Guta Kawenoki
Guta Kawenoki (jiddisch: Gitta Kwonki, hebräisch: גוטה קובנאקי; geboren 1919 in Łódź; gestorben 1944 in Warschau) war eine jüdische polnische Widerstandskämpferin im Warschauer Ghetto. Sie war Spionin, Soldatin und Schatzmeisterin bei der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB) und kämpfte unter anderem beim Aufstand im Warschauer Ghetto. Sie starb bei einem Schusswechsel mit der Gestapo.[1][2]
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Guta wurde 1919 in Łódź in Polen geboren. Ihre Familie stammte aus Białystok in Ostpolen, der Nachname Kawenoki stammt aus dem Hebräischen. Gutas Mutter war Apothekerin, ihr Vater Textilfabrikant. Guta selbst arbeitete als zahntechnische Assistentin. In ihrer Freizeit engagierte sie sich in dem jüdisch-zionistischen Jugendverband Gordonia.[3]
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen ging Guta Kawenoki in den Untergrund und kam 1940 nach Warschau. Dort trat sie später der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB) bei, wo sie als Spionin, Schatzmeisterin und Soldatin diente.[1]
Im Warschauer Ghetto nahm Kawenoki unter anderem an Partisanenaktionen der ŻOB gegen Fabrikbesitzer teil, die ihr Geld mit der Ausbeutung jüdischer Zwangsarbeiter verdienten. Diese Aktionen bestanden darin, die Verantwortlichen für die Ausbeutung oder Mitglieder ihrer Familien zu entführen und festzuhalten, um Lösegeld zu fordern. Das Geld wurde dazu verwandt, Waffen für den jüdischen Widerstand zu kaufen. Guta arbeitete dabei unter anderem als Lockvogel. Der ehemalige Partisan Jitzhak Zuckerman berichtet in seinen Memoiren über diese Aktionen: „Wir wählten ein wunderschönes, reizendes Mädchen aus, Gitta Kwonki, ein Mitglied von Gordonia, die all die Informationen nutzte (...), um durch die Blockade des Werkschutzes zu kommen ...“[4]
Im Jahr 1943 nahm Guta Kawenoki am Aufstand im Warschauer Ghetto teil. Als Mitglied einer Gordonia-Kampfgruppe unter Leitung von Jakob Fajgenblatt[5] kämpfte sie in den Fabriken der Többens-Werke, wo jüdische Zwangsarbeiter auf brutale Weise ausgebeutet wurden.[6]
Nach der Niederschlagung des Aufstands floh Kawenoki in den „arischen“ Teil der Stadt und schloss sich mit einer Gruppe von Aufständischen den Partisanen in den Wäldern bei Wyszków an. Später kämpfte sie in der Nähe von Czerwony Bór am Fluss Narew.[7]
Über das Lebensende von Guta Kawenoki gibt es unterschiedliche Darstellungen:
Das Haus der Ghettokämpfer in Israel[3] und das Museum der Geschichte der Polnischen Juden[8] beschreiben es folgendermaßen:
Kawenoki sei aufgrund einer schweren Krankheit nach Warschau zurückgekehrt. Gemeinsam mit Jakob Fajgenblatt und Zygmunt Igła[9] von der Polnischen Heimatarmee hätten sie Unterschlupf bei einem Hausmeister in der Grzybowski-Straße gefunden. Dort habe sie ein Denunziant verraten. Bei einem Schusswechsel mit der Gestapo seien alle drei Widerstandskämpfer gestorben, während der Hausmeister ins KZ eingeliefert worden sei.[10][3]
Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem bietet eine etwas abweichende Darstellung:
Demnach suchten 1944 die drei ehemaligen Ghetto-Kämpfer – Zygmunt Igła, Jakub Fajgenblat und Guta Kawenoki – die Wohnung von Maria Cassiano auf, um dort Waffen abzuholen.[11] Ein Verräter habe die Deutschen alarmiert, die das Versteck stürmten. In dem folgenden Schusswechsel seien Guta Kawenoki, ihre Schwester und drei weitere Widerstandskämpfer getötet worden.[12][7]
Gedenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 19. April 1948, dem fünften Jahrestag des Warschauer Ghettoaufstands, wurde Guta Kawenoki von der polnischen Regierung postum mit dem polnischen Tapferkeitskreuz (Krzyż Walecznych) ausgezeichnet.[13]
Weblink
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Kawenoki Guta. In: Online Warsaw Ghetto map and database. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Installation »Mechitza« von Zuzanna Herzberg im KW Berlin: Zuzanna Hertzberg: Die Geschichte weitergeben, damit sie wahr werden kann. In: KUNSTDUNST. 17. Juni 2022, abgerufen am 9. September 2024 (deutsch).
- ↑ a b c Gitta Kwonki - Kav Venaki, member of Gordonia and the Jewish Fighting Organization in the Warsaw ghetto. In: Infocenters. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Jitzhak Zuckerman: A Surplus of Memory: Chronicle of the Warsaw Ghetto Uprising. University of California Press, Berkeley 1993, ISBN 978-0-520-07841-3, S. 333.
- ↑ Jakob Fajgenblatt ermordet 1943 in Warschau/Warszawa - Raum der Namen. In: Raum der Namen. Holocaust Denkmal Berlin, abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Transfer of Jewish Firms in the Warsaw Ghetto. In: Holocaust Research Project. Abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ a b Internetowa baza danych i mapa getta warszawskiego. In: Polish Center for Holocaust Research. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Kämpfer des Warschauer Ghettos aus Łódź. In: POLIN Wirtualny Sztetl. Museum der Geschichte der Polnischen Juden, abgerufen am 10. September 2024 (englisch).
- ↑ Zygmunt Igla, native of Poland, member of the Bund and the Jewish underground in the Warsaw ghetto. In: Infocenters. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Online Warsaw Ghetto map and database - People - I - Igła Zygmunt (Unknown). In: getto.pl. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Kasjano Maria (Kępa). In: collections yadvashem. Abgerufen am 10. September 2024 (englisch).
- ↑ Guta Kawenoki. In: Geni. 1. Oktober 2016, abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Auszeichnung für Verdienste im bewaffneten Kampf gegen die Nazi-Besatzer. In: Wolters Kluwer. Abgerufen am 10. September 2024 (polnisch).
Personendaten | |
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NAME | Kawenoki, Guta |
ALTERNATIVNAMEN | Kwonki, Gitta |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-jüdische Widerstandskämpferin |
GEBURTSDATUM | 1919 |
GEBURTSORT | Łódź |
STERBEDATUM | 1944 |
STERBEORT | Warschau |