Héloïse de Pithiviers

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Héloïse de Pithiviers (auch Helvide, Helvise und de Blois, * zwischen 965 und 970, † vor 1025) war Dame de Pithiviers.

Sie ist die Schwester von Roger de Blois († 1024), Bischof von Beauvais, und wahrscheinlich des Pfalzgrafen Hugues de Beauvais. Vermutlich ist sie eine Angehörige des Hauses Blois, aber keine – wie Historiker mehrfach nachgewiesen haben – Tochter von Graf Odo I. von Blois und Bertha von Burgund.[1][2]

Ihre agnatische Abstammung lässt sich leichter erklären, wenn man sie mit Hugues de Blois in Verbindung bringt.[3][4] Die derzeit für Héloïse vorgeschlagene kognatische Abstammung verbindet sie mit den Hugoniden (vgl. die Grafen von Laon und Bassigny), wodurch sich die Anthroponyme von Roger, Hugues und Héloïse erklären lassen.

Sie heiratete Renart, genannt de Broyes (Haus Broyes), und schenkte ihm mehrere Kinder, darunter Odalric oder Oury, Bischof von Orléans.[5] Renart und seine Kinder sind zwar die ersten, die als Herren von Pithiviers bezeichnet werden, aber die Bezeichnung Dame[6] de Pithiviers und andere Elemente zeigen, dass diese Burg die Mitgift von Héloïse bildete.[7]

Nachdem ihr Mann auf einer Pilgerreise nach Rom gestorben war,[8] wurde sie mit der Burgherrschaft über Pithiviers betraut. Sie ließ dort einen Donjon errichten, der Ende des 11. Jahrhunderts verstärkt und auf 33 Meter erhöht wurde und die Stadt fast 840 Jahre lang beherrschte, bevor er 1837 abgerissen wurde.[9] Dessen Architekt war Lanfroi oder Lanfroy, der auch an der Baustelle der Burg Ivry arbeitete.

Sie finanzierte auch den Wiederaufbau der Burgkirche, die zur Stiftskirche Saint-Georges wurde, und stattete das Kapitel mit zwölf Kanonikern und einem Würdenträger aus. Dort wurde sie vor 1025 auch beigesetzt. Da diese Kirche durch den neuen Donjon behindert wurde, erhielt sie nicht das ursprünglich geplante Kirchenschiff, bekam jedoch ein Kopfende mit einem Chorumgang und vier Kapellen, die die Ausstellung von Reliquien begünstigen.

Um 998 nahm Héloïse de Pithiviers den armenischen Eremiten Gregor von Nikopolis auf und ließ ihn in der Kapelle der Mönche von Vertou in Baudrevilliers (Bondaroy) wohnen. Als er um 1006 starb, ließ sie seine sterblichen Überreste nach Pithiviers in die Stiftskirche Saint-Georges bringen.[10]

Das relativ außergewöhnliche Leben von Héloïse und ihre Errungenschaften (Donjon, Stiftskirche) haben ihre Zeitgenossen beeindruckt. Abgesehen von hagiographischen Erzählungen ist sie eine bemerkenswerte Figur in einer Chanson de geste, Garin le Loherain (Geste des Lorrains). Indirekt beeinflusste sie auch andere Erzähler oder Chronisten,[7] wie den anglonormannischen Mönch Ordericus Vitalis.

Ehe und Nachkommen

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Als Kinder von Héloïse de Pithiviers und Renart de Nogent werden genannt:[11], je nach Quelle:

  • Charles Cawley, Medieval Lands, Paris Region, Beaumont & Beauvais, Comtes de Beauvais (online, abgerufen am 29. Oktober 2024)
  • Charles Cawley, Medieval Lands, Champagnes nobility, Central Champagne (Marne), Seigneurs de Broyes (online, abgerufen am 29. Oktober 2024)
  • Étienne Pattou, Seigneurs de Broyes & Commercy, Sarrebrücken, S. 2 (online, abgerufen am 29. Oktober 2024)
  1. Olivier Guyotjeannin, Episcopus et comes, affirmation et déclin de la seigneurie épiscopale au nord du royaume de France, Librairie Droz, 1987, ISBN 978-2-600-04533-9
  2. Jean-François Lemarignier, Paix et réforme monastique en Flandre et en Normandie autour de l’année 1023, in: Droit privé et Institutions régionales, Presses universitaires de Rouen et du Havre, 1976, ISBN 978-2-87775-083-7, S. 449–455 (online)
  3. Raphaël Bijard, Hugues de Beauvais – Le Comte Palatin de l’An Mil, 2018 (academia.edu)
  4. Adolphe de Dion, Le comte palatin Hugues de Beauvais, Impr. Deslis Frères, Tours, 1895, S. 3
  5. Anonymus, Vie de Saint-Grégoire de Nicopolis, übersetzte von Charles de La Saussaye, in: Annales Ecclesiae Aurelianensis, Drouart, Paris, 1615
  6. Garin le Loherain. Chanson de geste, composée au XIIe siècle par Jean de Flagy. Mise en nouveau langage par A. Paulin, Paris, 1862 (archive.org)
  7. a b Raphaël Bijard, Héloïse de Pithiviers – Un cas exceptionnel de gestion seigneuriale et de maîtrise d’ouvrage d’une aristocrate neustrienne autour de l’an Mil, 2019 (Academia.edu)
  8. Anne-Marie Royer-Pantin, Pithiviers par quatre chemins, S. 29.
  9. Château fort (Base Mérimée des französischen Kulturministeriums)
  10. Annales de la Société Historique et Archéologique du Gâtinais
  11. Jean-Noël Mathieu, Nouvelles recherches concernant le lignage de Joinville (suite), Les cahiers haut-marnais, Band 218–219, 1999, S. 60–61
  12. Louis Duchesne, Fastes épiscopaux de l’ancienne Gaule. L’Aquitaine et les Lyonnaises, Band 2, 1910 (gallica.bnf.fr)
  13. Die Vie de Saint Grégoire bezeichnet Odalric als unigenitum suum seiner Mutter
  14. Sie wird bei Schwennicke und Cawley nicht aufgeführt
  15. Michel Bur, La formation du comté de Champagne; v.950-v.1150, Université de Nancy II, 1977
  16. Nach Schwennicke und Cawley ist Isembart ein Sohn Renarts aus einer früheren Ehe, was auch Pattou als Möglichkeit erwähnt; zu beachten ist auch, dass Héloïse und Isembart den Quellen zufolge gleich alt waren