Haben Sie davon gewußt?

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Haben Sie davon gewußt? ist ein 1979 von Walter Kempowski herausgegebenes Befragungsbuch, in dem der Autor Äußerungen von rund 300 Zeitzeugen zu der Frage, ob sie von den Verbrechen der Nazis wussten, zusammengetragen hat. Es handelt sich um den sechsten Band seines Werks Deutsche Chronik.

Kempowski trägt Äußerungen zu der Frage zusammen, inwieweit das nach dem Krieg zumeist zu hörende „Das haben wir nicht gewußt“ bezüglich der Verbrechen der Nazis berechtigt ist.

Ihn interessiert, ob die Menschen wirklich so unbegreiflich uninformiert waren oder ob es ihnen darum ging, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Die literarische Collage bringt zu Tage, dass überwiegend nach einem spontanen „Nein“ freimütig das Gegenteil Preis gegeben wurde.[1]

Kempowski hat bewusst darauf verzichtet, eine inhaltliche Ordnung der Antworten vorzunehmen. Er betont, dass er den Aussagen große Ernsthaftigkeit beimisst und aus diesem Grunde eine künstliche Strukturierung ausschloss. Allerdings hat er die Aussagen chronologisch angeordnet, also im zeitlichen Ablauf, wie er sich aus den Inhalten des Erwähntem ergab.[2]

Als Zwischenüberschriften sind eingefügt:

  • Haben wir davon gewußt? (S. 8)
  • Wir nahmen das mehr als Einzelaktionen ... (S. 15)
  • 1939/40 Ist das eine Strafeinheit? (S. 50)
  • 1941 Mein Gedächtnis ist sehr lückenhaft ... (S. 61)
  • 1942 Daß so was überhaupt geht! (S. 75)
  • 1943 Das wollte natürlich keiner glauben (S. 91)
  • 1944 Als wir das sahen, glaubten wir nicht mehr an den Endsieg (S. 107)
  • 1945 Wenn uns die Rechnung aufgemacht wird, dann gute Nacht! (S. 125)
  • 1945 Die hielten sich für was Besseres! (S. 136)

Eugen Kogon schrieb ein Nachwort. (S. 145)

Am Ende des Bandes ist eine doppelseitige Übersichtskarte der KZ-Lager des „Dritten Reiches“: Hauptlager, Außenlager und selbständige Kommandos, Gestapo-Gefängnisse abgedruckt.

Literaturkritik

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„In [dem Vorwort] zu ‚Haben Sie davon gewusst?‘ von 1978 findet sich ein Satz, von dem getrost behauptet werden kann, er erfasse den Grundgedanken von Kempowskis gesamtem Schaffen ...

»Aufgeschrieben und nach Hause getragen, kann wenigstens das Echo der Schrecken vernommen werden, es kann zur Schärfung unseres Gewissens dienen.«

Die von Kempowski aufgezeichneten Antworten erzeugen dieses Echo auch heute noch.“ (Zitat DLF)[3]

„Den Kompositeur Kempowski als ‚Buchhalter der Zeitgeschichte‘ zu charakterisieren, wirkt unangemessen. Die von ihm zusammengetragenen Erinnerungsschnipsel eint die Haltung, damals nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen zu haben.“ (Zitat F.A.Z.)[4]

Breites Publikum

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In Diskussionsforen äußern sich Leser ganz überwiegend positiv und loben den Band als eindrücklich und manchmal augenöffnend. Der Inhalt gebe Einblick in die Gemütswelt der Deutschen, doch manchmal sei das Lesen schwer zu ertragen. Das Werk wird als wichtig beurteilt, „da jetzt wirklich langsam alle Zeitzeugen wegsterben“.[5]

Haben Sie davon gewußt? Deutsche Antworten. Nachwort von Eugen Kogon.

Weitere Ausgaben im Gesamtwerk der Deutschen Chronik bei btb.

Bei Knaus 2012 auch als Doppelband mit Haben Sie Hitler gesehen? erschienen; so auch als E-Book der Random House Verlagsgruppe. Für diesen Doppelband schrieb Joachim Gauck, Freund und Weggefährte Kempowskis, ein Vorwort.[6]

Haben Sie davon gewußt? in der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

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  1. Walter Kempowski: Haben Sie davon gewußt? Knaus, Hamburg 1979, ISBN 3-8135-0983-4, S. 5.
  2. Walter Kempowski: Haben Sie davon gewußt? Knaus, Hamburg 1979, ISBN 3-8135-0983-4, S. 6–7.
  3. Sabine Pamperrien: Das Echo des Schreckens. In: Andruck – Das Magazin für Politische Literatur. Deutschlandfunk, 1. Oktober 2012, abgerufen am 9. März 2021.
  4. Zwei Fragen nur. In: Besprechung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. April 2012, abgerufen am 9. März 2021.
  5. Rezensionen und Bewertungen. In: lovelybooks. Abgerufen am 9. März 2021.
  6. Haben Sie Hitler gesehen? Haben Sie davon gewußt? : Mit einem Vorwort von Joachim Gauck / Walter Kempowski. Abgerufen am 8. März 2021.