Gut Hessel
Das Gut Hessel war ein ehemaliges Gut in der Gemarkung der Gemeinde Wiesenfeld im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gut befand sich ungefähr zwei Kilometer westlich von Wiesenfeld im Westen des Landkreises Eichsfeld. Weitere Nachbarorte sind Volkerode im Süden und Schwobfeld im Norden. Der Ort liegt im Tal des Hesselbaches in waldreicher Umgebung zwischen den Muschelkalkausläufern des Rachelberges mit dem Sommerberg und der Goburg mit dem Ölberg auf ungefähr 360 m Höhe. Etwa einen Kilometer westlich verläuft die Landesgrenze zu Hessen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wüstung Hessel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für das späte Mittelalter wird eine Besiedlung der Tallage angenommen, 1358 wurde eine villa Hesteler genannt.[1] 1465 ist bereits von einer Wüstung die Rede, der wettinische Landgraf Wilhelm von Thüringen belehnt die Brüder Johann, Herting und Apel von Eschwege mit der Wüstung und allem Zubehör, wie es bereits ihren Vettern gehört hatte. Bis ins 17. Jahrhundert wird der Ort in Urkunden erwähnt, mal als Oberhessel und dann als Niederhessel. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die Güter der Herren von Hanstein in Niederhessel in Briefen genannt.[2]
Anfang des 17. Jahrhunderts war die Wüstung als sächsisches Lehen in den Händen derer von Eschwege und von Hanstein und kam an die von Eschwege zu Aue.[3] Ob es sich dabei um zwei getrennte Orte handelte oder nur um zwei Siedlungsstellen, ist heute nicht mehr nachweisbar. Archäologische Befunde sind nicht bekannt.
Gut Hessel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wann das Rittergut errichtet wurde, ist nicht bekannt. Es befand sich im Bereich von Oberhessel, eine Mühle existierte in der Ortslage Niederhessel und wurde schon vor sehr langer Zeit aufgegeben. 1936 bewirtschaftete eine Familie Schmidt den Gutshof. 1945 wurde das Gut enteignet und auf mehrere Siedler aufgeteilt. Das Gut bestand zu dieser Zeit aus 237 Hektar Land, einem Herrenhaus, Arbeiterhäusern, Wirtschaftsgebäuden und einem Forsthaus. Aus wirtschaftlichen Gründen verließen immer mehr Menschen den Hof und die LPG Rüstungen übernahm den Betrieb. Ende der 1960er Jahre wohnte niemand mehr in den Gebäuden.
Im Zuge der Grenzsicherungsmaßnahmen wurde das Gut wegen der Nähe zur Innerdeutschen Grenze abgerissen.[4] Lediglich einige alte Bäume bleiben am Ort erhalten.
Heutiger Zustand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach 1990 erhielten die Erben des letzten Besitzers den Gutsort zurück und betreiben dort eine ökologisch betriebene Tierhaltung.
Namensherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hessel ist ein elliptischer Name durch Auslassung oder Verkürzung von Heselin-, Hessler und Heselare.[5] Abgeleitet ist es vom Haselstrauch, mundartlich auch Hasl.[6] Der Name ist nicht nur für den Ort und den angrenzenden Bach gebräuchlich, sondern auch für die auf der Gobert befindliche Hessellücke und den Hesselkopf (506 m).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Wölker: Einblicke in die jüngere Entwicklung von Altenstein, Greifenstein, Hessel und Keudelstein im Bereich der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In: Das Werraland 1992, Heft 4, S. 81–86
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erhard Müller: Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt. Heilbad Heiligenstadt 1989, S. 23
- ↑ Carl Philipp Emil von Hanstein: Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein in dem Eichsfeld in Preußen (Provinz Sachsen) nebst Urkundenbuch und Geschlechts-Tafeln, Reprint, Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2007, S. 452
- ↑ Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. O. Hendel, Göttingen 1903, S. 593
- ↑ Volker Große, Gunter Römer: Verlorene Kulturstätten im Eichsfeld 1945 bis 1989 Eine Dokumentation. Eichsfeld Verlag, Heilbad Heiligenstadt, 2006, S. 221
- ↑ Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2014, S. 221
- ↑ Erhard Müller: Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt. Heilbad Heiligenstadt 1989, S. 23
Koordinaten: 51° 16′ 20,9″ N, 10° 4′ 41,8″ O