Hafen Spelle-Venhaus

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Hafen Spelle-Venhaus
Daten
Betreiber Hafen Spelle-Venhaus GmbH
Gesamtfläche des Hafens 50 ha
Umgeschlagene Güter Baustoffe, Schwertransporte, Futtermittel, Getreide und Mineralöl
Umschlagsmenge 1.386.388 t (2021)
Webseite Hafen Spelle-Venhaus
Geografische Informationen
Ort Spelle-Venhaus
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Hafenanlagen mit Silos und Bahnentladung
Hafenanlagen mit Silos und Bahnentladung
Koordinaten 52° 20′ 49″ N, 7° 26′ 4″ OKoordinaten: 52° 20′ 49″ N, 7° 26′ 4″ O
Hafen Spelle-Venhaus (Niedersachsen)
Hafen Spelle-Venhaus (Niedersachsen)
Lagekarte

Der Hafen Spelle-Venhaus befindet sich am Dortmund-Ems-Kanal im emsländischen Venhaus, Gemeinde Spelle, zwischen Kanalkilometer 122,049 und 123,4 km. Insgesamt beherbergt der Hafen zwölf Schiffsliegeplätze für Europaschiffe, davon zwei im Stichhafen und zehn am Parallelhafen. Die Größe des Hafengebietes beträgt 50 ha, davon sind 35 ha durch Industrie und Gewerbe belegt. Hauptumschlagsgüter sind Mineralöle, Baustoffe, Futtermittel und Brotgetreide. Durch den Gleisanschluss an die Bahnstrecke Rheine–Spelle, die über die Tecklenburger Nordbahn auch nach Osnabrück verkehrt, sowie die in unmittelbarer Nähe verlaufende Bundesautobahn 30 ist der Hafen trimodal angeschlossen.

Das Hafengelände befindet sich südlich von Spelle in Venhaus. Der südliche Teil des Hafens befindet sich in Nordrhein-Westfalen auf dem Gebiet der Stadt Rheine; westlich des Hafens befindet sich Salzbergen und östlich Dreierwalde. Direkt am Hafen überquert die Bundesstraße 70 den Kanal und führt zur nahen Bundesautobahn 30 mit der Anschlussstelle Rheine-Nord. Die Bahnstrecke Duisburg–Quakenbrück, die nördlich von Spelle abgebaut ist, ermöglicht den Schienenverkehr nach Rheine. Zudem zweigt in Altenrheine die Tecklenburger Nordbahn über Recke und Mettingen nach Osnabrück ab.

Silo der Hemelter Mühle mit Logo und Bezeichnung des Hafens

Mit dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals wurde 1899 auch in Venhaus eine Entlademöglichkeit geschaffen. Diese war zunächst als Parallelhafen mit einer Schiffslänge ausgelegt. Während des Zweiten Weltkrieges bestand auf der westlichen Kanalseite zeitweise eine Entladestelle für die Raffinerie Salzbergen. Ab 1970 wurde der Hafen durch einen Privatbetrieb sukzessive erweitert, so wurde zwischen 1972 und 1974 die Uferlinie 20 Meter zurückverlegt und es entstand eine 200 Meter lange Liegestelle. Nach 1974 übernahm die Gemeinde Spelle die Bauarbeiten am Hafen; am 8. Oktober 1976 erfolgte der erste Rammschlag für die neuen Spundwände. Die Liegefläche wurde auf 270 Meter verlängert und das trapezförmige Wendebecken erstellt. Ein Stichhafen mit Ölsperren komplettierte den Hafen in der Folgezeit. Insgesamt wurden 3 Millionen DM in den Ausbau investiert, welcher auch durch den Landkreis Emsland sowie die Samtgemeinde und die Wasserschifffahrtsverwaltung des Bundes finanziert wurde. Am 17. Juli 1978 gründete die Samtgemeinde Spelle die „Hafen Spelle-Venhaus GmbH“.

