Heidefriedhof (Berlin)
Der Heidefriedhof ist ein städtischer Friedhof im Berliner Ortsteil Mariendorf im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Auf seiner zentralen Hauptachse sind Wacholder und Heidekraut angepflanzt, die dem Friedhof seinen Namen geben.
Lage und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Friedhof ist in einen Landschaftsgarten mit einer Fläche von 210.000 m² eingebettet und liegt südlich der Reißeckstraße unweit des Mariendorfer Dorfkerns. Die Anlage wurde 1951 vom Architekten Bernhard Kynast errichtet.[1]
Auf dem Heidefriedhof gibt es eine Gedenkstätte für Kriegsopfer. Sie umfasst 624 Einzelgräber und ein Sammelgrab, in denen Soldaten des Zweiten Weltkrieges und Zivilisten bestattet sind.[2] In den letzten Kriegsmonaten mussten vermehrt Bestattungen vorgenommen werden, so dass die vorhandenen, innerstädtischen Friedhöfe bald an ihre Grenzen stießen. Um die Seuchengefahr einzudämmen, wurden Notbegräbnisstätten eingerichtet, beispielsweise auf dem Bäumerplan am St. Josef-Krankenhaus (das ehemalige Reservelazarett Nr. 111) oder am Wenckebach-Krankenhaus (ehemaliges Reservelazarett Nr. 122). Hier wurden rund 250 bzw. 350 Tote bestattet. Auf Veranlassung des Gartenbauamtes wurden im März 1952 diese Toten aus hygienischen Gründen in Einzelgräber umgebettet. Tote, deren Identifikation nicht mehr möglich war, wurden in einem Sammelgrab bestattet, welches mit einem 9,5 Meter hohen Holzkreuz gekennzeichnet wurde. 2002 erfolgte eine Erneuerung der Grabkreuze. Dabei wurden die Daten der Toten vervollständigt,[2] im Winter 2016 wurde das große Holzkreuz restauriert; von August bis November 2017 erfolgte ein Austausch der kleinen Holzkreuze gegen Kreuze aus dunklem Granit.
2009 war der Friedhof der Hauptveranstaltungsort am Berliner Tag des Friedhofs.[3]
Bestattungsarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Bestattungsarten werden auf dem Heidefriedhof angeboten (Urnen- und Erdbeisetzungen werden in fast allen Abteilungen durchgeführt, so dass es keine reinen Urnen- oder Erdbeisetzungsabteilungen gibt):
- Aschengemeinschaftsgräber (Ausstreuen der Asche aus der Aschenkapsel)
- Erdbeisetzungen ohne individuelle Grabstelle
- Erdgemeinschaftsgräber (Gemeinschaftsbeisetzung in einem gestalteten Gemeinschafts-Grab)
- Erdreihengrabstellen (keine Nutzungsrechtsverlängerung an der Grabstelle möglich)
- Erdwahlgrabstellen (auch mehrstellig, Nutzungsrechtsverlängerung ist möglich)
- Urnenbeisetzungen ohne individuelle Grabstelle
- Urnengemeinschaftsgräber (Gemeinschaftsbeisetzung in einem gestalteten Gemeinschafts-Grab)
- Urnenreihengrabstellen (keine Nutzungsrechtsverlängerung an der Grabstelle möglich)
- Urnenwahlgrabstellen (Nutzungsrechtsverlängerung ist möglich)
- Urnenwandgrabstellen (in einem Kolumbarium)
Grabstätten (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Burgemeister (1883–1957), Bezirksbürgermeister und Stadtältester von Berlin, Lage der Grabstelle: Abt. E VII Nr. 283/84
- Arthur Degner (1888–1972), ostpreußischer Maler, Grafiker und Kunsterzieher, Lage der Grabstelle: Abt. E VIII Nr. 42/43
- Jürgen Fuchs (1950–1999), systemkritischer Schriftsteller aus der ehemaligen DDR, Lage der Grabstelle: Abt. D VII Nr. 335/36
- Fritz Grantze (1893–1966), Politiker und Stadtältester von Berlin, Lage der Grabstelle: Abt. A VII Nr. 447
- Franz Klühs (1877–1938), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Lage der Grabstelle: Abt. K IV Nr. 272
- Willy Kreuer (1910–1984), Architekt u. a. der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin, Lage der Grabstelle: Abt. H II Nr. 934/35
- Alfred Menger (1901–1979), Politiker und Stadtältester von Berlin, Lage der Grabstelle: Abt. H I Nr. 229
- Fritz Wiesener (1880–1929), Politiker und Bürgermeister von Berlin-Tempelhof, Lage der Grabstelle: Abt. K III Nr. 360/61
- Dietmar Pertsch (1929–2022), Literaturwissenschaftler, Mediendidaktiker, Seminardirektor, Verfasser der ersten Monographie in deutscher Sprache über den jiddischen Schriftsteller Isaac Bashevis Singer, Lage der Grabstelle: Abt. E II 141/42
inzwischen aufgelöste Grabstellen:
- Egon Kaiser (1901–1982), Musiker und Bandleader der 30er Jahre
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landeseigener Heidefriedhof auf kauperts.de, abgerufen am 22. Juli 2012.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heidefriedhof Tempelhof ( des vom 26. April 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Webseite von berlin.de, abgerufen am 22. Juli 2012.
- ↑ a b Heidefriedhof Tempelhof, Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung um Umwelt, abgerufen am 21. Juli 2012.
- ↑ Anja Brandt: Der diesjährige „Tag des Friedhofs“ zeigt eine Friedhofslandschaft im Wandel. In: Tagesspiegel. 19. September 2009 (archive.org).
Koordinaten: 52° 26′ 19,2″ N, 13° 23′ 28,5″ O