Hedyphan

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Hedyphan
Hedyphan aus der Tsumeb Mine, Tsumeb, Namibia
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1980 s.p.[1]

IMA-Symbol

Hdp[2]

Andere Namen
  • Calciumbarium-Mimetesit[3]
  • Pleonectit[4]
Chemische Formel
  • Ca2Pb3(AsO4)3Cl[1]
  • Ca2Pb3[Cl|(AsO4)3][5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.16d
VII/B.39-140

8.BN.05
41.08.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-dipyramidal; 6/m[6]
Raumgruppe P63/m (Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176
Gitterparameter a = 10,14 Å; c = 7,19 Å[5]
Formeleinheiten Z = 2[5]
Häufige Kristallflächen {1010}, {1011}, {0001}[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5[7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,71 bis 5,85; berechnet: 5,99[7]
Spaltbarkeit undeutlich nach {1011}
Bruch; Tenazität schwach muschelig; spröde[7]
Farbe farblos bis weiß, grau, braun, gelb, violett
Strichfarbe weiß[7]
Transparenz durchscheinend[7]
Glanz Glas- bis Fettglanz;[7] nach Breithaupt auch Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,948 bis 2,010[8]
nε = 1,958 bis 2,030[8]
Doppelbrechung δ = 0,010[8]
Optischer Charakter einachsig wechselnd[8]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale im langwelligen UV-Licht hellgelbe[7] und im mittellangen UV-Licht hellrötlichorange[9] Fluoreszenz

Hedyphan (IMA-Symbol Hdp[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb3Ca2[Cl|AsO4]3[5] und damit chemisch gesehen ein Blei-Calcium-Arsenat mit zusätzlichen Chlorionen.

Hedyphan kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt dipyramidale und tafelige bis prismatische Kristalle von bis zu drei Zentimeter Größe mit einem glas- bis fettähnlichen oder auch diamantähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Daneben findet sich Hedyphan oft auch in Form massiger Mineral-Aggregate. In reiner Form ist Hedyphan farblos und durchsichtig. Meist wirkt er jedoch durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung durchscheinend weiß oder nimmt durch Fremdbeimengungen eine graue, braune, gelbe oder violette Farbe an.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Hedyphan erstmals in der zur Gemeinde Filipstad gehörenden Erz-Lagerstätte und Grubengemeinde Långban in der schwedischen Provinz Värmlands län. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte 1830 durch August Breithaupt, der das Mineral aufgrund seines starken Glanzes nach dem altgriechischen Wort ἡδυφανἠς [hedyphanys] für „lieblich glänzend“ benannte.[10][11]

Hedyphan war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und allgemein als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Hedyphan theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1980 erfolgten Publikation der International Mineralogical Association (IMA): Commission on new minerals and mineral names wurde allerdings das 1889 vom schwedischen Mineralogen Lars Johan Igelström (1822–1897) erstbeschriebene und 1973 als identisch mit Hedyphan diskreditierte[4] Mineral Pleonektit (engl.: Pleonectite)[12] endgültig diskreditiert und der Name als Synonym dem Hedyphan zugeschrieben.[13] Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung von Hedyphan bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1980 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Technische Universität Bergakademie Freiberg unter der Sammlungs-Nr. 45154 aufbewahrt.[14][15]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hedyphan zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Mimetesit, Pyromorphit und Vanadinit, den hier noch als hypothetische Mitglieder zählenden Minerale Hydroxylpyromorphit und Oxy-Pyromorphit sowie die inzwischen als Varietäten bzw. Polymorphe diskreditierten, ehemaligen Minerale Endlichit, Fermorit, Kampylit und Polysphärit die „Pyromorphit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/B.16d bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.39-140. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Hedyphan zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Carlgieseckeit-(Nd), Chlorapatit, Deloneit, Fluorapatit, Fluorcaphit, Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Hydroxylapatit, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Miyahisait, Morelandit, Pieczkait, Stronadelphit, Svabit, Turneaureit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Vanackerit und Vanadinit die „Apatit-Gruppe“ bildet.[16]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[17] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hedyphan in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Chlorapatit, Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Hydroxylapatit, Hydroxylapatit-M, Deloneit-(Ce), Fermorit, Fluorapatit, Fluorcaphit, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Stronadelphit, Svabit, Turneaureit und Vanadinit die „Apatit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BN.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hedyphan in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.08.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)5(XO4)3Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

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Hedyphan kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176 mit den Gitterparametern a = 10,14 Å und c = 7,19 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Unter langwelligen UV-Licht zeigen manche Hedyphane eine hellgelbe[7] und im mittellangen UV-Licht hellrötlichorange[9] Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Vor dem Lötrohr schmilzt Hedyphan zu einer weißen Fritte, jedoch bedeutend schwieriger als andere arsensaure Bleioxyde (z. B.: Mimetesit). Eine Blei-Reduktion ist mit dem Lötrohr nicht möglich.[10]

Bildung und Fundorte

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Braunit (grauschwarz) und Hedyphan (gelbbraun) in einer Matrix aus feinkörnigem Quarz (Größe: 8,5 cm × 6,0 cm × 5,0 cm)

Hedyphan bildet sich sekundär in metamorphisierten Mangan-Lagerstätten und stratiformen (geschichteten) Zink-Erzkörpern. Als Begleitminerale können unter anderem Axinit-(Mn) (Manganaxinit), Baryt, Barylith, Bixbyit, Cahnit, Calcit, Hausmannit, Phlogopit, Rhodonit und Willemit sowie verschiedene Amphibole und gediegen Kupfer auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Hedyphan nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 60 Fundstätten dokumentiert sind.[18] Außer an seiner Typlokalität in der Grubengemeinde Långban sowie in den ebenfalls zur Gemeinde Filipstad gehörenden Orten Nordmark und Persberg in der Provinz Värmlands län trat das Mineral in Schweden noch in der Manganerz-Lagerstätte Sjögruvan bei Grythyttan (Gemeinde Hällefors) in der Provinz Örebro län sowie in der manganreichen Hämatit-Lagerstätte Fredriksgruvan 1 und Unga Assersorskan in der Gemeinde Norberg in der Provinz Västmanlands län auf.

In Deutschland fand sich Hedyphan bisher nur in der Grube Gottesehre bei Urberg in Baden-Württemberg und im Steinbruch „Schmitt“ bei Altenmittlau im hessischen Main-Kinzig-Kreis.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist eine Manganmineralisation im Gebiet „Fuchsalp-Fuchssee“ nahe Tweng im Bezirk Tamsweg, Salzburger Land.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bulgarien, Chile, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Mexiko, Namibia, Nordmazedonien, Papua-Neuguinea, Spanien, Tschechien, im Vereinigten Königreich (England) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Arizona, Kalifornien, Nevada, New Jersey, Utah).[19]

  • August Breithaupt: Bestimmung neuer mineral-specien, hedyphan. In: Journal für Chemie und Physik. Band 60, 1830, S. 308–316 (rruff.info [PDF; 366 kB; abgerufen am 26. April 2022]).
  • Roland C. Rouse, Pete J. Dunn, Donald R. Peacor: Hedyphane from Franklin, New Jersey and Lângban, Sweden: cation ordering in an arsenate apatite. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 920–927 (englisch, rruff.info [PDF; 891 kB; abgerufen am 26. April 2022]).
Commons: Hedyphane – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB]).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 643.
  4. a b Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 58, 1973, S. 560–562 (englisch, rruff.info [PDF; 349 kB; abgerufen am 26. April 2022]).
  5. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 467 (englisch).
  6. David Barthelmy: Hedyphane Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. April 2022 (englisch).
  7. a b c d e f g h i Hedyphane. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 12. September 2022]).
  8. a b c d Hedyphane. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. April 2022 (englisch).
  9. a b Bildbeispiel hellrötlichorange fluoreszierendem Hedyphane mit Willemit im mittellangen UV-Licht. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. April 2022 (englisch).
  10. a b August Breithaupt: Bestimmung neuer mineral-specien, hedyphan. In: Journal für Chemie und Physik. Band 60, 1830, S. 310–311 (rruff.info [PDF; 366 kB; abgerufen am 26. April 2022]).
  11. Franz von Kobell: Die Mineral-Namen und die mineralogische Nomenklatur. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, München 1853, S. 72 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 26. April 2022]).
  12. Charles Palache, Harry Berman, Clifford Frondel: The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana. 7. Auflage. Band 2. John Wiley & Sons, New York u. a. 1951, S. 902.
  13. International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names. In: International Mineralogical Association (Hrsg.): Mineralogical Magazine. Band 43, 1980, S. 1054 (englisch, rruff.info [PDF; 176 kB; abgerufen am 26. April 2022]).
  14. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 217 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 26. April 2022.
  15. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 26. April 2022.
  16. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  17. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  18. Hedyphane. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. April 2022 (englisch).
  19. Fundortliste für Hedyphan beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 26. April 2022.