Hans Rott (Musiker)

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Johann Nepomuk Karl Maria Rott (* 1. August 1858 in Braunhirschengrund, Kaisertum Österreich; † 25. Juni 1884 in Wien, Österreich-Ungarn) war ein österreichischer Komponist und Organist.

Rott war der außereheliche, nach der Heirat (1862) seiner Eltern 1863 anerkannte Sohn des seinerzeit berühmten Wiener Schauspielers Karl Mathias Rott, der seine Karriere 1874 auf Grund eines Bühnenunfalls aufgeben musste und 1876 starb. Trotz seiner finanziell schlechten Lage (seine Mutter Maria Rott war bereits 1872 verstorben) konnte Rott am Wiener Konservatorium studieren und wurde Orgel- und Lieblingsschüler von Anton Bruckner, der seine Fähigkeiten hoch schätzte. Außerdem gehörten Franz Krenn (Komposition), Hermann Graedener (Harmonielehre) und Leopold Landskron (Klavier) zu seinen Lehrern.

In seiner Kompositionsklasse am Wiener Konservatorium waren folgende Personen eingeschrieben: Mathilde Kralik, Gustav Mahler, Rudolf Krzyzanowski, Rudolf Pichler, Katharina Haus und Ernst Ludwig. Als am 2. Juli 1878 der Concours für Komposition stattfand, wurden alle hier genannten Musikstudenten geprüft. Alle Teilnehmer bekamen Preise, nur Hans Rotts Concours-Arbeit, der erste Satz seiner Symphonie, blieb ohne Preis. Nach Bruckners Erzählung soll die Prüfungskommission bei Anhörung der Symphonie höhnisch gelacht haben. Bruckner soll daraufhin aufgestanden sein und gesagt haben: „Lachen Sie nicht, meine Herren, von dem Manne werden Sie noch Großes hören“.

Rott schied ohne Diplom und Medaille aus der Kompositionsschule. Sein Abgangszeugnis bekundet allerdings, dass er die Prüfung in Komposition mit vorzüglichem Erfolg bestanden hatte.

Von 1876 bis 1878 hatte Rott eine Organistenstelle an der Piaristenkirche in Wien, widmete sich dann – neben Privatstunden – ganz der Komposition, vor allem seiner Sinfonie in E-Dur. Dieses Hauptwerk wurde jedoch von Johannes Brahms negativ beurteilt und eine Aufführung von dem interessierten Dirigenten Hans Richter aus Zeitgründen zurückgestellt. Als auch ein Antrag auf Gewährung eines staatlichen Stipendiums abgelehnt wurde, verließ Rott 1880 Wien, um eine Stelle als Chorleiter in Mülhausen anzutreten. Bei der Abreise dorthin manifestierte sich seine schwere psychische Krankheit – seinerzeit als „halluzinatorischer Irrsinn und Verfolgungswahn“ bezeichnet. Der Abschied von Wien bedeutete offenbar eine derart schwere Belastung, dass es im Zug zur persönlichen Katastrophe kam. Rott bedrohte einen Mitreisenden mit dem Revolver, als der sich eine Zigarre anzünden wollte, weil Brahms den Zug mit Dynamit habe füllen lassen. Rott wurde nach Wien zurückgebracht und dort zunächst in die Psychiatrische Klinik, 1881 in die Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt eingewiesen. Den Rest seines kurzen Lebens verbrachte er dort, empfing Besuche seiner Freunde, komponierte noch fallweise, vernichtete aber auch viele seiner Werke. Er verstarb 1884 an Tuberkulose. Hugo Wolf soll Brahms den Mörder Rotts genannt haben[1] und Bruckner Brahms am Grabe schwere Vorwürfe gemacht haben.

Gedenktafel am Grab von Hans Rott

Hans Rott wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Das Grab liegt in der Gruppe 23, Reihe 2, Platz Nr. 59. Es wurde zwischenzeitlich neu vergeben und führt heute die Namen „Schwarz / Sahora“. Eine zusätzlich angebrachte Gedenktafel weist auf Hans Rott hin.

Anlässlich des 140. Todestag wurde im Juni 2024 die Umbenennung der Parkanlage Oelweingasse in Hans-Rott-Park bekanntgegeben.[2]

Werke (Auswahl)

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Hans Rott hinterließ eine große Anzahl an Vokal- und Instrumentalmusik. Im Verlauf seiner Erkrankung zerstörte er einen Teil seines Werkes. Bekannt ist vor allem seine Tätigkeit als Symphoniker. Seine Instrumentalmusik besteht aus Orchesterwerken, Kammermusik und Werken für einzelne Instrumente.[3]

