Hanns Wilhelm Eppelsheimer

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Hanns Wilhelm Eppelsheimer (* 17. Oktober 1890 in Wörrstadt; † 24. August 1972 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Bibliothekar und Literaturwissenschaftler.

Eppelsheimer war der Sohn des Geometers Wilhelm Eppelsheimer und seiner Frau Elise, geb. Horst. Er besuchte in Mainz das Gymnasium und studierte anschließend in Freiburg im Breisgau, München und Marburg Rechtswissenschaft, Geschichte, Französisch, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. 1914 wurde er promoviert. Während des Ersten Weltkriegs war er von 1914 bis 1918 Offizier in der Feldartillerie. Vom 1. April 1919 bis 1929 war er Bibliothekar an der Stadtbibliothek Mainz.

Am 1. März 1929 übernahm Eppelsheimer das Amt des Direktors der Landesbibliothek Darmstadt. Er wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum 30. September 1933 aufgrund seiner Einstufung als Sozialdemokrat aus seinem Amt gedrängt und in den Ruhestand versetzt. Daraufhin begann er umfangreiche bibliografische Arbeiten und veröffentlichte 1935–1937 das Handbuch der Weltliteratur, eine Bibliografie des Schrifttums der Kulturvölker und ihrer herausragenden Literaturdenkmäler.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Eppelsheimer seine Berufstätigkeit als Bibliothekar wieder auf, als er vom 6. April bis 31. Dezember 1945 wieder als Direktor der Landesbibliothek Darmstadt eingesetzt wurde. 1946 wurde er Direktor der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Im gleichen Jahr initiierte er gemeinsam mit Georg Kurt Schauer (1899–1984), Heinrich Cobet und dem Verleger Vittorio Klostermann die Gründung der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main, deren erster Direktor er von 1947 bis 1959 war; bis 1958 blieb er zugleich Direktor der Stadt- und Universitätsbibliothek. 1946 wurde er Honorarprofessor für Bibliothekswissenschaft an der Universität Frankfurt, an der er auch Lehrbeauftragter für vergleichende Literaturwissenschaft war.

Bibliothekswesen

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In Mainz entwickelte Eppelsheimer zwischen 1919 und 1927 zusammen mit seinen Mitarbeitern die sogenannte Methode Eppelsheimer, eine pragmatische Methode zum Aufbau von Bibliothekskatalogen, auf deren Grundlage der Mainzer Sachkatalog entstand. Dabei wurde eine Kombination von systematischem Sachkatalog und verbaler Sacherschließung über freie Schlagwörter realisiert, von Eppelsheimer als „Königsweg“ der sachlichen Erschließung apostrophiert. Sie wurde in den folgenden Jahren von mehreren Bibliotheken übernommen.

Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL)

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Als Eppelsheimers größte Leistung auf bibliografischem Gebiet gilt die Erarbeitung der Bibliographie der deutschen Literaturwissenschaft, deren erster Band 1957 beim Verlag Vittorio Klostermann erschien und zunächst den Zeitraum 1945 bis 1953 erfasste. Ab dem zweiten Band übernahm Clemens Köttelwesch (1915–1988) die Bearbeitung und führte die bibliografischen Nachweise sukzessive an die Gegenwart heran. Das ambitionierte Projekt verzeichnet die weltweit erschienene Literatur zur Deutschen Literaturwissenschaft, seit 1969 zusätzlich der germanistischen Linguistik. Seitdem erscheint sie als Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL), ist in germanistischen Fachkreisen aber immer noch als Eppelsheimer-Köttelwesch bekannt. Seit Band XXX (1990) wird die BDSL per Computer erfasst, seit 2004 ist sie für die Berichtsjahrgänge 1985–1995 (für lizenzierte Institutionen bis zur Gegenwart) über das Internet abrufbar.

Auszeichnungen und Ehrenämter

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Vorwort (1962)
  • Petrarca. F. Cohen, Bonn 1926. 2. Aufl., Klostermann, Frankfurt a. M. 1971.
  • Handbuch der Weltliteratur von den Anfängen bis zum Weltkrieg: Ein Nachschlagewerk. Erschienen in 7 Lieferungen 1935–37. Klostermann, Frankfurt a. M. 1937. 3., neu bearb. u. erg. Aufl. 1960.
  • Homer – ein Originalgenie: Essays. Parzeller, Fulda 1948.
  • Francesco Petrarca: Dichtungen, Briefe, Schriften. Ausw. u. Einl. von Hanns W. Eppelsheimer. Fischer Bücherei, Frankfurt a. M. 1956. 6. Aufl., Insel-Verl., 1994.
  • Bibliothek eines geistig interessierten Deutschen: Weltausstellung Brüssel 1958. Börsenverein d. Dt. Buchhandels, Frankfurt a. M. 1958.
  • Geschichte der europäischen Weltliteratur. Insel-Verl., Frankfurt a. M. 1970.
  • Franz Fischer/Harro Kieser (Hrsg.): Hanns W. Eppelsheimer (1890-1972). Bibliothekar, Literaturwissenschaftler, Homme de lettres ; eine Ausstellung der Deutschen Bibliothek und der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt. Deutsche Bibliothek, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-922051-33-2.
  • Alexandra Habermann, Rainer Klemmt, Frauke Siefkes: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925–1980. Klostermann, Frankfurt 1985, ISBN 3-465-01664-5, S. 69–71.
  • Ulrich Hohoff: Wissenschaftliche Bibliothekare als Opfer der NS-Diktatur. Ein Personenlexikon. Harrasowitz Verlag, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-447-10842-3, S. 139–141.
  • Thomas Riplinger: Die Bedeutung der Methode Eppelsheimer für Theorie und Praxis der bibliothekarischen und der dokumentarischen Sacherschließung. In: Bibliothek: Forschung und Praxis. Jahrgang 28, 2004, S. 252–262 (Online-Fassung).
  • Eva Tiedemann: Hanns Wilhelm Eppelsheimer: Curriculum vitae und bibliographischer Bericht. In: Kurt Köster (Hrsg.): Die Deutsche Bibliothek 1945–1965: Festgabe für Hanns Wilhelm Eppelsheimer. Klostermann, Frankfurt am Main 1965.
  • Artikel Hanns Wilhelm Eppelsheimer, in: Stadtlexikon Darmstadt, Stuttgart 2006, S. 212.
  • Stephan Rosenke: Hanns Wilhelm Eppelsheimer – Direktor der Hessischen Landesbibliothek. In: 450 Jahre Wissen – Sammeln – Vermitteln. Von der Hof- zur Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt 1567–2017. Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-87390-402-6, S. 186–191.
  1. Ehrenmitglied bei www.deutscheakademie.de