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Hür Dava Partisi

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Hür Dava Partisi
Partei­vorsitzender Zekeriya Yapıcıoğlu
General­sekretär Şehzade Demir
Gründung 19. Dezember 2012[1] mit 45 Gründungsmitgliedern[2]
Gründungsort Ankara
Hauptsitz Ehl-i Beyt Mah. Ceyhun Atıf Kansu Cad. Nehir Apt. No: 117-5 Balgat - Ankara

Ankara / Türkei

Ausrichtung Kurdisch-islamischer Nationalismus, Islamismus, Konservatismus, Panislamismus, Soziale Gerechtigkeit, Neofundamentalismus
Farbe(n) gelb, grün
Sitze Große Nationalversammlung
0 / 600 (0 %)
(2023)
Website hudapar.org

Die Hür Dava Partisi (Kurzbezeichnung: Hüda Par; kurdisch پارتیا دۆزا ئازادی Partiya Doza Azadî, türkisch und kurdisch für „Partei der Freien Sache“) ist eine von sunnitischen Muslimen, vorwiegend kurdischer Herkunft in der Türkei am 19. Dezember 2012 gegründete Partei. Ihr wird nachgesagt, dass sie die Ideologie der im Jahre 2000 zerschlagenen illegalen Organisation Hizbullah vertritt.[3] Der Gründungsvorsitzende Mehmet Hüseyin Yılmaz (geboren 1967) hat als Anwalt in Diyarbakır viele Angeklagte der Hizbullah vertreten und war von 2007 bis zum Verbot im Jahre 2010 Vorsitzender des Vereins Mustazaf Der (zu Deutsch „Verein der Unterdrückten“).

Nach der Tötung des Anführers des Ilim-Flügels der Hizbullah, Hüseyin Velioğlu in Beykoz (Istanbul) am 17. Januar 2000 wurde der bewaffnete Teil der Organisation in breit angelegten Polizeioperationen zerschlagen. Im Jahre 2003 gründeten Anhänger der Hizbullah in Diyarbakır den Verein „Mustazaf Der“ (der vollständige Name Mustazaflar ile Dayanışma Derneği bedeutet deutsch „Verein der Solidarität mit den Unterdrückten“).[4] Das Zentrum der Partei war in Diyarbakır, aber auch in İstanbul, Mersin, Konya und Adana wurden solche Vereine gegründet. Sie organisierten Demonstrationen sowohl gegen die Mohammed-Karikaturen als auch zum Geburtstag des Propheten (bekannt als Mawlid an-Nabi). An einer Demonstration in Diyarbakır im Jahr 2006 sollen 150.000 Personen teilgenommen haben.[4] Oft wurden die Aktionen im Namen der Plattform Peygamber Sevdalıları (Liebende des Propheten) organisiert.[5]

Von der Bewegung wurden ab 2004 verschiedene Bücher herausgegeben. Zwei Zeitschriften, Gönülden Gönüle Damlalar (Tropfen von Herz zu Herz) und Inzar (Ankündigung) werden in Istanbul und eine Zeitschrift Müjde (Frohe Botschaft) wird in Basel (Schweiz) herausgegeben. In Elazığ und Batman betreibt die Bewegung zwei Buchläden.[6]

Am 20. April 2010 wurde der Verein von einem Gericht in Diyarbakır verboten.[7] Der Kassationshof bestätigte das Verbot am 11. Mai 2012. Begründet wurde der Schritt damit, dass es das Ziel des Vereins mit Verbindungen zu Hizbullah sei, die Scharia einzuführen.[8]

Am 17. Dezember 2012 wurde beim Innenministerium ein Antrag auf Gründung der Partei der freien Sache gestellt.[9] Am 9. Januar 2013 wurde die Eröffnung des Hauptquartiers der Partei in Ankara gemeldet.[10] Innerhalb kürzester Zeit wurden in vielen Provinzen und Kreisstädten der Türkei Büros der Partei eröffnet.[8]

Die Partei setzt sich für die Anerkennung der Kurden und der kurdischen Sprache in der Verfassung der Türkei, Unterricht in der Muttersprache und die Abschaffung der 7 % Hürde im Wahlsystem der Türkei ein (bis 2021 galt eine 10 % Hürde). Ähnlich wie die BDP setzt sich die Hüda Par für eine Dezentralisierung der Macht und die Stärkung regionaler Verwaltung ein.[11] Als Prinzipien und Ziele werden im Programm der Partei unter anderem folgende Punkte genannt:

  • den Staat und Politik neu definieren,
  • nicht die Gesellschaft muss an das System, sondern das System muss an die religiösen Werte der Gesellschaft angepasst werden,
  • die Grundrechte und -freiheiten des Menschen müssen im eigentlichen Sinn anerkannt werden,
  • Hindernisse vor dem Recht auf Glauben und Gebet müssen beseitigt werden,
  • die Kurdenfrage muss gelöst werden[12]

Einzelnachweise

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  1. zaman.com.tr (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
  2. Liste aller Gründungsmitglieder. (Memento vom 26. Februar 2013 im Internet Archive) Website der Partei.
  3. Siehe hierzu u. a. bei ‘Hizbullah'ın parti kurması’ ne anlama geliyor? BBC, 17. Dezember 2012; abgerufen am 16. April 2013
  4. a b Hizbullah: Tebliğ, Cemaat, Cihat. Bianet, 13. April 2013; abgerufen am 16. April 2013
  5. Die Homepage dieser Plattform peygambersevdalilari.com ist in der türkischen Sprache gestaltet.
  6. Mehmed Sabri Akgönül: PKK, AKP and Kurdish Hezbollah: New process of political competition in north Kurdistan (Memento vom 17. März 2013 im Internet Archive) The Kurdish Globe, 4. Juni 2012; abgerufen am 16. April 2013
  7. Gareth Jenkins: A New Front in the PKK Insurgency. International Relation and Security Network in Zürich, 15. Juni 2010; abgerufen am 15. April 2013
  8. a b Wird Hizbullah wieder aktiv? Demokratisches Türkeiforum, April 2013; abgerufen am 16. April 2013
  9. Siehe eine entsprechende Meldung auf der Website der Partei@1@2Vorlage:Toter Link/www.hudapar.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in Türkisch; abgerufen am 16. April 2013
  10. Kompletter Wortlaut der Meldung. (Memento vom 28. Januar 2013 im Internet Archive) Website der Partei (türkisch); abgerufen am 16. April 2013.
  11. Alakbar Raufoglu: Turkey: Islamist Kurds enter politics to divide AKP, BDP electorate in the Southeast. In: Foreign Policy Journal, 31. Januar 2013; abgerufen am 16. April 2013
  12. Komplette Programm von Hüda Par. (Memento vom 26. März 2013 im Internet Archive) Website der Partei (türkisch); abgerufen am 16. April 2013