Gut Groß Zecher
Das Gut Groß Zecher ist ein adliges Gut im Ortsteil Groß Zecher der Gemeinde Seedorf am Schaalsee.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unweit der heutigen Gutsanlage befand sich bereits im Mittelalter die Turmhügelburg Boko mit einem Durchmesser von 15 m auf dem Zecherschen Werder, einer Halbinsel im Schaalsee. Der 5 m breite umgebende Wassergraben ist teilweise noch zu erkennen. Im Zuge der mittelalterlichen Kolonisation siedelte hier die aus Sachsen kommende Familie von Zülen und nannte sich nach diesem neu gewonnenen Besitz von Zecher. Die Burg wurde 1349 zerstört. Im 14. Jahrhundert gelangte zunächst die Familie von Carlow in den Besitz von Groß Zecher, dann ab 1497 die Familie von Parkentin. Die Parkentin (spätere Schreibweise Berkentin) veräußerten Groß Zecher 1691 an die aus Lüneburg stammende Patrizierfamilie von Witzendorff. Der braunschweigisch-lüneburgische Geheime Rat und Kammerpräsident Hieronymus von Witzendorff wurde so Mitglied der Ritterschaft des Herzogtums Sachsen-Lauenburg, das mit dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Lauenburg 1689 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg fiel. Hieronymus von Witzendorff begründete für Groß Zecher ein Fideikommiß. Das Gut ist seither in der Familie von Witzendorff geblieben. In der lauenburgischen Politik des 19. Jahrhunderts spielte Ottokar von Witzendorff als Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg eine größere Rolle. Nach seinem Tod 1890 ging das benachbarte Gut Seedorf, das bis dahin ebenfalls der Familie gehört hatte, an seine Witwe über, die es in ihrer Familie weitervererbte.
Gutsanlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gutsanlage wird durch zwei aufeinander zu laufende Zufahrtsalleen geprägt. Der Wirtschaftshof besteht aus zwei Höfen, die durch eine weitere Allee erschlossen werden, die auf in der Mittelachse auf das Gutshaus zu läuft.
Herrenhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das barocke Herrenhaus in Groß Zecher aus dem Jahr 1720 wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil abgerissen, um einem Neubau an gleicher Stelle Platz zu machen. Unter Verwendung von Teilen der Altsubstanz wurde ein verputzter Neubau im klassizistischen Stil aufgeführt, der heute die Gutsanlage mitprägt. Das elfachsige Herrenhaus ist eingeschossig mit einem Krüppelwalmdach aufgeführt. Über den Dachgauben befinden sich im Spitzdach zwei Fledermausgauben mit Dachschleppe. Der fünfachsige Mittelrisalit ist zweigeschossig mit einem darüber liegenden flachen Dreiecksgiebel mit ovalem Fenster. Der Flügel an der Rückseite des Hauses ist ebenfalls zweigeschossig in Fachwerk aufgeführt und stammt aus älterer Zeit.
Rittergut und Patrimonialgericht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gut war ein landtagsfähiges Rittergut, der Besitzer war daher Mitglied der Ritter- und Landschaft Lauenburgs.[1] Ebenfalls mit dem Gut verbunden war die Patrimonialgerichtsbarkeit: der jeweilige Gutsherr war (oder bestimmte) den Richter für die Bewohner des Gutes, siehe auch die Liste der Gerichte im Herzogtum Sachsen-Lauenburg.[2] Mit dem Übergang an Preußen endeten diese Rechte 1866.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, Neumünster 1974, S. 335
- Hellmuth von Ullmann, Walter Hahn: Wanderungen zu den Herrenhäusern und Gütern im Herzogtum Lauenburg, Schwarzenbek 1981, S. 95–97, ISBN 3-921-595-05-3
- Hubertus Neuschäffer: Schleswig-Holsteins Schlösser und Herrenhäuser, Husum 1989, S. 75–76, ISBN 3-88042-462-4
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Franz Knauth: Das Herzogthum Lauenburg nach den zuverläßigsten Quellen, 1866, S. 24, Digitalisat
- ↑ Johann Friedrich Kratzsch: Tabellarische Übersicht des Justiz-Organismus der sämtlichen Deutschen Bundesstaaten, 1836, S. 72, online.
Koordinaten: 53° 36′ 18″ N, 10° 54′ 23″ O