Heilig-Geist-Kirche (Schweinfurt)

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Heilig-Geist-Kirche in Schweinfurt

Die Heilig-Geist-Kirche in Schweinfurt ist die römisch-katholische Pfarrkirche der im Jahr 2017 errichteten gleichnamigen Stadtpfarrei.

Die Kirche steht anstelle eines Vorgängerbaus, der Spitalkirche zum Heiligen Geist, und ist der erste katholische Kirchenneubau Schweinfurts seit der Reformation. Die neuromanische Basilika wurde 1897 bis 1902 nach Plänen von Anton Leipold[1] erbaut. Sie gilt als Nachbau des Speyerer Doms, besitzt aber statt vier nur einen Turm. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Heilig-Geist-Kirche unbeschädigt.

Spitalkirche zum Heiligen Geist

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Spitalkirche am Spitaltor vor 1870
Spitalkirche am Spitaltor vor 1870
Abbruch der Spitalkirche 1896
Abbruch der Spitalkirche 1896

Die Spitalkirche zum Heiligen Geist stand an einem seit 1364 belegten Hospital Heilig Geist (auch: Bürgerspital). Später wurde daneben das nach ihm benannte (äußere) Spitaltor errichtet.

Die Spitalkirche wurde im Zweiten Markgrafenkrieg 1554 („Zweites Stadtverderben“) bis auf den Chor zerstört. Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie im gotischen Stil wieder aufgebaut.[2][3]

Die Reichsstadt Schweinfurt war seit der Reformation lutherisch. Eine katholische Gemeinde konnte sich erst in napoleonischer Zeit wieder etablieren. Sie bekam 1803 von der königlich bayerischen Regierung die Spitalkirche als Pfarrkirche zugewiesen. Für die Neuausstattung nach 1803 erwarb die katholische Gemeinde Kunstwerke aus säkularisierten Klosterkirchen der Region.

1896 wurde die Spitalkirche für einen Nachfolgebau abgerissen.

Heilig-Geist-Kirche

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Schultesstraße mit Turm der Heilig-Geist-Kirche

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen Industrialisierung und Zuzug die Gemeinde stark anwachsen. Nach langen Planungen und Grundstückssichtungen wurde der Abriss der alten Spitalkirche und ein großer Neubau an alter Stelle mit dem historischen Namen beschlossen. Die Arbeiten begannen 1897. Am 2. März 1902 war die Kirchweihe. Vom Glockenturm waren zu diesem Zeitpunkt nur vier Geschosse vorhanden. Erst 1911 wurde er nach Plänen von Jakob Angermair um weitere drei Geschosse bis zur heutigen Höhe von 56 m aufgestockt.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Heilig-Geist-Kirche unbeschädigt. In den Jahrzehnten danach entstanden auf dem Pfarreigebiet zahlreiche Tochtergemeinden. Eine historismuskritische Innenrenovierung von 1959 bis 1961 wurde später teilweise wieder rückgängig gemacht. 1974 wurde der Altarraum nach den Vorgaben der Liturgiereform neugestaltet.

Die Heilig-Geist-Kirche ist ein Nachbau einer romanischen Kathedrale als dreischiffige Basilika auf Kreuzgrundriss. Chor und Querhausarme schließen mit Rundapsiden.

Gegenüber dem großen Vorbild des Speyerer Doms wurde der Westriegel aus städtebaulichen Gründen nach Südosten ausgerichtet und somit wurde die Kirche um über 90° zur üblichen Ausrichtung gedreht. Wie in Speyer besitzt der jedoch kleinere „Westriegel“ eine Zwerggalerie und eine Fensterrosette. Der mächtige Rechteckturm hat Ähnlichkeiten mit den vier schlankeren Rechtecktürmen von Speyer. Er steht an Stelle des in Speyer auf den Westriegel aufgesetzten Oktogons, das in ähnlicher Gestalt auf die Vierung aufgesetzt wurde.

Auch der Aufbau des Mittelschiffs besitzt die Merkmale des Speyerer Doms.

Die Apsiden an den Querhausarmen der Heilig-Geist-Kirche mit ihren Zwerggalerien ähneln der Apsis der Kathedrale San Vigilio in Trient und auch wiederum der Vierungsturm.

Der übrige Bau ist mit Bogenfenstern, Bogenfriesen, Blendsäulen und Pilastern reich gegliedert. Die Tympana der drei Portale zeigen biblische Personen und Szenen, die zum Patrozinium der Kirche in Beziehung stehen. Sie sind Werke von Georg Wrba. Das Hauptportal stellt über der Statue von König David das Pfingstereignis dar, das südliche Nebenportal die Verkündigungsszene über der Statue des Jesaja, der die Geburt der Jungfrau ankündigt, und das Nordportal die Taufe Jesu über der Statue des Zacharias, des Vaters von Johannes dem Täufer. Der Glockenturm mit Zeltdach wird von einer Marienstatue bekrönt.

