcher stand er in Verwendung bei der Bezirksverwaltung in Wien, dann im Haus, Hof- und Staatsarchiv und schliesslich bei den Gesandtschaften in Paris und Madrid. Aufgrund seiner Verdienste erwarb er den königlich spanischen Orden Karls des III. Nach Wien zurückgekehrt trat er als Regimentskadett in das 23. Linien-Infanterie-Regiment ein und wurde im Juni des Jahres 1849 zum Lieutenant desselben Regiments befördert. Als solcher wirkte er vom Jahre 1851 bis Ende 1853 als Professor der französischen Sprache[6] an der Militärakademie in Wiener-Neustadt. 1854 wurde er zum Statthalterei-Konzipisten in Ungarn ernannt.[7] 1854 heiratete er Ida Amélie Le Brun. Im Januar 1855 avancierte er zum II. Komitats-Kommissär in Erlau und im Dezember desselben Jahres zum definitiven Komitats-Kommissär, in welcher Eigenschaft er in verschiedenen Komitaten bis zum Jahre 1860 tätig war. Danach widmete er sich bis 1875 Arbeiten für die Ungarische Staatsbahn.
1875 verliess er den österreichischen Staatsdienst und kam mit seiner Familie nach Bern, wo sein Bruder Moritz von Reymond, ein bekannter humoristischer Dichter, in der Redaktion des Intelligenzblatts für die Stadt Bern tätig war. Er trat in die Redaktion ein und übernahm den politischen Teil, während sein Bruder noch bis 1876 das Feuilleton besorgte. Danach behielt er bis zu seinem Tod alleine die Redaktion.
Sein Eintritt in die Geographische Gesellschaft Bern erfolgte 1879. Er verhalf der Gesellschaft zu neuem Aufschwung. 1880 übernahm er das Generalsekretariat und damit auch die Redaktion der Jahresberichte,[8] deren zweiten, 1879 bis 1880 umfassend, er mit grossem Geschick zu einem inhaltsreichen Bande gestaltete. 1880 erfolgte die Gründung der Vereinigung schweizerischer geographischer Gesellschaften und die Durchführung der schweizerischen geographischen Ausstellung in Bern. Zum Sekretariat der bernischen Gesellschaft kam noch dasjenige des Verbandes hinzu, als diese zweimal die Leitung der vereinigen Schweizerischen Geographischen Gesellschaft übernahm. Zu erwähnen sind unter anderem auch seine Tätigkeit bei der Preisausschreibung zur Herstellung eines geographischen Lehr- und Lesebuchs sowie seine zahlreichen Vorträge anlässlich der Monatssitzungen der Gesellschaft.[9]
Im Jahre 1884 erlag seine ältere Tochter einer schleichenden Krankheit. Anfang des Jahres 1885 folgte ihr seine schon längere Zeit kränkelnde Gattin. Gustav von Reymond starb nach einer kurzen, schweren Erkrankung an einer Lungenaffektion[10] am 22. Februar 1887 in Bern.[2]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustav von Reymond: Zur Erinnerung an die feierliche Eröffnung der Kirchenfeldbrücke in Bern am 24. Sept. 1883. B.F. Haller. Bern, 1883[11]
- Gustav von Reymond: Die internationalen arktischen Beobachtungsstationen speciell die österreichische auf Jan Mayen 1882/83. 1882, abgerufen am 19. Februar 2023.[12]
- G. Reymond-le Brun: Arnold Guyot der schweizerische Reformator des geographischen Unterrichts in den Vereinigten Staaten von Nordamerika[13]
- Gustav v. Reymond: Die centralasiatisch-ethnographische Ausstellung des Herrn H[enri] Moser von Schaffhausen in Bern. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 8, 1885-1887, S. 63–77.[14]
- Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern[15]
- Meylan, A. J. J. Rousseau, sein Leben und seine Werke. In’s Deutsche übertragen von Gustav v. Reymond. Mit Portrait. 8°, 152 S. Bern, Halle[16]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fabio Rossinelli: Géographie et impérialisme: De la Suisse au Congo entre exploration. Neuchâtel, 2022[17]
- Die Österreichische Jan Mayen-Expedition 1882/83[18]
- [S.n]: Gustav v. Reymond. Nekrolog. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 8 (1885–1887). S. 120–121.[2]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthumes: 1853. K.K. Hof- u. Staats-Dr., 1853 (google.com [abgerufen am 21. März 2023]).
