Hans-Albrecht Freye
Hans-Albrecht Freye (* 28. Januar 1923 in Aschersleben; † 24. Mai 1994 in Halle (Saale))[1] war ein deutscher Zoologe und Genetiker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hans-Albrecht Freye, zweites Kind des Lehrers Karl Freye[2], besuchte das Gymnasium in Magdeburg, das er 1941 mit dem Abitur abschloss.[3] Nach Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft studierte er ab 1946 Biologie und Chemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Jahre 1950 heiratete er die aus Böhmisch Leipa stammende Biologie-Studentin Hedwig Zumpfe (1925–2015).[2][4] Hedwig Freye arbeitete zunächst über das Mittelohr der Vögel[5], dann an Hausmäusen und verteidigte 1954 ihre Dissertation.[6] Anschließend wechselte sie für weitere Arbeiten zur Anatomie von Hausmäusen zu Paula Hertwig in die medizinische Fakultät.[7]
Hans-Albrecht Freye schloss das Studium mit dem Staatsexamen ab, war ab 1950 Dozent an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, später Aspirant und Assistent am Zoologischen Institut der Universität. Nach Dissertation 1954[8] und Habilitation 1958[9] wurde Freye Dozent an der Martin-Luther-Universität. Seit 1959 war er als Nachfolger der im gleichen Jahr emeritierten Paula Hertwig Direktor des biologischen Instituts der medizinischen Fakultät und wurde 1961 zum Professor berufen. 1964 bis 1966 war Freye Prodekan und danach bis 1970 Dekan der Medizinischen Fakultät.
1988 wurde Freye emeritiert und ging nach der politischen Wende in die Politik. Er wechselte von der LDPD in die FDP und war von November 1990 bis zu seinem Tode Staatssekretär im Land Sachsen-Anhalt, zunächst im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und ab Juli 1991 im Ministerium für Wissenschaft und Forschung.[3][10] Seine Dienstzeit umfasste das Kabinett Gies, das Kabinett Münch und das Kabinett Bergner.
Hans-Albrecht Freye wurde 1971 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.[11] Seit 1973 war er Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Leopoldina und ab 1978 deren Generalsekretär. 1993 erhielt er die Verdienst-Medaille der Leopoldina.[12] Im selben Jahr wurde er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[13]
Politische Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Arbeit als Staatssekretär nach der Wende, bei der es zu Entlassungen im Hochschulbereich des Landes Sachsen-Anhalt kam, war umstritten. Einerseits sah man ihn als wichtigen Hochschulreformer.[14] Andererseits wurden ihm sein früheres Wirken als Dekan der Universität Halle und die Mitgliedschaft in der Blockpartei LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) als Systemnähe zur Last gelegt.[15] Allerdings wurde auch die in diesem Zusammenhang angeführte, 1983 erfolgte Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens der DDR nach einer Untersuchung im Jahr 1993 als rein wissenschaftlich begründet bestätigt.[14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Liste der Dekane der medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität (abgerufen am 13. Januar 2016)
- ↑ a b Horst Scheufler (1987): Professor Dr. sc. nat. Hans-Albrecht Freye - 65 Jahre. Wissenschaftliche Zeitschrift der MLU, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe 36 (6): 143–146.
- ↑ a b Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?" Bundesstiftung Aufarbeitung
- ↑ Traueranzeige Dr. Hedwig Freye (abgerufen am 13. Januar 2016)
- ↑ Hedwig Freye-Zumpfe (1952/1953): Befunde im Mittelohr der Vögel. Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle-Wittenberg, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe 2 (8): 445–461.
- ↑ Hedwig Freye (1954): Anatomische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen am Skelett normaler und oligodactyler Mäuse. Dissertation (Mathematisch naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Halle). Auch veröffentlicht in (allerdings ohne Lebenslauf): Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle-Wittenberg, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe 3 (4): 801–824.
- ↑ Hedwig Freye (1956): Untersuchungen über die Zahnanomalie des Mikrophthalmussyndroms der Hausmaus. Zeitschrift menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 33: 492–504.
- ↑ Hans-Albrecht Freye (1954): Beiträge zur funktionellen Anatomie des Biberskelettes. 100 Blätter mit eingeklebten Abbildungen. Halle, Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät (15. April 1954).
- ↑ Hans-Albrecht Freye (1957): Kraniologische Untersuchungen an heimischen Wassernagern: Unter besonderer Berücksichtigung des Bibers (Castor fiber L. 1758). 175 Blätter, zahlreiche Tafeln und Anlagen. Halle, Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät (29. April 1958).
- ↑ Karsten Jedlitschka: Das Archiv der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Acta Historica Leopoldina Supplement 4. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2007. Seiten 73–74. ISBN 978-3-8047-2366-5
- ↑ Mitgliedseintrag von Hans-Albrecht Freye bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 2. Januar 2016.
- ↑ Leopoldina Verdienstmedaille
- ↑ Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung 1909. Hans-Albrecht Freye. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. Juli 2016.
- ↑ a b Anerkannter Forscher: Hochschulreformer Hans-Albrecht Freye starb mit 71 Jahren. Mitteldeutsche Zeitung 5.1994(119): 9.
- ↑ Thomas Kruchem (1993): Geradezu unglaublich. Focus Magazin 42. Online
Personendaten | |
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NAME | Freye, Hans-Albrecht |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Zoologe und Genetiker |
GEBURTSDATUM | 28. Januar 1923 |
GEBURTSORT | Aschersleben |
STERBEDATUM | 24. Mai 1994 |
STERBEORT | Halle (Saale) |
- Zoologe
- Genetiker
- Hochschullehrer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Staatssekretär (Sachsen-Anhalt)
- Absolvent der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- LDPD-Mitglied
- FDP-Mitglied
- Deutscher Kriegsgefangener
- Deutscher
- Geboren 1923
- Gestorben 1994
- Mann
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens