Hartmannswillerkopf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Hartmannsweilerkopf)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hartmannswillerkopf

Hartmannswillerkopf am Abend vom Ort Cernay her

Höhe 957 m
Lage Département Haut-Rhin, Region Grand Est, Frankreich
Gebirge Vogesen
Koordinaten 47° 51′ 40″ N, 7° 9′ 40″ OKoordinaten: 47° 51′ 40″ N, 7° 9′ 40″ O
Hartmannswillerkopf (Haut-Rhin)
Hartmannswillerkopf (Haut-Rhin)

Der 957 Meter hohe Hartmannswillerkopf (französisch auch Vieil Armand, deutsch Hartmannsweiler Kopf oder Hartmannsweilerkopf)[1] ist eine Bergkuppe in den Südvogesen im Département Haut-Rhin im Elsass, nahe den Orten Hartmannswiller und Berrwiller.

Blick vom Storkenkopf nach Südosten: links der Große Belchen, in der Bildmitte der Hartmannswillerkopf, rechts der Molkenrain; im Hintergrund die Oberrheinebene

Der Hartmannswillerkopf liegt etwa in der Mitte zwischen Colmar und Belfort und von der Autoroute A 35 gesehen genau westlich von Ensisheim. An seiner Nordwestseite entspringt der Gutenbach. An der Südseite haben zum Molkenrain hin das Siehlbaechle und der Silberlochrunz ihre Quellgebiete.

Von Süden erreicht man den Hartmannswillerkopf vom Ausgangspunkt Cernay und von Norden über die Vogesenkammstraße Route des Crêtes (D 431). Diese verläuft über den Bergsattel, durch den der Hartmannswillerkopf von der höheren Bergkuppe Molkenrain getrennt ist.

Der Gipfelbereich liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Hartmannswiller, Wuenheim, Wattwiller und Uffholtz.

Der Hartmannswillerkopf war im Ersten Weltkrieg wegen seiner exponierten und strategisch günstigen Lage mit Ausblick in die elsässische und die Oberrhein-Ebene zwischen Deutschen und Franzosen erbittert umkämpft. Der Kampf um den Gipfel begann am 31. Dezember 1914. Die schwersten Kämpfe gab es am 19./20. Januar, 26. März, 25./26. April und 21./22. Dezember 1915. Die Deutschen besetzten die nordöstliche Flanke des Berges, die Franzosen lagen auf der anderen Seite. Die Bergkuppe wechselte in den vier Kriegsjahren viermal den Besitzer. Oft mussten geringe, unter hohen Verlusten erkämpfte Geländegewinne beim nächsten Gegenangriff wieder aufgegeben werden. Auch Flammenwerfer und Giftgaseinsätze brachten keine nachhaltigen Erfolge. Auf französischer Seite wurden Gebirgsjäger eingesetzt, auf deutscher Seite Sturmtruppen geschult. Schneestürme im Winter und sengende Hitze im Sommer erschwerten den Kampf. Etwa ab Mitte 1916 reduzierten beide Seiten ihre Truppen dort; intensivere Kämpfe fanden in nördlicheren Frontabschnitten statt.[2] Ab 1916 kam es im Wesentlichen nur noch zu Artillerieduellen. Beide Seiten beschränkten sich darauf, ihre Linien zu halten.

In den Schanzenkämpfen am Hartmannswillerkopf starben je nach Schätzung 7500[3] bis 30.000 französische und deutsche Soldaten; etwa 60.000 wurden verletzt. Die Kämpfe führten für keine Seite zu einem Ergebnis und stehen heute für die Sinnlosigkeit des Krieges. Der Hartmannswillerkopf ist gelegentlich „Berg des Todes“ genannt worden.[4] Französische Zeitungen nannten den Berg nach dem Krieg Vieil Armand („Alter Armand“).[5]

Am 3. August 2014, dem 100. Jahrestag der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich (Erster Weltkrieg), trafen sich Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Staatspräsident François Hollande am Hartmannswillerkopf.[6][7][8][9] Am 10. November 2017 weihten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Emmanuel Macron ein gemeinsames deutsch-französisches Museum zum Gedenken an die Gefechte ein.[10]

Die vier Kriegsjahre hinterließen sichtbare Spuren und Relikte am Hartmannswillerkopf. Ursprünglich bewaldet, zeigt sich die Bergkuppe heute grasüberwachsen mit spärlichem Baumbewuchs. Vor allem in den ersten beiden Kriegsjahren verschwand der Wald durch die Angriffe vollkommen. Von dem erstarrten Stellungskrieg zeugen ein gut erhaltenes System von ungefähr 6000 Stollen und Unterständen und 90 Kilometer Schützengräben, Drahtverhaue und Granattrichter.[4]

Das Schlachtfeld einschließlich der Befestigungsanlagen steht seit 1921 als Monument historique unter Denkmalschutz.[11]

Die Krypta

Die an der Zufahrtsstraße liegende Gedenkstätte Hartmannswillerkopf erinnert an die gefallenen Soldaten: Sie besteht aus dem französischen Nationalfriedhof Nécropole nationale du Silberloch - Hartmannswillerkopf und einer Krypta mit je einem katholischen, evangelischen und jüdischen Altar und wurde als eines von vier französischen Denkmälern nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 errichtet sowie 1921 unter Denkmalschutz gestellt. Mit (2009) ca. 250.000 Besuchern auf der frei zugänglichen Plattform des Soldatenfriedhofs und ca. 20.000 zahlenden Besuchern in der Krypta gehört die Gedenkstätte zu den meistbesuchten Tourismuszielen des Elsass.[12]

Friedhof der Nécropole national du Silberloch beim Hartmannswillerkopf

Im November 2017 wurde das deutsch-französische Museum (Historial), ein Symbol für die Aussöhnung, von den Präsidenten beider Länder, Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier, eröffnet.[13][14]

  • Karlheinz Deisenroth: Oberelsaß und südliche Vogesen. 2. Auflage. Mittler, Hamburg u. a. 2001, ISBN 3-8132-0763-3 (Militärgeschichtlicher Reiseführer), S. 49–82 und 103–105.
  • Karlheinz Deisenroth: Elsass – Land zwischen den Fronten. 1699–1870, 1914–1918, 1939–1945. Kriegsschauplätze in den Vogesen und am Oberrhein. 2. Auflage. Morstadt, Kehl a. Rh. 2015, ISBN 978-3-88571-374-6, S. 101–180, 184–189, 214–225.
  • Armand Durlewanger: Kriegsschauplätze im Elsaß. Lingekopf, Hartmannsweilerkopf, Buchenkopf, Schoenenbourg, Esch, Marckolsheim, Grassersloch, Struthof. La Nuée Bleue, Strasbourg 1992, ISBN 2-7165-0151-3 (Kaléidoscope d’Alsace).
  • Detlef Bussat: Hartmannsweilerkopf 1914/18 – Berg des Todes. Epubli, Berlin 2016, ISBN 978-3-7418-6942-6.
  • Detlef Bussat: Der Hartmannsweilerkopf 1914/18. Epubli, Berlin 2024, ISBN 978-3-758495-78-6.
Commons: Hartmannswillerkopf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Werner Lacoste: Deutsche Sturmbataillone 1915–1918 – Der Kaiserstuhl und das Markgräfler Land als Geburtsstätte und Standort deutscher Sturmbataillone des Ersten Weltkriegs. Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft, 2010 Aachen, ISBN 978-3-86933-013-6, S. 17.
  2. siehe auch hier (englisch; weitere Links am Seitenende)
  3. Expedition Hartmannsweilerkopf 1914–18. In: hk1418.de (abgerufen am 27. Juni 2024).
  4. a b Isabell Michelberger: Hartmannsweilerkopf: Ort des gemeinsamen Gedenkens. In: Südkurier vom 29. Juli 2015
  5. Das Schlachtfeld des Hartmannswillerkopfs. Comité du monument national Hartmannswillerkopf (offizielle Internetpräsentation der Gedenkstätte), abgerufen am 24. Januar 2023.
  6. bundespräsident.de: Text von Gaucks Rede
  7. spiegel.de: Gauck und Hollande bei Weltkriegs-Gedenken: Eine Umarmung, eine Botschaft
  8. Rheinische Post: Gauck und Hollande: Gemeinsames Europa als Lehre der Geschichte (Titel der Printversion: Friedenstreffen am „Menschenfresserberg“)
  9. elysee.fr: Discours à l’occasion de la cérémonie de commémoration franco-allemande du centenaire de la Grande Guerre au Monument National du Hartmannswillerkopf (Memento vom 26. März 2015 im Internet Archive) (Hollandes Rede)
  10. Eckart Lohse, Michaela Wiegel: Gesten des Vertrauens. Macron und Steinmeier schreiten über den Hartmannsweilerkopf. 30.000 Soldaten verloren im Ersten Weltkrieg hier ihr Leben. Die Erinnerung daran soll wach bleiben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. November 2017, S. 2.
  11. Champ de bataille de l’Hartmannswillerkopf dans la forêt communale in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  12. Bärbel Nückles: Kriegsrelikte für Touristen. In: Badische-Zeitung.de. 28. April 2012, abgerufen am 2. Mai 2012.
  13. Dirk Kurbjuweit: Morning Briefing: Old Europe. In: Spiegel Online. 10. November 2017, abgerufen am 10. November 2017.
  14. Hartmannsweilerkopf im Elsass. Steinmeier und Macron eröffnen Gedenkstätte. In: SWR.de. 10. November 2017, archiviert vom Original; abgerufen am 10. November 2017.