- ↑ a b c d Gustav v. Reymond. Nekrolog. S. 120–122, abgerufen am 17. Februar 2023.
- ↑ a b Henri Reymond: Une lettre de noblesse et d’armoiries pour une branche de la famille Reymond, du Chenit (vallée de Joux). 1968, abgerufen am 24. Februar 2023 (französisch): „Le titulaire du diplôme, désormais nommé Ludwig von Reymond, y est décrit comme « wirklicher Staatskanzley-Rath ». Précédemment, il avait servi au Ministère des Affaires Etrangères. Il était né à Bursins (Vaud), où son père avait acquis une propriété.“
- ↑ Anton de Tillier: Geschichte der Eidgenossenschaft während der Zeit des sogeheißenen Fortschrittes: von dem Jahre 1830 bis zur Einführung der neuen Bundesverfassung im Herbste 1848. Körber, 1855, S. 212, 264 (google.ch [abgerufen am 18. Februar 2023]).
- ↑ Josef Karl Mayr: Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich. Selbstverlag des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, 1935, S. 12, 59, 60, 70, 85, 110, 146 (google.ch [abgerufen am 27. Februar 2023]).
- ↑ Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthumes: 1853. K.K. Hof- u. Staats-Dr., 1853 (google.com [abgerufen am 21. März 2023]).
- ↑ Artikel in: Wiener Zeitung, 10. Jänner 1854, S. 1 (online bei ANNO).
- ↑ https://www.e-periodica.ch/digbib/vollist?UID=jgb-001
- ↑ https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=jgb-002:1897:16::36#87
- ↑ Geschäftsbericht des Vorstandes für das Jahr 1886/87. Abgerufen am 27. Februar 2023.
- ↑ Gustav von Reymond-Le Brun: Zur Erinnerung an die feierliche Eröffnung der Kirchenfeldbrücke in Bern am 24. Sept. 1883. Hrsg.: B.F. Haller. Bern 1883.
- ↑ Gustav von Reymond: Die internationalen arktischen Beobachtungsstationen speciell die österreichische auf Jan Mayen 1882/83. 1882, abgerufen am 19. Februar 2023.
- ↑ G. Reymond-le Brun: Arnold Guyot, der schweizerische Reformator des geographischen Unterrichts in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Vortrag, gehalten in der »Sitzung vom 27. Dezember 1884«. 1884 (e-periodica.ch).
- ↑ Gustav v. Reymond: Die centralasiatisch-ethnographische Ausstellung. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 8, 1885-1887, S. 63–77.
- ↑ Redigirt von G. Reymond - Le Brun: II. Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern. 1879 / 1880. 1880, abgerufen am 27. Februar 2023.
- ↑ Bibliographie und literarische Chronik der Schweiz; Bibliographie et chronique littéraire de la Suisse. Basel, 1870 (archive.org [abgerufen am 27. Februar 2023]).
- ↑ Fabio Rossinelli: Géographie et impérialisme: De la Suisse au Congo entre exploration géographique et conquête coloniale. Alphil-Presses universitaires suisses, 2022, ISBN 978-2-88930-403-5, S. 321 (google.ch [abgerufen am 17. Februar 2023]).
- ↑ Die Österreichische Jan Mayen-Expedition 1882/83. Truppendienst, Folge 284, Ausgabe 3/2005, abgerufen am 19. Februar 2023.
Personendaten | |
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NAME | Reymond, Gustav von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-schweizerischer Geograf |
GEBURTSDATUM | 24. Mai 1822 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. Februar 1887 |
STERBEORT | Bern |