  • Dachs-Studie für Streichquintett in D-Dur
  • Fuge für Streichquartett in D-Dur
  • Pater Noster für Bass oder Bariton, Streichquartett und Kontrabass in G-Dur
  • Quartettsatz in C-Dur
  • Satz für Streichquartett in G-Dur op. I
  • Satz für Streichquartett in C-Dur op. VII
  • Streichquartett in c-Moll
  • Andantino in F-Dur
  • Fuge in C-Dur
  • Fuge zu 4 Händen in c-Moll
  • Idylle in D-Dur
  • Menuett in Des-Dur (1875)
  • Scherzo in a-Moll
  • Szene aus Schillers "Glocke"
  • Orchestervorspiel in E-Dur (1876)
  • Hamlet-Ouvertüre in a-Moll (1876)
  • Vorspiel zu "Julius Cäsar" in B-Dur (1877)
  • Suite für Orchester in B-Dur (1877)
  • Pastorales Vorspiel für Orchester in F-Dur (1877–1880)
  • Symphonie Nr. 1 in E-Dur (1878–1880)
  • Symphonie Nr. 2 (1880)
  • Suite in E-Dur
  • Symphonie für Streichorchester in As-Dur (1874–1875, Fragment)
  • Symphonie-Finale in F-Dur (1876, Fragment)
  • Marsch der Scharwache für Orchester (1876, Fragment)

Symphonie Nr. 1 in E-Dur

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Rotts Symphonie in E-Dur, wie seine anderen Werke seit 1950 in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt, wurde in den 1980er Jahren in einer Bearbeitung von Paul Banks veröffentlicht[4] und 1989 in Cincinnati in den USA vom Cincinnati Philharmonia Orchestra uraufgeführt. Es ist ein modern anmutendes Werk, das Elemente der Symphonien Gustav Mahlers antizipiert sowie durch sein (insbesondere in den Ecksätzen) organistisches Orchestrierungsverfahren stark an Bruckner erinnert.

Die Komposition entstand gleichzeitig mit der ersten Fassung von Mahlers Kantate Das klagende Lied und neun Jahre vor der Uraufführung von dessen erster Sinfonie. Mahler war Rotts Mitschüler in der Kompositionsklasse von Krenn; er kannte und schätzte Rotts Werk und stellte es – den Erinnerungen von Natalie Bauer-Lechner zufolge – bewusst und anerkennend in einen Zusammenhang mit seinem eigenen Schaffen. Sämtliche Kompositionen Rotts sind nachgelassene, zu Lebzeiten unveröffentlichte Werke. Während Mahler seine Studien- beziehungsweise Jugendwerke in reiferen Jahren tilgen oder bearbeiten konnte, hatte Rott diese Möglichkeit vor der nachfolgenden Rezeption nicht.

Aufnahmen/Tonträger

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  • Ingvar Hellsing Lundqvist: „Wie man ein Genie tötet.“ Roman, aus dem Schwedischen von Jürgen Vater. Picus Verlag Wien 2019, ISBN 978-3-7117-2074-0.
  • Uwe Harten: Rott (eig. Roth), Familie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  • Uwe Harten (Hrsg.): Hans Rott (1858–1884). Biographie, Briefe, Aufzeichnungen und Dokumente aus dem Nachlaß von Maja Loehr (1888–1964). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2943-2.
  • Uwe Harten: Rott, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 136 f. (Digitalisat).
  • Uwe Harten, Johannes Volker Schmidt (Hrsg.): „Die Sache, für die mein Leben einsteht.“ Studien zu Leben und Werk des Wiener Komponisten Hans Rott. Olms, Hildesheim / Zürich / New York 2014, ISBN 978-3-487-15160-1.
  • Helmuth Kreysing, Frank Litterscheid: Mehr als Mahlers Nullte! Der Einfluß der E-Dur-Sinfonie Hans Rotts auf Gustav Mahler. In: Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): Gustav Mahler – Der unbekannte Bekannte (= Musik-Konzepte 91). Edition Text und Kritik, München 1996, ISBN 3-88377-521-5, S. 46 ff.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): Hans Rott – Der Begründer der neuen Symphonie. Mit Beiträgen von Helmuth Kreysing, Frank Litterscheid und Maja Loehr (= Musik-Konzepte 103/104). Edition Text und Kritik, München 1999, ISBN 3-88377-608-4.
  • Erich Wolfgang Partsch: Vom Weiterleben des Künstlers durch Kunst oder: Die wundersame Auferstehung des Hans Rott in Gustav Mahlers Zweiter Symphonie. In: Ute Jung-Kaiser, Matthias Kruse (Hrsg.): „Was mir die Engel erzählen …“ Mahlers traumhafte Gegenwelten (= Wegzeichen Musik 6). Olms, Hildesheim / Zürich / New York 2011, ISBN 978-3-487-14595-2, S. 169–177.
  • Johannes Volker Schmidt: Hans Rott – Leben und Werk (= Studien und Materialien zur Musikwissenschaft, Band 59). Olms, Hildesheim/Zürich/New York 2010, ISBN 978-3-487-14222-7.
  • Johannes Volker Schmidt: „Hier ich immer halten muss …“ Zur Bedeutung Hans Rotts für die Werke Gustav Mahlers. In: Musicologica Austriaca, 30 (2011), ISSN 1016-1066, S. 73–108.

Einzelnachweise

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  1. Hermann Bahr: Liebe der Lebenden. Tagebücher 1921/23. Borgmeyer, Hildesheim, 1925, III, 223.
  2. Patricia Hillinger: Hans-Rott-Park: Rudolfsheimer Parkanlage wird nach Komponisten benannt. In: meinbezirk.at. 28. Juni 2024, abgerufen am 29. Juni 2024.
  3. Hans Rott - Werkverzeichnis Website über Hans Rott. Abgerufen am 4. Juni 2020.
  4. www.hans-rott.de