Hagenbecks Völkerschau der „Lappländer“ 1875

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Zeitungsannonce, Die Reform, 12. September 1875[1]

Hagenbecks Völkerschau der „Lappländer“ 1875 war eine Völkerschau (im heutigen Sprachgebrauch auch Menschenzoo), bei der sechs Samen zusammen mit 31 Rentieren zwischen dem 12. September und dem 21. November 1875 zuerst im damaligen Tierpark Hagenbeck am Neuen Pferdemarkt in Hamburg St. Pauli und anschließend auf der Hasenheide in Berlin-Neukölln sowie im Pfaffendorfer Hof in Leipzig zur Schau gestellt wurden. Zur Gruppe der Samen zählten ein Ehepaar mit einem Kleinkind und einem Säugling sowie ein Vater mit seinem Sohn.

Veranstalter dieser Völkerschau war Carl Hagenbeck (1844–1913) aus Hamburg, der bis zu seinem Tod über 50 solcher „Völkerausstellungen“ veranstaltete und hunderttausende zahlende Besucher anlockte. Die Völkerschau der „Lappländer“ 1875 war seine erste Völkerschau, die in der Forschung deshalb als Initialzündung zur Etablierung des Ausstellungstyps der Völkerschauen gilt.

Der Tierhändler Carl Hagenbeck hatte im März 1874 seinen ersten Tierpark in St. Pauli eröffnet und berichtete im Vorfeld der ersten Menschenausstellung über den stagnierenden Tierhandel und finanzielle Schwierigkeiten auch infolge der Gründerkrise.[2] Die Idee zur ersten „Völkerausstellung“ (wie Hagenbeck seine Völkerschauen damals selbst bezeichnete) lieferte ihm der befreundete Tiermaler Heinrich Leutemann aus Leipzig. Hagenbeck hatte ihm über eine bevorstehende Rentierlieferung berichtet. In seinen Memoiren schrieb Leutemann 1887:

„Ungefähr im August 1875 erhielt ich von H. einen Brief, worin er mir mitteilte, daß er, da Nachfrage nach Rennthieren sei, eine Heerde Rennthiere aus Lappland bestellt habe, und zu deren Wartung auch eigene Lappländer werde mitkommen lassen. Darauf schrieb ich ihm sofort, wenn er das beabsichtige, so möge er doch gleich das Unternehmen dadurch zu einer eigenen Sehenswürdigkeit gestalten, daß er durch Mitbringen von Schlitten, Zelten, Geräthschaften, durch Anschließen von Frauen und Kindern, Hunden und sonstigem Zubehör die ganze Gruppe zum vollständigen Vorzeigen des Lappländer Lebens geeignet mache. […] Zu meiner großen Freude ging H. ohne Weiteres und aufs Vollständigste auf meinen Rath ein, wie mir seine Antwort mittheilte, und darin lud er mich zugleich für die Ankunft der Gruppe zu sich ein.“[3]

Zeitungsnotiz: Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 5. Januar 1875[4]

Die 12 Jahre nach den Ereignissen verfassten Schilderungen Leutemanns sind nicht ganz plausibel, denn bereits am 5. Januar 1875 hatte das Leipziger Tageblatt und Anzeiger berichtet:

„Wer von uns Leipzigern im März oder April nach Hamburg kommt, den machen wir darauf aufmerksam, daß die dortige Hagenbeck'sche Handelsmenagerie, welche an sich schon zu den Sehenswürdigkeiten Hamburgs gehört, zu dieser Zeit noch etwas Besonderes bieten wird. Herr Hagenbeck schreibt an einen hiesigen Freund: Zum Frühjahr, im März bekomme ich auch eine Heerde Rennthiere, und lasse dann gleich 4 echte Lappen als Begleiter mitkommen, welche ich hier 4–6 Wochen behalte, um sie gleich mit zur Schau auszustellen.“[4]

Offenbar hat sich dann die Vorbereitung der Menschenschau aber noch über mehrere Monate hingezogen. Über die Umstände der Anwerbung der Gruppe, die im September 1875 in Hamburg eintraf, ist wenig bekannt. Hagenbeck berichtete in seinen Memoiren Von Tieren und Menschen von 1808 von seiner ersten Begegnung mit der Gruppe:

„Die Karawane bestand aus sechs Personen und machte ein höchst frappierenden Eindruck. Auf Deck stolzierten die drei männlichen Mitglieder der Truppe, kleine, gelbbraune, in Fellen gekleideten Leute, neben ihren Renntieren einher. Im Zwischendeck bot sich uns aber ein köstlicher Anblick! Eine Mutter mit ihrem Säugling, den sie zärtlich ans Herz drückte, und ein vierjähriges niedliches Mädchen. […] Schön konnte man unsere Gäste gerade nicht nennen. Ihre Hautfarbe ist ein schmutziges Gelb, der runde Schädel ist mit straffem, schwarzen Haar bewachsen, die Augen stehen ein wenig schief , die Nase ist klein und platt.“[5]

Die sechs Samen waren Ella Maria Josefsdatter Nutti (1841–1930), ihr Ehemann Nils Rasmus Persson Eira (1841–1930), die dreijährige Tochter Kristina und der Säugling Per Bernhard, wobei die Familie in den deutschsprachigen Überlieferung oft Rasti (eine samische Form von Rasmus) genannt wurde. Die zwei weiteren Männer waren Lars Nilsson Hotti und sein Sohn Jacob Larsson Hotti (im September 1875 waren sie 45 und 21 Jahre alt). Die Gruppe stammte aus Karesuando, einer kleinen Ortschaft in der heutigen nordschwedischen Provinz Norrbottens län und der historischen Provinz Lappland.[6] Die Samen (Plural auch Sami, veraltet Lappen oder Lappländer) sind ein indigenes Volk, das im nördlichen Skandinavien, Finnland und auf der Kola-Halbinsel in Russland lebt. Der Agent, der die Gruppe in Nordschweden angeworben hatte, war laut Leutemann der norwegischer Fotograf und Händler Johan Erik Wickström aus Tromsø, der norwegisch und samisch sprach und somit als Dolmetscher auftrat.[7] Sonst gibt es nur wenige Überlieferungen zu den Samen und auch nur ein Foto, auf dem nur einer der drei Männer und eine weitere Person im Hintergrund zu sehen sind.

Völkerschau der „Lappländer“ 1875, Fotograf, Datierung und Ort nicht ausgewiesen.[8]

Die Völkerschau begann in Hamburg am 12. September 1875.[9] Am Vortag, dem 11. September nachmittags,[10] wurden die Rentiere vom Hafen zum Neuen Pferdemarkt in St. Pauli geführt, was sich laut den Schilderungen von Leutemann in seinem Artikel in Die Gartenlaube von Anfang November 1875 als schwierig herausstellte:

„Nie habe ich Giraffen, Elephanten, Rhinocerosse, Hirsche, Wildesel oder Kameele sich beim Führen so ungeberdig benehmen sehen, wie diese doch als Hausthiere aufgewachsenen Rennthiere. Noch jetzt wundere ich mich, daß dabei weder Mensch noch Thier zu Schaden gekommen. Hier stürzten die Thiere übereinander, bäumten oder überschlugen sich; dort fiel ihr Führer und wurde im Straßenschmutz geschleift; auch riß wohl ein Thier sich los und wurde erst, nachdem es den Stadtgraben durchschwommen und die Umhegung des zoologischen Gartens übersprungen, in diesem wieder eingefangen. Mit weit heraushängender Zunge kamen die Thiere ganz erhitzt nach und nach endlich am Ziele an.“[7]

Allerdings trug dieses Spektakel auch dazu bei, dass den Samen in Hamburg große Aufmerksamkeit zuteilwurde. Hagenbeck berichtete in der zweiten Auflage seiner Memoiren Von Tieren und Menschen von 1909 über den für ihn überraschenden Erfolg der Schau:

„Vom ersten Tage an war das Publikum geradezu enthusiasmiert, was ja zum Teil auf die absolute Neuheit nicht nur dieser Vorführung, sondern solcher Vorstellungen überhaupt zurückzuführen ist. Schon am frühen Morgen des Eröffnungstages begann das Zuströmen des Publikums, und trotz des großen Raumes, der zur Verfügung stand, nahm das Gedränge geradezu beängstigende Formen an. Die Einfahrt des Grundstückes, die sonst nur für Wagen gebraucht wurde, mußte den anströmenden Zuschauern eingeräumt werden. Schließlich blieb nichts anderes übrig, als Schutzmannschaften zu requirieren, um den Zuzug des Publikums einigermaßen in Schranken zu halten.“[11]