Eine neoromanische Kirche im Heimatschutzstil mit vier Türmen in der Anordnung von Speyer wurde in den 1930er Jahren 26 Kilometer weiter südlich mit der Klosterkirche Münsterschwarzach errichtet.

Eine historismuskritische Innenrenovierung von 1959 bis 1961 wurde später teilweise wieder rückgängig gemacht.

Die Ausstattung, darunter der Crucifixus über dem Altar von Heinrich Söller, stammt überwiegend aus den 1960er und 1970er Jahren. Die Hauptapsis wurde bei der letzten Renovierung wieder dem Originalzustand angenähert. Rechts und links der Mittelachse mit dem Tabernakel und einer Skulptur des segnenden Christus sind Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament und aus der Kirchengeschichte dargestellt.

Hauptorgel
Chororgel

Die Kirche verfügt über zwei Orgeln der Firma Steinmeyer (Oettingen). Die Hauptorgel mit 46 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1967 gebaut.[4] Ihr Spieltisch ist viermanualig angelegt. Von dort lässt sich auch die Chororgel anspielen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.

I Rückpositiv C–g3
1. Gedeckt 8′
2. Quintade 8′
3. Principal 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Flageolett 2′
6. Sifflöte 113
7. Carillon III 4′
8. Scharf IV 1′
9. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
10. Pommer 16′
11. Principal 8′
12. Gedeckt 8′
13. Gemshorn 8′
14. Octave 4′
15. Querflöte 4′
16. Octave 2′
17. Kornett IV–V
18. Mixtur IV 113
19. Zimbel III 12
20. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
21. Principal 8′
22. Rohrgedeckt 8′
23. Gambe 8′
24. Vox coelestis 8′
25. Principal 4′
26. Spitzflöte 4′
27. Nasat 223
28. Waldflöte 2′
29. Terz-None II 123
30. Plein-jeu V 2′
31. Fagott 16′
32. Oboe 8′
33. Trompete 4′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
34. Untersatz 32′
35. Principal 16′
36. Subbaß 16′
37. Octave 8′
38. Bartpfeife 8′
39. Quinte 513
40. Nachthorn 4′
41. Bauernpfeife 2′
42. Hintersatz VI 223
43. Posaune 16′
44. Trompete 8′
45. Klarine 4′
46. Cornett 2′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
  • Spielhilfen: 3 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen, 10.000fache Setzeranlage in 12 Blöcken

Die Chororgel mit 17 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1968 erbaut. 2010 erfolgte eine umfassende Renovierung mit Umbau durch Thomas Eichfelder. Das Instrument erhielt einen neuen Spieltisch und wurde umdisponiert. Es hat mechanische Spieltrakturen und elektro-pneumatische Registertrakturen. Beide Orgeln sind von beiden Spieltischen aus auf drei Manualen spielbar. Zudem lässt sich die Chororgel vom vierten Manual des Spieltisches der Hauptorgel aus anspielen.[4]

I Regalwerk C–g3
1. Regal 8′


II Hauptwerk C–g3
2. Praestant 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Principal 4′
5. Sesquialtera II 223
6. Octave 2′
7. Mixtur 113
III Schwellwerk C–g3
8. Gedeckt 8′
9. Salicional 8′
10. Hohlflöte 4′
11. Fugara 4′
12. Quinte 223
13. Blockflöte 2′
14. Oboe 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
15. Subbass 16′
16. Offenbass 8′
17. Choralbass 4′
18. Posaune 8′
  • Koppeln: II/II Sub, III/I, III/II, III/II Sub, III/III Sub, II/P, III/P
  • Erich Schneider: Schweinfurt: Katholische Stadtpfarrkirche Heilig Geist (= Kleiner Kunstführer. Nr. 219). Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-4188-3.
  • Erich Schneider, Uwe Müller (Hrsg.): Spurensuche 1806–2006 – 200 Jahre Pfarrei Heilig Geist, 200 Jahre Katholiken in Schweinfurt. Reimund Maier, Schweinfurt 2007, ISBN 978-3-926300-57-7.
  • Katholisches Pfarramt Heilig Geist (Hrsg.): 1902–2002. 100 Jahre Heilig-Geist-Kirche Schweinfurt – Gebaut aus lebendigen Steinen. Schweinfurt 2002.
Commons: Heilig-Geist-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anton Leipold (Memento vom 1. Juli 2013 im Internet Archive)
  2. mainpost.de: Kunstführer Heilig Geist, 24. April 2014. Abgerufen am 13. März 2021.
  3. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Spitalkirche. Abgerufen am 13. März 2021.
  4. a b Die Orgeln der Heilig-Geist-Kirche. Abgerufen am 1. September 2022.