Hansjörg Noe
Hansjörg Noe (* 6. Januar 1942 in Mayen) ist ein deutscher Pädagoge und Lokalhistoriker, der sich insbesondere mit der Aufarbeitung der lokalen Ereignisse vor und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Wiesental befasste und damit auch 70 Jahre danach noch teilweise heftige Reaktionen auslöste.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Mayen kam Noe 1944 mit Mutter und Bruder nach Freiburg, wo seine Mutter herkam. Aufgrund der Zerstörungen in Freiburg zog die Familie in das Ferienhaus des Großvaters in Muggenbrunn und später nach Lörrach, wo er 1961 am Hans-Thoma-Gymnasium das Abitur ablegte. Anschließend durchlief er an der Pädagogischen Hochschule Freiburg eine Ausbildung zum Volksschullehrer.
Der Lehrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1964 begann Noe den Schuldienst in Bad Säckingen und wechselte bald darauf an die Albert-Schweitzer-Schule[1] in Lörrach und später an die dortige Neumattschule[2], deren Schulleiter er wurde. Bereits seit 1966 war Noe als Ausbildungslehrer in der Lehrerausbildung tätig und nahm später Lehraufträge an den pädagogischen Hochschulen in Lörrach und Freiburg wahr.
Am 1. Februar 1982 wurde er Leiter des neu gegründeten Seminars für die schulpraktische Ausbildung von Grund- und Hauptschullehrern in Lörrach (heute: Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (GWRHS) Lörrach)[3] Nach der Auflösung der Pädagogischen Hochschule Lörrach gründete er am 15. Mai 1984 zusammen mit Nikolaus Lorenz und Bernd Martin einen gemeinnützigen Förderkreis der die Bibliothek der pädagogischen Hochschule der Region erhalten sollte und hierzu die Wissenschaftliche Regionalbibliothek Lörrach unterstützte.
1992 wurde er Leiter des staatlichen Schulamts Lörrach, eine Aufgabe, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2005 wahrnahm.
Der Lokalhistoriker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2006 wirkt er im Bereich Museumspädagogik des Dreiländermuseums Lörrach mit. Den Schwerpunkt seiner historischen Arbeiten bildet aber die lokale Aufarbeitung des Nationalsozialismus, wobei er neben den Akten auch einen besonderen Akzent auf die Aussagen von Zeitzeugen legt. Zu diesem Themenkreis publizierte er Arbeiten über Lörrach, Steinen, Maulburg, Hausen und das kleine Wiesental. Zur Geschichte des Nationalsozialismus in Lörrach stellte er einen Band mit teilweise recht emotionalen Berichten von Zeitzeugen zusammen. In Steinen lösten seine Arbeiten an der Dokumentation der lokalen Vorgänge vor und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung heftige Diskussionen aus, die letztlich zur Öffnung eines 1936 gebauten Kriegerdenkmals führten.[4] Die dort erwartete Kapsel mit Dokumenten[5] wurde gefunden, die Dokumente konnten aber aufgrund der Beschädigungen nicht ausgewertet werden.[6] Seine Publikation zur Maulburger Geschichte befasst sich auch eingehend mit der politischen Rolle des Dichters Hermann Burte.
Der Künstler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben Beruf und Geschichtsforschung betätigt sich Noe auch künstlerisch mit Holz-/Linolschnitten zu politischen, religiösen, regionalen Themen und Hinterglasmalerei. Außerdem bemalt er Kleinmöbel mit Motiven von Hundertwasser, Jeff Koons, Niki de Saint Phalle, James Rizzi, Georgia O’Keeffe und Joan Miró. Seine Werke wurden in diversen lokalen Ausstellung im Landkreis Lörrach präsentiert.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Regionalgeschichtlichen Schulbücher (zusammen mit Jürgen Nebel)
- Kennzeichen LÖ, Verlag: Waldemar Lutz, 1979, ISBN 3-922107-11-7
- Kennzeichen FR, Verlag: Lutz, Lörrach, 1981, ISBN 978-3-922107-18-7
- Kennzeichen WT, Verlag: Klett, 1989, ISBN 978-3-12-258330-9
- Nationalsozialismus im Dreiländereck
- Hingeschaut – Steinen im Nationalsozialismus. Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Steinen in den Jahren 1933 bis 1945. Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2014, ISBN 978-3-922107-99-6
- Nun kann ich darüber sprechen..., Lörracher Hefte; Nr. 22, Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2015, ISBN 978-3-922107-06-4 pdf
- Gleichgeschaltet. Maulburg im Nationalsozialismus und die Rolle von Hermann Burte im Dritten Reich. Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2016
- Mitgelaufen – NS-Geschichte in den Ortschaften im Kleinen Wiesental. Sonderband 1/2019 der Zeitschrift Das Markgräflerland, S. 5–168
- Angepasst – Das Hebeldorf Hausen in der Zeit des Nationalsozialismus, Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2019, ISBN 978-3-947801-96-1
- Jubiläumsschriften
- 125 Jahre – Die Oberbadische
- 100 Jahre Elektrizitätsgenossenschaft Hauingen
- 1250 Jahre Lörrach-Stetten
- Sonstige Themen
- Gottfried Legler, ein Künstlerleben, Lörracher Hefte; Nr. 14, Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2011 pdf
- Antworten aus der Geschichte : Folien für einen problemorientierten Geschichtsunterricht, Perthes, Darmstadt 1980
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anja Bertsch: Hansjörg Noe wurde mit der Johann Peter Hebel-Gedenkplakette 2018 der Gemeinde Hausen im Wiesental ausgezeichnet. In: Das Markgräflerland, Band 2018, S. 198–199
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag Hansjörg Noe auf der Homepage von Kunst & Kultur in Steinen e.V.
- Martina David-Wenk: Regionalhistoriker Hansjörg Noe feiert 80. Geburtstag in Steinen. In: Badische Zeitung vom 6. Januar 2022
- Sabine Ehrentreich: Erinnerung an dunkle Tage. Aus Hansjörg Noes Gesprächen mit Zeitzeugen der Nazi-Jahre entsteht ein Lörracher Heft. In: Badische Zeitung vom 28. Mai 2015; abgerufen am 19. August 2017
- Sabine Ehrentreich: Der Pädagoge, der zur Regionalgeschichte fand. Hansjörg Noe wird am Freitag 75 Jahre alt / Geschichte verorten. In: Badische Zeitung vom 5. Januar 2017; abgerufen am 19. August 2017
- Er möchte Geschichte verorten. In: Die Oberbadische vom 6. Januar 2017; abgerufen am 19. August 2017
- Lehrer, Forscher, Künstler. In: Die Oberbadische vom 4. April 2017; abgerufen am 19. August 2017
- Heiner Fabry: Hansjörg Noe berichtet über die Werwolfmorde und die Folgen. 27. November 2015; abgerufen am 19. August 2017
- Saskia Scherer: Noe konnte keine Leiche im Keller finden. In: Markgräfler Tagblatt vom 08. Juli 2016; abgerufen am 19. August 2017
- „Denkmal verherrlicht Krieg und Terror“ In: Markgräfler Tagblatt vom 01. Juli 2014; abgerufen am 20. August 2017
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Homepage der Albert-Schweitzer-Schule
- ↑ Homepage der Neumattschule
- ↑ Homepage des Seminars
- ↑ siehe Schreiben des evangelischen Kirchengemeinderates vom 26. Juni 2014 an Bürgermeister und Gemeinderat von Steinen
- ↑ Noe erwartete, dass dabei auch eine Mitgliederliste der örtlichen NSDAP gefunden würde
- ↑ Umstrittenes Kriegerdenkmal in Steinen. Schatulle mit alten Nazi-Schriften? Video 5,1 MB auf SWR aktuell, 17. Oktober 2016; abgerufen am 20. August 2017
Personendaten | |
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NAME | Noe, Hansjörg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lehrer und Heimatforscher |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1942 |
GEBURTSORT | Mayen |