La Goulette

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Halq al-Wadi)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
La Goulette
Kirche und Moschee benachbart in La Goulette
Kirche und Moschee benachbart in La Goulette
Kirche und Moschee benachbart in La Goulette
Verwaltung
Staat Tunesien Tunesien
Gouvernement Tunis
Demographie
Bevölkerung 45.711 Einw. (2014)
Geographie
Höhe m
La Goulette (Tunesien)
La Goulette (Tunesien)
La Goulette
Koordinaten 36° 51′ N, 10° 19′ OKoordinaten: 36° 51′ N, 10° 19′ O
Verbindungskanal in La Goulette mit Blick auf den Golf von Tunis

La Goulette (französisch; italienisch La Goletta, arabisch حلق الوادي, DMG Ḥalq al-Wādī) ist eine Stadt in Tunesien, die einen Teil der Hafenanlagen von Tunis umfasst. La Goulette am Golf von Tunis ist 10 km von der Hauptstadt Tunis entfernt und mit ihr über einen Damm durch den See von Tunis verbunden. In der Stadt leben 45.711 Einwohner (Stand 2014).

Die Festung des Ortes wurde 1535 nach der Eroberung von Tunis durch Karl V. erbaut, wurde jedoch zusammen mit der Stadt Tunis 1574 durch die Osmanen zurückerobert. Ende August 1857 ankerte ein Geschwader der französischen Flotte vor La Goulette als Teil einer militärischen Intervention in Folge der Batto-Sfez-Affäre[1] um den gelynchten Juden Batto Sfez (auch: Braïtou Sfez). Die Stadt selbst wurde nach der Besetzung Tunesiens durch die Franzosen im Jahr 1881 gegründet. 1937 lief unter Protesten das Schulschiff Sara 1 der radikalzionistischen Betar im Hafen ein.[1]

Fort Carraca
Häuser in der Altstadt

Bis zur Unabhängigkeit 1956 wohnten hier viele Europäer, vor allem Italiener, sowie Juden und Muslime. Diese Goulettois lebten eng miteinander. Die meist aus Sizilien und Kalabrien stammenden Italiener feierten jeden 15. August die Prozession der Madonna de Trapani,[2] ausgehend von der Kirche Saint Augustin et Saint Fidèle des Erzbistums Tunis im damaligen „Klein-Sizilien“.[3] Sie waren es auch, die den Dampfschiffen – Vaporini[2] – den Namen gaben, die bis zur Fertigstellung des Damms die Überfahrt nach Tunis anboten. Die Muslime ließen es sich nicht nehmen, bei den Festen ihrer Nachbarn dabei zu sein und feierten ihrerseits die Kharja von Sidi Scherif.[2] Auch Festtage zum jüdischen Chanukka[2] gaben Anlass zu öffentlichen Feierlichkeiten. Auf dem Damm verkehrte ab Ende des 19. Jahrhunderts die Bahnlinie TGM Tunis–Goulette–Marsa. An der Stelle namens Halk el-Oued wurde die Landzunge von La Goulette durch einen befahrbaren Verbindungskanal zum See von Tunis unterbrochen.

Mit dem Ausbau der Infrastruktur verlor La Goulette ab etwa 1985 seine Funktion als Güterhafen zugunsten des Hafens von Radès.[2] Weiterhin besteht aber der Fährenverkehr. Juni 1988 wurde unter Zine el-Abidine Ben Ali ein Reiterstandbild[4] sein Vorgängers Habib Bourguiba nach La Goulette verlegt und nach dem Sturtz von Ben Ali 2011 wieder an seinen vorherigen Standort an der Avenue Habib Bourguiba in Tunis zurückgebracht. Heute ist das Wohlstandsniveau von La Goulette tiefer als das der benachbarten nördlichen Vororte von Tunis.[3]

  • Handelshafen (vor allem Massengüterumschlag – Erze, Phosphate, Oliven)
  • Großkraftwerk
  • Industrieansiedlungen
  • Fischerei
  • Tagestourismus

In La Goulette befindet sich die Anlegestelle für die Autofähren nach Italien und Frankreich.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Arsenaltor
  • Carraca: spanisch-osmanisches Fort
  • Ein minimal erhaltenes lateinisches Viertel mit der Bezeichnung „Klein-Sizilien“[5]
  • Habib-Bourguiba-Denkmal
  • Kirche Saint Augustin et Saint Fidèle von 1848–1872
  • Der alte Fischereihafen mit Sandstrand

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Achille Zavatta (1915–1993), französischer Zirkus-Clown, Dresseur und Musiker sowie Zirkusgründer
  • Gisèle Halimi (1927–2020), französische Rechtsanwältin, Feministin und Bürgerrechtsaktivistin
  • Jean-Paul Fitoussi (1942–2022), französischer Ökonom
Commons: La Goulette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Georges Bensoussan: Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975. Hrsg.: Denis Maraval (= Collection Texto). 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02105090-7, S. 308, 343, 520, 578.
  2. a b c d e Ibrahim Chabbouh, Ameur Oueslati, Viviane Bettaïeb: La Tunisie et la mer – 2290 km de côtes. Photographies de Mohamed-Salah Bettaïeb. Hrsg.: Viviane Bettaïeb. Éditions du Patrimoine Maghreb-Méditerranée (EPMM), Tunis 2022, ISBN 978-9938-9593-6-9, S. 96–101 (zweisprachig, französisch-englisch).
  3. a b Florence Dyan (Hrsg.): Tunis : Week-End (= Le Guide Vert). Michelin Cartes et Guides, Paris 2010, ISBN 978-2-06-714962-5, S. 70.
  4. Karima Dirèche, Nessim Znaien, Aurélia Dusserre: Histoire du Maghreb depuis les indépendances: États, sociétés, cultures. Éditions Armand Colin, Malakoff 2023, ISBN 978-2-200-63179-6, S. 109 f.
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Februar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lagoulette.net