Hannes Rockenbauch
Hannes Rockenbauch (* 5. Juli 1980 in Stuttgart) ist ein deutscher Architekt und Stadtplaner im Praktikum (AiP/SiP), Kommunalpolitiker und politischer Aktivist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rockenbauch wurde 1980 in Stuttgart geboren. Er besuchte das Zeppelin-Gymnasium.[1] 2001 bis 2004 studierte er an der Universität Stuttgart Philosophie und Physik bis zum Vordiplom. Anschließend begann er an derselben Hochschule ein Studium der Architektur und Stadtplanung, das er 2011 bei Franz Pesch als Diplom-Ingenieur abschloss. Er arbeitete bis 2019[2] als Akademischer Mitarbeiter an der Universität Stuttgart.[3] Im Februar 2020 beantragte er vor der Kandidatur zum Stuttgarter OB seine Mitgliedschaft als Architekt und Stadtplaner im Praktikum bei der Architektenkammer BW.[4]
Rockenbauch ist verheiratet und Vater zweier Töchter.[5][6]
Er ist Kuratoriumsmitglied der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.[7]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rockenbauch ist seit seiner Jugend kommunalpolitisch aktiv.[6] Er wurde mit 15 Jahren in den Jugendrat Stuttgart-Ost gewählt, war Schülersprecher und setzte sich unter anderem für den Ausbau der Radinfrastruktur und gegen Stuttgart 21 ein.[1][8][9][10] Seit 2004 ist er Mitglied im Stuttgarter Gemeinderat[1][11], seit 2009 dort Fraktionsvorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS und LINKE. Nach der Kommunalwahl 2014 bildete sich die Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS unter der erweiterten Beteiligung von gewählten Einzelstadträten der Piraten und der örtlichen Studentischen Liste.[12] Rockenbauch wurde wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.[13]
Oberbürgermeisterwahl 2012
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Oktober 2012 trat er als Kandidat bei der Wahl zum Oberbürgermeister von Stuttgart an.[11][14]
Er forderte den Ausbau des ÖPNV, sowie dessen Finanzierung über eine Nahverkehrsabgabe, sodass er "kostenlos" ist.[15] Zudem setzte er sich für die Energiewende, kostenlose Kitaplätze und bezahlbaren Wohnraum ein.[16] Er erhielt im ersten Wahlgang 10,4 % der Stimmen[17] und bezeichnete dies als gutes Ergebnis.[18] Im zweiten Wahlgang trat Rockenbauch nicht mehr an.[19]
Bei der Landtagswahl 2016 kandidierte er ohne Erfolg im Wahlkreis Stuttgart I.[20][21]
Oberbürgermeisterwahl 2020
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im November 2020 kandidierte er erneut bei der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart.[22]
Er forderte ticketfreien, über eine Mobilitätsabgabe finanzierten Nahverkehr.[23][24] Im Bezug auf den Klimaschutz solle Stuttgart „Modellstadt“ werden und bis 2029 klimaneutral sein.[25] Zudem forderte er eine sozial gerechte Wohnungspolitik, in der die Stadt Wohnungen in eigener Trägerschaft erwirbt und baut.[6]
Im ersten Wahlgang erhielt er 14 % der Stimmen.[26] Daraufhin fanden Gespräche mit seinen Mitbewerbern aus dem öko-sozialen Lager Veronika Kienzle und Marian Schreier statt, mit dem Ziel sich auf einen Kandidaten und ein Wahlprogramm zu einigen. Diese Gespräche scheiterten[27], da es seitens Schreier programmatisch keine Kompromissbereitschaft gab und dieser darauf bestand, im zweiten Wahlgang zu kandidieren.[28][29][30] Infolgedessen zog sich Kienzle aus dem Rennen zurück und Rockenbauch kandidierte auch im zweiten Wahlgang.[28][31] Dort erhielt er 17,8 % der Stimmen und verlor damit die Wahl.[32] Er bezeichnete das Ergebnis als ein „starkes Zeichen entschieden im Gemeinderat weiterzuarbeiten“.[33]
Stuttgart 21
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rockenbauch ist seit vielen Jahren einer der schärfsten Kritiker des Bahn- und Immobilienprojekts Stuttgart 21.[6][34][35][36][14][1] Er war an den von Heiner Geißler geleiteten und im Fernsehen übertragenen „Schlichtungsgesprächen“ zwischen Befürwortern und Kritikern des Projektes im Herbst 2010 beteiligt und wurde so überregional bekannt.[37][38] Rockenbauch war an vielen Demonstrationen gegen Stuttgart 21 beteiligt und auch an einigen Aktionen des passiven Widerstandes bzw. bei Blockaden der Räumungsaktionen der Polizei im Rahmen des Projekts.[39] Seit 2007 ist er Mitglied im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21. 2011 war er Sprecher des Aktionsbündnisses der Kampagne „Ja zum Ausstieg“ zur Volksabstimmung über Ausstieg aus oder Verbleib im Projekt Stuttgart 21 am 27. November 2011.[40]
