Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck

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Schloss Werneck, Gesamtanlage

Das Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck ist ein psychiatrisches Fachkrankenhaus im Schloss Werneck, in Werneck im Landkreis Schweinfurt.

Der Bayerische Landtag hatte eine möglichst flächendeckende stationäre psychiatrische Versorgung beschlossen. König Max II. von Bayern überließ das Schloss Werneck der Kreisgemeinde Unterfranken für 155.000 Gulden, um darin eine Kreisirrenanstalt zu errichten. Sie wurde 1855 eröffnet. Ihr erster Direktor war Bernhard von Gudden; ihm folgte Max Hubrich (1837–1886), der wie von Gudden zu den Unterzeichnern eines die Regierungsunfähigkeit des bayerischen Königs bestätigenden Gutachtens gehörte.[1] Um 1900 hatte die Einrichtung etwa 800 Betten.[2][3][4]

Unter den Nationalsozialisten wurden 227 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Werneck zwangssterilisiert.[5] Vom 3. bis 6. Oktober 1940 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Werneck auf Anordnung des Würzburger Gauleiters Otto Hellmuth im Rahmen der Aktion T4 geräumt.[6][5] Dabei wurden 777 Patienten verlegt – die Zielangabe „Unbek. Anst.“ bedeutete jeweils die Ermordung des Patienten:[5][7]

1957 wurde die Klinik wieder als solche in Betrieb genommen.

Der Oberarzt Thomas Schmelter, der seit 1985 in der Klinik tätig ist, beschäftigt sich seit 1990 mit der Geschichte des Hauses im Dritten Reich. 2015 entdeckte man 600 Meldebögen im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden wieder, die Schmelter bei der Rekonstruktion der Patienten-Schicksale weiterhalfen.[7]

Ein Mahnmal, von Julian Walter gestaltet, wurde am 24. November 1996 der Öffentlichkeit übergeben.[8]

Das Krankenhaus hat heute 290 Betten. Der Funktionsbereich Akutpsychiatrie umfasst insgesamt 7 Stationen.

  • Mathias Lutz: Die Geschichte der Psychiatrie seit 1850: Die Anstalt in Werneck. München, 2014. ISBN 978-3656574330.
  • Thomas Schmelter: Die Heil- und Pflegeanstalt Werneck während der Zeit des Nationalsozialismus. 1995
  • Thomas Schmelter: Nationalsozialistische Psychiatrie in Bayern. Die Räumung der Heil- und Pflegeanstalten. Deutscher Wissenschaftsverlag, Baden-Baden, 2000. ISBN 978-3935176033.
  • Michael v. Cranach, Hans-Ludwig Siemen: Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945. Kapitel: Heil- und Pflegeanstalt Werneck.

Einzelnachweise

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  1. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 347 und 829.
  2. https://www.werneck.de/GeschichteKrankenhaus.html
  3. http://www.psychiatrie-werneck.de/ueberuns/historisches/2423.Geschichte.html
  4. Michael Cranach: Psychiatrie im Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-71742-6, S. 35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b c Christine Jeske: Das Schicksal der Patienten. In: Main-Post, 5. Mai 2015
  6. Mike Dütschke: „Zum Teil wie Vieh transportiert“. Auch aus der Psychiatrie in Werneck wurden in der Zeit des Nationalsozialismus Patienten in Tötungsanstalten verschickt. In: Schweinfurter Tagblatt, 13. Januar 2000
  7. a b Christine Jeske: Suche nach den ermordeten Patienten. In: Main-Post, 8. Juni 2017
  8. Bundeszentrale für politische Bildung: Erinnerungsorte - Detailseite | Themen. In: bpb.de. 23. Juni 2021, abgerufen am 13. Februar 2024.

Koordinaten: 49° 58′ 50,4″ N, 10° 6′ 3,7″ O