Die Völkerschau-Gruppe der sechs Samen in einer fiktiven „natürlichen“ Umgebung, Zeichner nicht namentlich genannt, Die Reform, 17. September 1785.[12]

Die Völkerschau fand im hinteren Teil des Tierparks Hagenbeck statt.[13] Laut Pressemitteilungen sollen am Sonntag, dem 19. September, als Polizeikräfte einschreiten mussten, „5490 Erwachsene und 1150 Kinder Entrée gezahlt“ haben.[14] In Hamburg trat die Gruppe neben dem Tierpark Hagenbeck in St. Pauli auch im Vergnügungspark „Nordpoltheater“ auf. Ab Anfang Oktober wurde sie dann auf der Hasenheide in Berlin-Neukölln platziert. Doch hier blieb der Erfolg aus, auch weil Hagenbeck keine Kontakte zur Berliner Presse und nur wenige Anzeigen in der Zeitung geschaltet hatte.[15] Der Anatom und Anthropologe Rudolf Virchow nahm in Berlin Untersuchungen an den Samen vor und präsentierte seine Ergebnisse in der Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte am 16. Oktober.[16] Die gesamte Gruppe war dabei anwesend.[17] Letzte und dritte Station der Völkerschau war Leipzig. Ab dem 2. November 1875 wurde die Gruppe im Innenhof des Pfaffendorfer Hofs in Leipzig gezeigt.[18] Aufgrund der zahlreichen Presseberichte Leutemanns war die Schau in Leipzig wieder erfolgreich.[19]

Die Inszenierung der Schau beschränkte sich hauptsächlich auf das Alltagsleben, insbesondere das Hüten und die Versorgung der Rentiere und das Leben in den mitgebrachten Zelten. Leutemann verfasste im November 1875 einige Artikel für das Leipziger Tageblatt und Anzeiger, in denen er die Völkerschau zu bewerben versuchte:

„Die Männer beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Vorzeigen der Anwendung ihrer Geräthschaften. […] Zunächst höchst interessant ist es, das Aufschlagen des Zeltes in seiner einfachen praktischen Weise zu sehen, wie es nur aus Stangen und einigen Leinwandstücken zusammengesetzt, in weniger als einer Viertel Stunde aufgebaut wird. […] Die zweite sehr interessante Vorzeigung ist die des Schlittenfahrens, die natürlich jetzt auf der Erde oder dem Gras nur sehr mangelhaft geschehen kann. […] Besonders interessant ist es aber, wenn das Bepacken der Rennthiere gezeigt wird, wie es bei der Sommerreise geschieht. […] aber darauf wollen wir doch hinweisen, wie die lange, jahrhundertelange Erfahrung dieses Nomadenvolk geehrt, all ihr Geräth und Eigenthum so einzurichten, daß alles aufs Schnellste verpackt werden kann.“[20]

Heinrich Leutemann schildert zum Ende der Tournee am 21. November 1875 aber auch, dass vor allem die Frau und Mutter die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen und auch Geschenke von den Besuchern erhalten habe:

„Wie wir dies schon in Hamburg voraussehen, hat auch hier Frau Rasti mit ihren beiden Kleinen das meiste Interesse erregt, und hatte beim Umhergehen stets das Publicum als Gefolge um sich. Sie hat sich hier mehrmals Gold eingewechselt, ein Beweis, daß sie und Christinchen nicht bloß Eßwaaren erhielten.“[21]

Anders als beispielsweise während der späteren Völkerschau der „Feuerländer“, bei der die Presse stark abschätzig über die Kawesqar als vermeintliche Kannibalen berichtete, war die Berichterstattung gegenüber den Samen eher wohlwollend. Die damals so bezeichneten „Menschen aus dem hohen Norden“ wurden zeitgenössisch einer hohen Kulturstufe zugeordnet.[22]

Viele Fragen bezüglich der Gruppe der Samen, ihrer Unterbringung und Verpflegung, der Bezahlung und Rückkehr nach Schweden sind nur ansatzweise überliefert. Leutemann berichtete am 21. November über die Heimreise der Gruppe und „große Sehnsucht nach ihrer Heimath“, die von der Gruppe vorgetragen wurde.[21] Die Rentier-Herde verblieb in Deutschland und wurde verkauft.[23] Hagenbeck vermachte dem Leipziger Museum für Völkerkunde zahlreiche Ausrüstungsgegenstände der Samen.[24]

Datierung der ersten Völkerschau: 1874 oder 1875

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Häufig wird die erste Völkerschau Hagenbecks auf das Jahr 1874 datiert. So erschienen im März 2024 Zeitungsberichte, in denen an den vermeintlichen 150. Jahrestag des Beginns der Völkerschauen erinnert wurde.[25] Auch in der Forschungsliteratur findet sich meist die Jahresangabe 1874. So schrieben beispielsweise Nicolas Bancel, Pascal Blanchard und Sandrine Lemaire in ihrem Standardwerk MenschenZoos. Schaufenster der Unmenschlichkeit in deutscher Übersetzung von 2012: „Die erste Truppe dieser Art wurde von Carl Hagenbeck im Jahr 1874 in Hamburg gezeigt, also genau in jenem Jahr, in dem Barnum nach Europa kam. Das Jahr 1874 stellte daher einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung von Menschenausstellungen dar.“[26] Die Jahreszahl 1874 für die erste Hagenbecksch’sche Völkerschau der „Lappländer“ findet sich auch in den Standardwerken von Anne Dreesbach[27] und Stefanie Wolter[28] (beide von 2005) sowie mit der Angabe „1874/75“ bei Hilke Thode-Arora in Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen von 1989.[29] In einem Aufsatz von 2021 schreibt Thode-Arora dann aber, Hagenbeck habe „1875 seine erste Völkerschau: Sami aus Finnland“ veranstaltet.[30]

Die Datierung 1874 gründet sich vor allem auf die Memoirenliteratur Hagenbecks, der in Von Tieren und Menschen von 1908 schrieb: „Gegen Mitte September des Jahres 1874 traf die kleine Expedition mit dreißig Rentieren, geführt von einem Deutsch sprechenden Norweger, in Hamburg ein.“[5] In seinen bereits 1887 erschienenen Memoiren Lebensbeschreibung des Thierhändlers Carl Hagenbeck nennt Heinrich Leutemann hingegen in den bis ins Detail sehr ähnlichen Schilderungen den September 1875 als Zeitpunkt der ersten „Lappländer“-Völkerschau.[3]

In der bisher umfassendsten Darstellung über die von Carl Hagenbeck veranstalteten Sami-Völkerschauen von Cathrine Baglo aus dem Jahr 2023 wird der September 1875 als Beginn der ersten Völkerschau zutreffend angegeben.[31] Alle zeitgenössischen Berichte – etwa über die Ankunft in Hamburg am 11. September 1875, bei der die Rentiere durch die Stadt getrieben wurden,[10] Zeitungsinserate,[9] die zahlreichen Artikel Leutemanns wie etwa der lange Artikel in Die Gartenlaube von Anfang November 1875,[7] im Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 30. Oktober 1875 „Ueber die ankommenden Lappländer“[20] oder vom 21. November 1875 über „Die Heimkehr der Lappländer“[21] sowie auch die Präsentation der sechsköpfigen Gruppe der Samen von Rudolf Virchow vor der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte am 16. Oktober 1875[16] und der Bericht hierüber in der Kölnischen Zeitung[17] – sprechen für den 12. September bis 21. November 1875 als Zeitraum der ersten Völkerschau Carl Hagenbecks; der 150. Jahrestag des Beginns und Initialzündung der Völkerschauen ist folgerichtig der 12. September 2025.

„Erfindung“ der Völkerschau?

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Hagenbeck hat sich 1908 quasi als Erfinder der Völkerschauen stilisiert: „Es war mir vergönnt, die Völkerausstellungen als erster in die zivilisierte Welt einzuführen“.[32] Die Zurschaustellung von Menschen reicht weit in die Vergangenheit zurück. Dennoch wird in der Forschung das Format Völkerschau tatsächlich Hagenbeck zugeschrieben. Hagenbecks Inszenierungen indigener Menschen galten erstens insofern als fortschrittlich, als er „die ‚Wilden‘ aus den Jahrmarktsbuden in die wissenschaftlichen Institutionen ‚Zoologische Gärten‘“[33] holte. Zweitens spielte – und das macht die Völkerschau von 1875 deutlich – der Anspruch Hagenbecks nach hoher Authentizität eine besondere Rolle für den Erfolg seiner Schauen. Stefanie Wolter sieht hier den Schlüssel zur Erklärung des unerwarteten Erfolgs der ersten Völkerschau der Lappländer. Zur gleichen Zeit tourte bereits eine andere Gruppe von Samen von A. Böhle und Emma Willardt durch Deutschland,[34] die allerdings als Eskimos vermarktet worden seien. Die Samen seien zwar echt, die Schau aber deshalb nicht als authentisch wahrgenommen worden. Im oben bereits zitierten Artikel des Leipziger Tageblatts vom 5. Januar 1875 hieß es:

