Hans Dülfer

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Skizze von Hans Dülfer beim Abseilen im Dülfersitz

Johannes Emil „Hans“ Dülfer (* 23. Mai 1892 in Barmen (heute Wuppertal); † 15. Juni 1915 bei Arras) war ein deutscher Kletterer und Bergsteiger. Er galt zusammen mit Paul Preuß als einer der besten Felskletterer seiner Zeit und ein Vater des Freiklettergedankens.

Dülfer wurde 1892 als Sohn eines Kaufmanns in Barmen im Rheinland geboren. Er sei ein zartes, fast schwächliches Kind gewesen, das im Gymnasium vom Turnunterricht freigestellt wurde.[1] 1911 scheitert die Ehe seiner Eltern. Im selben Jahr zog Dülfer zum Studium nach München, er hörte Vorlesungen in Medizin, Jura und Philosophie, alle diese Studienrichtungen entsprachen aber nicht seiner Neigung. Er wollte Musiker werden, dies erlaubte der Vater aber erst später und er wechselte in dieses Fach. Später zog er mit seiner Freundin Hanne Franz, die ebenfalls Musik studiert, nach Kufstein-Sparchen am Eingang des Kaisertals. Er war ein begabter Pianist und ein exzellenter Bergsteiger.[2]

Dülfer zog als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg und starb am 15. Juni 1915 an der Westfront bei Arras.[3]

Nach ihm ist die Dülferstraße in München benannt.

Alpinistische Karriere

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1907 reiste er zusammen mit seinem Vater ins Allgäu, wo er zum ersten Mal Berge erlebte. Ein Jahr später stieg er mit einem Führer auf Höfats und Trettachspitze. Ab 1910 war er bereits alleine in den Bergen unterwegs und erstieg den Paulcke-Turm in der Silvrettagruppe. Der Wilde Kaiser wurde zu seiner Bergheimat, hier ging er mit Franz so oft wie möglich zum Klettern.[2] Aber auch in den Dolomiten war Dülfer viel unterwegs, vor allem in den Sextener Dolomiten und der Rosengartengruppe.[4]

Dülfer lernte in sehr kurzer Zeit perfekt klettern, er gehörte innerhalb kürzester Zeit zu den Extremen seiner Zeit. Bereits als Neunzehnjährigen glückten ihm Erstbegehungen. Diesen sollten noch viele in seinem kurzen Leben folgen: Innerhalb von nur vier Jahren gelangen ihm über 50 weitere Erstbegehungen. Im Jahr 1913 hatte er seine größten Erfolge: die Totenkirchl-Westwand, die erste freie Begehung des Torre del Diavolo in den Sextener Dolomiten und die erste Begehung der Westwand der großen Zinne.[5]

Dülfer entwickelte auch neue Klettertechniken, wie den Dülfersitz zum Abseilen oder den Seilquergang. Beim Seilquergang überwindet man schwere Kletterstellen durch schräges Abseilen.[6] Im französischen und italienischen Sprachraum wird die Piaztechnik nach ihm als Dülfern bezeichnet.

Dülfer hat in nur 4 Jahren mehr als 50 Erstbegehungen durchgeführt, einige davon sind:

  • 1911 Dülfer-Kamin am Totenkirchl
  • 1912 Fleischbank-Ostwand
  • 1913 Dülfer-Riss der Fleischbank (im Alleingang)
  • 1913 Totenkirchl-Westwand

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Remanofsky: Wen die Götter lieben: Schicksale von elf Extrembergsteigern; Hans Dülfer, Paul Preuß, Willo Welzenbach, Louis Lachenal, Diether Marchart, Toni Kinshofer, Günther Messner, Heini Holzer, Alison Hargreaves, Xaver Bongard und Marco Siffredi. 1. Auflage. Alpinverl, Bad Häring 2012, ISBN 978-3-902656-09-4, S. 10.
  2. a b Horst Höfler: Sehnsucht Berg: grosse Alpinisten von den Anfängen bis zur Gegenwart. BLV, München Wien Zürich 1989, ISBN 978-3-405-13573-7, S. 83.
  3. Horst Höfler: Sehnsucht Berg: grosse Alpinisten von den Anfängen bis zur Gegenwart. BLV, München Wien Zürich 1989, ISBN 978-3-405-13573-7, S. 92.
  4. Horst Höfler: Sehnsucht Berg: grosse Alpinisten von den Anfängen bis zur Gegenwart. BLV, München Wien Zürich 1989, ISBN 978-3-405-13573-7, S. 85.
  5. Ulrich Remanofsky: Wen die Götter lieben: Schicksale von elf Extrembergsteigern; Hans Dülfer, Paul Preuß, Willo Welzenbach, Louis Lachenal, Diether Marchart, Toni Kinshofer, Günther Messner, Heini Holzer, Alison Hargreaves, Xaver Bongard und Marco Siffredi. 1. Auflage. Alpinverl, Bad Häring 2012, ISBN 978-3-902656-09-4, S. 12.
  6. Ulrich Remanofsky: Wen die Götter lieben: Schicksale von elf Extrembergsteigern; Hans Dülfer, Paul Preuß, Willo Welzenbach, Louis Lachenal, Diether Marchart, Toni Kinshofer, Günther Messner, Heini Holzer, Alison Hargreaves, Xaver Bongard und Marco Siffredi. 1. Auflage. Alpinverl, Bad Häring 2012, ISBN 978-3-902656-09-4, S. 15.