Hauchlaut
Hauchlaut ist in der Linguistik die Bezeichnung für den stimmlosen glottalen Frikativ (Reibelaut) [h], der in Wörtern wie /hal/ (Hall) oder /has/ (Hass) im Anlaut steht. Er kann im Deutschen nur im Silbenanlaut verwendet werden. Der Begriff Hauchlaut ist nicht sehr gebräuchlich und taucht daher auch nicht in allen Fachwörterbüchern der Linguistik auf; bei Glück (1993)[1] ist er aufgeführt, aber nur als Verweisstichwort.
Status des [h]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Status des [h] ist nicht leicht zu bestimmen: Nach Wängler ist er ein „unlokalisierbarer Öffnungskonsonant“,[2] da der Luftstrom bei seiner Artikulation nahezu unbehindert ausströmen kann; Hakkarainen betrachtet den Artikulationsort ebenso wie die Stimmbeteiligung als „irrelevant“.[3] Krech und andere konstatieren ein „schwaches Reibegeräusch (Hauchgeräusch)“, eine Anpassung an den folgenden Vokal und stellen ferner fest, dass [h] in der Regel stimmlos, zwischen Vokalen aber auch stimmhaft sein kann.[4] Insgesamt ist die artikulatorische Konfiguration im Mundraum irrelevant und das schwache Reibegeräusch entsteht in der Stimmritze (Glottis).
Rolle im Griechischen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine besondere Rolle spielen Hauchlaute im Altgriechischen: Jeder im Anlaut eines altgriechischen Wortes stehende Vokal oder Diphthong erhält als Hauchzeichen einen von zwei möglichen Spiritūs:
- den spiritus asper (rauen Hauch), der dem deutschen und lateinischen „h“ entspricht: ἱστορία historía, Ἑλλάς Hellás, ἥρως hérōs, Αἵμων Haimōn.
- den spiritus lenis (sanften Hauch) bei Fehlen des „h“-Anlautes: ἀγορά agorá, Ἔρως Erōs, Ὀδυσσεύς Odysseús. Ob stattdessen im Altgriechischen ein stimmloser glottaler Plosiv [ʔ] wie im heutigen Deutsch gesprochen wurde, ist ungeklärt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto von Essen: Allgemeine und angewandte Phonetik. 5., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1979, Seite 116: "Öffnungskonsonant: h".
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart/ Weimar 1993. ISBN 3-476-00937-8
- ↑ Hans-Heinrich Wängler: Grundriss einer Phonetik des Deutschen mit einer allgemeinen Einführung in die Phonetik, 4., überarbeitete Auflage, Elwert Verlag, Marburg 1983, ISBN 3-7708-0753-7, Seite 159
- ↑ Heikki J. Hakkarainen: Phonetik des Deutschen. Fink, München 1995, ISBN 3-8252-1835-X, Seite 80.
- ↑ Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. De Gruyter, Berlin/New York 2010, ISBN 978-3-11-018203-3, Seite 88.