„Man wird da ohne Zweifel Gelegenheit haben, diese Lappländer in ihrem wirklichen Costüm zu sehen, denn die hier in der letzten Messe zur Schau gestellten Lappen trugen durchaus weder ihr wirkliches Costüm, noch ihre eigentlichen Waffen. Sie waren des größeren Effects wegen als Eskimos gekleidet und ihre Waffen waren ebenso unechten Ursprungs, so das ihre ganze äußere Erscheinung eine total falsche war. Wir werden nicht versäumen, die Leser des Tageblattes von dem Eintreffen der Rennthierheerde und der Lappländer in Hamburg zu benachrichtigen.“[35]

Im Gegensatz dazu hätten die Zuschauer die erste Völkerschau Hagenbecks als authentisches Abbild des Alltags der Menschen aufgefasst, wie sich aus zahlreichen Berichten herauslesen lasse.[36] Nach dem finanziellen Erfolg der Völkerschau in Hamburg wird Hagenbeck das Zitat „Das Geld liegt doch auf der Straße, man muss es nur aufzuheben wissen“[37] zugeschrieben. In den folgenden Jahren bis zu seinem Tod führte er noch über 40 Völkerschauen durch.[38] Die Schauen wurden ab Ende der 1870er Jahre zu Carl Hagenbecks Haupteinnahmequelle.[39]

  • Cathrine Baglo: Samische Perspektiven auf Carl Hagenbecks „anthropologisch-zoologische Ausstellungen“. In: Anna Sophie Laug (Hg.): Das Land spricht. Sámi Horizonte. Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg 2023, ISBN 978-3-944193-24-3, S. 54–93.
  • Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870–1940. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-593-37732-2.
  • Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck. Ellert & Richter, Hamburg 2007, ISBN 978-3-8319-0182-1.
  • Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-593-34071-2.
  • Hilke Thode-Arora: Herbeigeholte Ferne: Völkerschauen in Deutschland – eine Einführung. In: Lars Frühsorge, Sonja Riehn, Michael Schütte (Hg.): Völkerschau-Objekte. Lübeck 2021, S. 3–20, ISBN 978-3-942310-34-5.
  • Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die Anfängen des Massenkonsums. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-593-37850-3.