In den folgenden Jahren siedelten sich im Hafengebiet zahlreiche Firmen an. Den Anfang machte 1959 die Firma Herbers, 1979 wurde ein Futtermittelwerk der Bröring Unternehmensgruppe errichtet und 1992 ein Teilbetrieb der Hemelter Mühle aus Rheine.

Im Jahr 2003 wurden in die Zufahrt und die Beleuchtung des Hafens 725.000 DM investiert.[1] 2004 wurde die Entladeeinrichtung der Raffinerie Salzbergen ausgebaut und mit einer Druckluftölsperre erweitert. 2006 gab es die ersten Pläne zur Erweiterung des Hafens, da die vorhandenen Flächen den Bedarf kaum noch decken konnten.

Erster Bauabschnitt

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Nach intensiven Grundstücksverhandlungen, die im Juli 2010 abgeschlossen waren, ging die Erweiterung des Hafen in die Ausführung. Es wurde eine 1,4 km lange Erschließungsstraße angelegt, zudem wurden Entwässerungsmöglichkeiten und ein Regenrückhaltebecken gebaut. Als Kompensation wurden 27 ha Waldfläche und ein Zauneidechsenareal angelegt. Nachdem die Straßenzufahrten zur B 70 und zur Südumgehung geschaffen waren, war der erste Bauabschnitt fertiggestellt. Insgesamt wurden 4,4 Millionen Euro von März bis Oktober 2011 investiert.

Zweiter Bauabschnitt

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Südlicher Teil des Hafens, Neubau 2012–2013

Der erste Spatenstich zum zweiten Bauabschnitt des Hafens wurde am 19. September 2012 durch Jörg Bode vollzogen.[2] Bis zum September 2013 wurde eine 720 m lange Kaimauer angelegt und der Kanal im Hafenbereich um 20 m verbreitert. Am Ufer wurde ein 50 m breiter Umschlagbereich eingerichtet. Hier wurden 154.000 m³ Boden bewegt und 11,2 Millionen Euro investiert.

Gleisverbindung

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Bahnübergang des neugebauten Anschlussgleises über die K68/Haarstraße direkt an der Landesgrenze Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen

Als dritter Bauabschnitt wurde von Januar bis Juli 2015 die Gleisverbindung zum Bahnhof Spelle angelegt. In die 4,2 Kilometer lange Trasse wurden sechs Millionen Euro investiert. Zwischen Februar und Juni 2015 wurden im Hafenbereich 338 Gleistragplatten verlegt.[3] Im Bereich des Bahnhofs Spelle wurde eine Weiche mit der Nummer 10 in die Strecke nach Rheine eingebaut, die zur Hafenstrecke abzweigt. Als erste Probeladung wurde am 17. Dezember 2015 Kies für die im Hafen ansässige Firma Herbers mit der Bahn überstellt.[4]

Ein Uerdinger Schienenbus als Museumszug auf den Gleisen im Hafenbereich

Am Hafen liegen zwei Gleise parallel zum Hafenbecken. Am Ende führen die beiden Gleise wieder zusammen und werden in einem Bogen weg vom Hafenbecken zur im Hafengebiet liegenden Mühle geführt, wo bis zu zehn Wagen entladen werden können. Ein Ausbau der Gleisanlagen ist geplant.[5]

Die Gleise der Hafenbahn gehören der Gemeinde Spelle, die anschließende Strecke hat die Regionalverkehr Münsterland gepachtet, sie führt auch den Betrieb auf der Hafenbahn mit eigenen und fremden Lokomotiven durch.

Der Regelbetrieb der Gleisanlagen wurde am 17. Oktober 2016 mit einem Zug, der 1.823 Tonnen Brotweizen für die Emsland Flour Mills geladen hatte, aufgenommen.[6] Seitdem verkehren mehrere Züge mit Weizen pro Woche zur Mühle.