Als Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl 2020 setzte er sich für die Änderung der Planungen unter Berücksichtigung der bereits erstellten Gewerke im Sinne von Umstieg 21 ein.[41]
Solidarität mit Letzter Generation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um gegen eine Allgemeinverfügung Frank Noppers zu protestieren, die seit dem 8. Juli 2023 Klebeaktionen der Letzten Generation im Straßenraum grundsätzlich verbietet, blockierte Rockenbauch mit weiteren Stadtratsmitgliedern am Vorabend des Inkrafttretens zwei Fahrstreifen der Hauptstätter Straße.[42]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mit allen für alle Stadt gestalten. Gedanken eines Architekten, Planers, Stadtrats und Vaters. Peter-Grohmann-Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-944137-42-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Christine Bilger: Stuttgarter OB-Wahl: Rockenbauch ist für eine Stadtsparkasse. In: Stuttgarter Zeitung. 14. September 2012, abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ Seiten des Fachbereichs für Grundlagen der Orts- und Regionalplanung der Universität Stuttgart abgerufen am 10. Juli 2020
- ↑ Hannes Rockenbauch | Baden-Württemberg plus sozial | DIE LINKE ( vom 26. Januar 2017 im Internet Archive) auf der Website der Partei Die Linke zur Landtagswahl Baden-Württemberg 2016
- ↑ Architektenkammer Baden-Württemberg: Mitglieder. In: Deutsches Architektenblatt. Architektenkammer Baden-Württemberg, August 2020, S. 11, abgerufen am 25. November 2020.
- ↑ Diana Feuerstein: Wer wird neuer Oberbürgermeister von Stuttgart? 14 Kandidaten stehen zur Wahl am 8. November - Stuttgart & Region - Zeitungsverlag Waiblingen. 28. Oktober 2020, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ a b c d Hannes Rockenbauch will Stuttgart bis 2029 klimaneutral machen. In: SWR Aktuell. 28. September 2020, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Akademie für gesprochenes Wort | Vorstand. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2018; abgerufen am 2. März 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Nadine Michel: S-21-Gegner kandidiert als Stuttgarter OB: Eine ungeheure Dynamik. In: Die Tageszeitung: taz. 22. Mai 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. April 2021]).
- ↑ Erinnerungen an die ersten Jugendratswahlen in der Landeshauptstadt vor 25 Jahren: „Bequeme Politiker braucht kein Mensch“ -. In: Cannstatter Zeitung. 22. Januar 2020, abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ Konstantin Schwarz: Kommunalwahl: SÖS will eigenen Fraktionsstatus. In: Stuttgarter Nachrichten. 7. Mai 2014, abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ a b Andreas Böhme: Rockenbauch will OB von Stuttgart werden - Südwest - Badische Zeitung. In: Badische Zeitung. 7. Mai 2012, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Josef Schunder: Stuttgarter Gemeinderat: Pirat und Student wählen den Anschluss. Stuttgarter Nachrichten, 10. Juni 2014, abgerufen am 28. Mai 2019.
- ↑ Mitglieder des Gemeinderats, www.stuttgart.de, abgerufen am 25. März 2015
- ↑ a b Michael Brandt: Kann es Hannes? Deutschlandfunk, 4. Oktober 2012, abgerufen am 29. März 2021 (deutsch).
- ↑ Stuttgarter OB-Wahl: Neun Fragen an Hannes Rockenbauch. In: Schwarzwälder Bote. 18. September 2012, abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Frank Rothfuss: OB-Kandidaten: Für den Rebellen Rockenbauch schließt sich der Kreis. In: Stuttgarter Nachrichten. 17. September 2012, abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Stuttgarter OB-Wahl: Fritz Kuhn liegt bei OB-Wahl vorn - Fritz Kuhn - Stuttgarter Zeitung. Stuttgarter Zeitung, 7. Oktober 2012, abgerufen am 28. Mai 2019.