Zeitgenössische Literatur

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Wikisource: Nordische Gäste – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Ankunft einer großen Heerde Rennthiere in Begleitung einer Lappländer-Familie, Die Reform, 12. September 1875, S. 4.
  2. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Frankfurt am Main 2005, S. 44.
  3. a b Heinrich Leutemann: Lebensbeschreibung des Thierhändlers Carl Hagenbeck. Selbstverlag Carl Hagenbeck, Hamburg 1887, S. 48 f.
  4. a b Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom Dienstag, 5. Januar 1875.
  5. a b Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen Berlin 1908 (1. Auflage), S. 48.
  6. Cathrine Baglo: Samische Perspektiven auf Carl Hagenbecks „anthropologisch-zoologische Ausstellungen“. In: Anna Sophie Laug (Hg.): Das Land spricht. Sámi Horizonte. Hamburg 2023, S. 54–93, hier S. 60–64.
  7. a b c Heinrich Leutemann: Nordische Gäste, In: Die Gartenlaube, Jg. 1875 Heft 44, S. 742–744; siehe 
    Wikisource: Nordische Gäste – Quellen und Volltexte
    .
  8. Foto aus: Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck.Hamburg 2007, S. 98.
  9. a b Ankunft einer großen Heerde Rennthiere in Begleitung einer Lappländer-Familie, Die Reform, 12. September 1875.
  10. a b Die Tageszeitung Die Reform berichtete in ihrer Ausgabe vom 12. September: „Die Lappländer-Familie […] ist gestern Nachmittag sammt ihrer Rennthierherde glücklich angelangt und zog unter Begleitung zahlloser Neugieriger vom Hafen nach Hagenbeck'schen Handlungsmenagerie. […] Als man beim Heiligengeistfelde vorbeikam, entwischte eins der Rennthiere, wodurch der Menschen-Auflauf noch größer ward. Der Ausreißer wurde jedoch bald wieder eingefangen.“
  11. In der ersten Auflage von 1908 ist der Abschnitt noch nicht vorhanden; Carl Hagenbeck: Von „Tieren und Menschen“. Berlin 1909 (2. Auflage), S. 83.
  12. Aus Hagenbecks Handelsmenagerie. Lappländer und Rennthiere, Die Reform, 127. September 1875, Titelseite.
  13. Cathrine Baglo: Samische Perspektiven auf Carl Hagenbecks „anthropologisch-zoologische Ausstellungen“. In: Anna Sophie Laug (Hg.): Das Land spricht. Sámi Horizonte. Hamburg 2023, S. 54–93, hier S. 64.
  14. Die Rennthiere und die Lappländer-Familie, Die Reform, 21. September 1875.
  15. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Frankfurt am Main 2005, S. 127.
  16. a b Rudolf Virchow: Vorstellung der von Hrn. Hagenbecknach Berlin gebrachten Lappen. (Sitzung vom 16. Oktober 1875). In: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Jg. 1875, S. 225–228.
  17. a b Kölnische Zeitung, 21. Oktober 1875.
  18. Zeitungsannonce Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom Freitag, 29. November 1875.
  19. Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck.Hamburg 2007, S. 100.
  20. a b Heinrich Leutemann: Ueber die ankommenden Lappländer. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 30. Oktober 1875, S. 9.
  21. a b c Heinrich Leutemann: Die Heimkehr der Lappländer. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 21. November 1875, S. 10.
  22. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Frankfurt am Main 2005, S. 143f.
  23. Heinrich Leutemann: Rennthiere im „Leipziger“ Schnee. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 9. Januar 1876, S. 22.
  24. Heinrich Leutemann: Museum für Völkerkunde (Die Hagenbeck'sche Schenkung). In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 28. November 1876, S. 10.
  25. Beispielsweise: Petra Schellen: „Völkerschauen“ in Hagenbeck's Tierpark. 150 Jahre ungesühnt. Online unter: taz, 11. März 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024, oder Harald Stutte: Erste „Völkerschau“ in Hamburg. Vor 150 Jahren: Tierhändler Hagenbeck führt „exotische“ Menschen vor. Online unter: Redaktionsnetzwerk Deutschland, 9. März 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  26. Nicolas Bancel, Pascal Blanchard, Sandrine Lemaire: Einleitung. MenschenZoos: Schaustellung „exotischer“ Menschen im Westen. In: Dies. (Hrsg.): MenschenZoos. Schaufenster der Unmenschlichkeit. Hamburg 2012, S. 10–64, hier S. 17 f.
  27. „Carl Hagenbeck […] mit seiner ersten Zurschaustellung 1874“, s.Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Frankfurt am Main 2005, S. 15. Auf S. 44 datiert sie die erste Völkerschau Hagenbecks allerdings auf das Jahr 1875.
  28. Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die Anfängen des Massenkonsums. Frankfurt am Main 2005, S. 112.
  29. In der Liste der Völkerschauen wird „1874/75“ angegeben; Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen.Frankfurt am Main 1989, S. 168–175.
  30. Hilke Thode-Arora: Herbeigeholte Ferne: Völkerschauen in Deutschland – eine Einführung. In: Lars Frühsorge, Sonja Riehn, Michael Schütte (Hg.): Völkerschau-Objekte. Lübeck 2021, S. 3–20, hier S. 6.
  31. Cathrine Baglo: Samische Perspektiven auf Carl Hagenbecks „anthropologisch-zoologische Ausstellungen“. In: Anna Sophie Laug (Hg.): Das Land spricht. Sámi Horizonte. Hamburg 2023, S. 54–93, hier S. 60.
  32. Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen Berlin 1908 (1. Auflage), S. 47.
  33. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870–1940. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-593-37732-2, S. 50.
  34. Anne Dreesbach: Kolonialausstellungen, Völkerschauen und die Zurschaustellung des „Fremden“. Online unter: Europäische Geschichte Online, 17. Februar 2017, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  35. S. Faksimile: Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom Dienstag, 5. Januar 1875.
  36. Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die Anfängen des Massenkonsums. Frankfurt am Main 2005, S. 103.
  37. Heinrich Leutemann: Lebensbeschreibung des Thierhändlers Carl Hagenbeck Hamburg, 1887. S. 50.
  38. Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen., S. 168–175.
  39. Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten. Hannover 2007, S. 327.