Hamburger Bibel

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Hieronymus und der Pergamenthersteller

Die Hamburger Bibel, auch Bertoldus-Bibel genannt, ist eine dreibändige, großformatige, reich illustrierte Vulgata-Handschrift, die 1255 für das Hamburger Domkapitel angefertigt wurde. Sie befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen (MS, GKS 4 2°, vol. I-III). Seit 2011 gehört sie als Zeugnis mittelalterlicher Buchkultur zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Die drei Bände haben spätmittelalterliche Einbände und wiegen zusammen fast 40 kg. Die Größe der Seiten und der Umfang der Bände variiert etwas:

Band Blätter Höhe (cm) Breite (cm) Inhalt
I 242 52 32,5 Genesis bis 2. Buch der Chronik
II 230 55,7 39 Esra bis Maleachi
III 218 45 31 Erstes Buch der Makkabäer bis Offenbarung des Johannes

Ein ansonsten unbekannter Schreiber Carolus fertigte die Vulgataabschrift 1255 im Auftrag des Hamburger Domdekans Bertoldus an. Das geht aus der in Versform gehaltenen Subscriptio hervor, die in allen drei Bänden enthalten ist. Wer die Illustrationen schuf, ist nicht überliefert.

Im Jahr 1784 wurde der ganze Bestand der Hamburger Dombibliothek versteigert. Der Auktionskatalog dieser historischen Sammlung umfasste 4798 Nummern.[1] „Unter den Handschriften war eine Bibel in 3 Folio Bänden nach Hieronymus Version, auf Pergament im Jahr 1255 geschrieben.“[2] Bei dieser Auktion erwarb die Dänische Königliche Bibliothek die dreibändige lateinische Bibel für 63 Mark Courant;[3] seither befindet sie sich in Kopenhagen.

Schreibarbeit mit liniertem Blatt, Feder, Messer und Tintenhorn

Es gibt insgesamt 89 Initialen, die sich zwei Gruppen zuordnen lassen: Illustration des Bibeltextes sowie Darstellung der verschiedenen Schritte der Buchproduktion. Dass das Buch seine eigene Entstehung zum Thema macht, ist in der mittelalterlichen Buchmalerei selten. Die Illustrationen zeigen den Kirchenvater Hieronymus oder den Apostel Paulus bei diesen handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten:

Band Seite Akteur Tätigkeit
I 137vb Hieronymus Einrichten und Linieren einer Seite
II 38va Hieronymus Korrekturlesen einer fertigen Seite
II 183ra Hieronymus Einkauf beim Pergamenthersteller
II 195ra Hieronymus Zuschneiden der Seite
III 125ra Paulus Schreibarbeit mit linierten Bögen
III 133vb Paulus Schreibarbeit mit Feder, Messer und Tintenhorn
III 142vb Paulus, Timotheus Während Paulus schreibt, bereitet Timotheus die nächste Seite vor.
III 165rb Paulus Vorbereitung der Schreibarbeit, mit liniertem Blatt, Feder, Messer und Tintenhorn

Die verschiedenen Autorenbilder, die in der Buchmalerei ein häufiges Thema darstellen und keine Besonderheit der Hamburger Bibel sind, wurden in dieser Übersicht ausgelassen. Der Realismus, mit dem die Produktionsschritte der Buchherstellung ins Bild gesetzt wurden, ist ungewöhnlich.

Zugänglichkeit

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Die Hamburger Bibel wurde auf verschiedenen Sonderausstellungen inner- und außerhalb Dänemarks einem größeren Publikum gezeigt. Für die Forschung ist sie im Hochsicherheits-Leseraum der Königlichen Bibliothek einsehbar. Die Digitalisierung der Handschrift ist wegen der Größe und des Umfangs der Bibel aufwändig und wurde 2011 für die kommenden Jahren angekündigt, mit Vorrang für die durch Buchmalerei illuminierten Seiten.

Commons: Hamburger Bibel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Erik Petersen: Die Hamburger Bibel - 1255. In: Uwe M. Schneede (Hrsg.): Goldgrund und Himmelslicht. Die Kunst des Mittelalters in Hamburg, Katalog zur Ausstellung der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit dem Museum für Hamburgische Geschichte ... vom 19. November 1999 bis 5. März 2000. Dölling und Galitz, Hamburg 1999, ISBN 3-933374-48-0, S. 270–271.

Einzelnachweise

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  1. Hans-Walter Stork: Hamburger Buchauktionen im 18. Jahrhundert. In: Johann Anselm Steiger, Sandra Richter (Hrsg.): Hamburg: Eine Metropolregion zwischen Früher Neuzeit und Aufklärung. Akademie Verlag, Berlin 2012, S. 271.
  2. Friedrich Johann Lorenz Meyer: Blick auf die Domkirche in Hamburg. Hamburg 1804, S. 90.
  3. F. L. Hoffmann: Handschriften, welche in Katalogen öffentlich verkaufter Bibliotheken verzeichnet sind. In: Serapeum, Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft. Nr. 22. Leipzig 30. November 1857, S. 337–342.