- ↑ Kuhn siegt bei OB-Wahl Stuttgart - Zweiter Wahlgang nötig. In: Neue Presse. 7. Oktober 2012, abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ OB-Wahl in Stuttgart: Rockenbauch tritt nicht mehr an. In: Stuttgarter Zeitung. 10. Oktober 2012, abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Landtagswahl 2016: Rockenbauch will in Landtag. Abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Josef Schunder: Stuttgarter Landtagskandidaten: Rockenbauch nicht ohne Chance auf ein Mandat. In: Stuttgarter Nachrichten. 12. Juni 2015, abgerufen am 4. April 2021.
- ↑ Hannes Rockenbauch will Oberbürgermeister werden. Stuttgarter Zeitung, 3. Juli 2020, abgerufen am 4. Juli 2020.
- ↑ kostenlosernahverkehr.jetzt – JETZT handeln für Stuttgart! Abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Hannes Rockenbauch - wie finanziert sich kostenloser Nahverkehr? Abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Mathias Bury: Stadtrat will OB werden: Das will Hannes Rockenbauch in Stuttgart verändern. In: Stuttgarter Zeitung. 3. Juli 2020, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: OB-Wahl Stuttgart 2020: So hat Stuttgart gewählt. Abgerufen am 9. November 2020.
- ↑ Stuttgart: Auch nach Rückzug des eigenen Kandidaten gibt die SPD Marian Schreier bei der OB-Wahl keine Rückendeckung. In: Südkurier. 20. November 2020, abgerufen am 23. März 2021.
- ↑ a b OB-Wahl in Stuttgart: Öko-soziales Bündnis gegen CDU gescheitert - Grüne Kienzle raus. In: SWR Aktuell. 12. November 2020, abgerufen am 23. März 2021.
- ↑ Oberbürgermeisterwahl Stuttgart: Linkes Bündnis geplatzt - Weg frei für die CDU und Nopper? (Update). Rhein-Neckar-Zeitung, 11. November 2020, abgerufen am 23. März 2021.
- ↑ Benno Stieber: OB-Stichwahl in Stuttgart: Kandidiert und blamiert. In: Die Tageszeitung: taz. 27. November 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 4. April 2021]).
- ↑ Stuttgarter Grünen-OB-Kandidatin tritt nicht mehr an. In: Schwäbische Zeitung. 11. November 2020, abgerufen am 23. März 2021.
- ↑ SWR Aktuell: Wahl-Ticker: So lief der Wahlabend zur OB-Wahl in Stuttgart. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart: Die Entscheidung. In: YouTube. SWR, 29. November 2020, abgerufen am 23. März 2021 (deutsch, ab 21:40).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: "Stuttgart 21"-Gegner tritt als Kandidat an. Abgerufen am 3. April 2021.
- ↑ "Stuttgart 21 ist erledigt, Rückzugsgefechte laufen". Stern, abgerufen am 3. April 2021.
- ↑ Hannes Rockenbauch will Stuttgart bis 2029 klimaneutral machen. SWR Aktuell, abgerufen am 3. April 2021.
- ↑ Erik Peter: Hannes Rockenbauch will in den Landtag: Charmanter Provokateur. In: Die Tageszeitung: taz. 11. Juni 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 29. März 2021]).
- ↑ Michael König: "Geißler hat sich unfair verhalten". Süddeutsche Zeitung, 5. August 2011, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Michael Isenberg: Juristisches Nachspiel: Zweifel an spontaner Demo. 11. Dezember 2009, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ "Stuttgart 21": Gespräche werden fortgesetzt. 15. Oktober 2010, abgerufen am 29. März 2021 (deutsch).
- ↑ Hannes Rockenbauch: Mobilität und Umstieg 21. 22. Juni 2020, abgerufen am 29. November 2020.
- ↑ Sebastian Stegmüller: Reaktion auf Klebeverbot in Stuttgart: Rockenbauch blockiert Straße – Letzte Generation freut sich. In: Stuttgarter Zeitung. 7. Juli 2023, abgerufen am 10. Juli 2023.
Personendaten | |
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NAME | Rockenbauch, Hannes |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Kommunalpolitiker und politischer Aktivist |
GEBURTSDATUM | 5. Juli 1980 |
GEBURTSORT | Stuttgart |