Mitte September 2018 wurde der 100. Zug mit Weizen bei Emsland Flour Mills in Empfang genommen. Insgesamt wurden in nicht ganz zwei Jahren 175.000 Tonnen Weizen über die Schiene angeliefert. Dabei wurden gegenüber Transport mit Lkw 16.000 Tonnen CO2 eingespart.[7]

Im Jahr 2019 soll der weitere Gleisausbau im Hafen in Angriff genommen werden.

Aktuell sollen weitere Ausbaumaßnahmen am Hafen ausgeführt werden. So sollen die Gleise zu einem Bogen erweitert werden, der das Rangieren vereinfacht und die Bahnkapazität erhöht. Zudem soll ein Gleisanschluss zum Futtermittelwerk der Bröring Group angelegt werden. Auch der Stichhafen soll verlängert werden.

Die Tabelle gibt die Umschlagsmengen pro Jahr wieder:[8]

Jahr Tonnen
2002 198.656
2003 204.856
2004 260.011
2005 348.858
2006 345.597
Jahr Tonnen
2007 337.788
2008 366.371
2009 329.147
2010 412.108
2011 454.449
Jahr Tonnen
2012 420.784
2013 507.959
2014 563.753
2015 677.744
2016 729.000

Nach der offiziellen Inbetriebnahme des Hafenbahnanschlusses wurden zwischen Oktober 2016 und Juni 2017 27 Güterzüge mit 48.000 Tonnen Ladung gelöscht.[9] 2017 stieg die beförderte Gütermenge auf 93.000 Tonnen an, davon waren 85.400 Tonnen Getreide und 7.600 Tonnen Split.

Jahr Tonnen
2016 30.000[10]
2017 93.000[11]
2018 135.300[12]
2019 139.800[13]
2020 204.200[14]
Jahr Tonnen
2021 212.500[15]
2022 280.500[16]
Commons: Hafen Spelle-Venhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Beilage der NOZ zur Hafenerweiterung, S. 4, 7. Juni 2016
  2. IVZ: Konkurrenz investiert 28 Millionen, 21. September 2012
  3. Projektbericht der Firma Fuchs (Memento des Originals vom 10. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fuchs-beton.de
  4. Erster Probebetrieb auf dem Bahnanschluss (Memento des Originals vom 10. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rvm-online.de
  5. Armin Mühl: Rangierspiele am Dortmund-Ems-Kanal. In: eisenbahn-magazin. Nr. 3, 2018, ISSN 0342-1902, S. 42–44.
  6. NOZ: Erste Zuglieferung im regulären Betrieb im Hafen Spelle, 18. Oktober 2016
  7. 100. Getreidezug im Hafen Spelle-Venhaus eingetroffen. Neue Osnabrücker Zeitung, 22. September 2018, abgerufen am 23. September 2018.
  8. NOZ Beilage zur Hafeneröffnung
  9. NOZ: Entwicklung des Eisenbahnanschlusses im Hafen Spelle-Venhaus positiv, 26. Juni 2017
  10. Geschäftsbericht RVM (Memento des Originals vom 7. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rvm-online.de 2016 S. 15 (PDF; 2 MB)
  11. Geschäftsbericht RVM 2017 S. 15 (PDF)
  12. Geschäftsbericht RVM 2018 S. 15 (PDF)
  13. Geschäfts Bericht 2019. (pdf) In: rvm-online.de. Regionalverkehr Münsterland, 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. September 2020; abgerufen am 11. September 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rvm-online.de
  14. Geschäftsbericht 2020. (pdf) In: rvm-online.de. Regionalverkehr Münsterland, 2021, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  15. Geschäftsbericht 2021. (pdf) In: rvm-online.de. Regionalverkehr Münsterland, 2022, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  16. Geschäftsbericht 2022. (pdf) In: rvm-online.de. Regionalverkehr MünsterlandRegionalverkehr Münsterland, 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.