Heimatlosenplatz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wald beim Heimatlosenplatz (2012)

Heimatlosenplatz war ein Gebiet von 63 Aren auf der Nordseite des Solothurner Kettenjuras in der Schweiz, das bis 1931 zu keinem der drei Anrainer-Gemeinden oder -Kantone gehörte. Der Streifen Land befand sich in steilem Gelände auf der Westseite des Tals des Bruggbachs zwischen den drei Gemeinden Kienberg (Kanton Solothurn) im Süden, Wittnau (Aargau) im Norden und Anwil (Basel-Landschaft) im Westen.[1][2] Das Dreieck hatte auf den Karten von 1877 und 1900 eine Länge (West–Ost) von 250 Metern und eine Breite von bis zu 40 Metern.[1]

Andere Namen lauteten «In der Freyheit» und «Vagantenplatz». Alle Bezeichnungen verweisen auf die vielen Menschen ohne Heimat, die dort immer wieder eine vorübergehende Zuflucht fanden.[1] Über das Gebiet sind verschiedene Berichte und Sagen überliefert oder verfasst worden.[3][4][5][6]

1822 versuchten die drei Gemeinden, den Heimatlosenplatz aufzuteilen, konnten sich aber nicht einigen.[1] Ein Vertrag zwischen den drei Kantonen vom 27. März 1931 teilte das Gebiet und legte die Grenze zwischen den Kantonen fest.[7] Der Vertrag wurde im August 1931 vom Bundesrat genehmigt.[8][9] Durch die Teilung entstand ein Dreikantonseck am Heimatlosenspitz Welt-Icon. Dort wurde 1931 der dreikantige Grenzstein Nr. 257 gesetzt.[10][11][1][12]

  • Michael Blatter: Der Heimatlosenplatz: staatenloses Land zwischen den Grenzen. In: Traverse. Band 14, 2007, S. 125–133 (mit Karte der Aufteilung).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e Christian von Arx: Die Heimatlosen – am Rand der Gemeinschaft. Der Heimatlosenplatz bei Anwil, Kienberg und Wittnau erinnert an einen bitteren Sozialkonflikt. In: Kirche heute, Römisch-Katholisches Pfarrblatt Region Olten. Band 44, Nr. 31/32, 29. Juli 2023, S. 1, 2, 19 (pfarrblatt-region-olten.ch [PDF; 1,9 MB; abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  2. Simon Morgenthaler: Heimatlosen-Phantasmagorie. bz, 6. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2023.
  3. Christian Rippmann: Tagebucheintrag vom 20. Juni 1838. (wittnau-einst.ch – Abschrift von Wilhelm Koch, 1864; Staatsarchiv Baselland).
  4. Traugott Fricker, Albin Müller: 152 Der Heimatlosenplätz. In: Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (Hrsg.): Sagen aus dem Fricktal (= Vom Jura zum Schwarzwald, Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz. Neue Folge, Jahrgänge 61/62, 1987/1988). 3. Auflage. 1987, S. 120–121.
  5. Irene Wegmann, Peter Rüegg: Die Elfe vom Heimatlosenplatz. (wittnau-einst.ch).
  6. Der Heimatlosenplatz. In: wittnau-einst.ch. Abgerufen am 7. Dezember 2023.
  7. Mira Güntert: Der «Heimatlosenplatz»: die Geschichte des Niemandsland zwischen drei Kantonen. Zwischen Wittnau, Anwil und Kienberg existierte jahrhundertelang ein rechtsfreier Raum – hausten dort gar Vaganten? In: Aargauer Zeitung. 21. Februar 2018 (aargauerzeitung.ch [abgerufen am 7. Dezember 2023] mit Kommentaren von Christoph Benz).
  8. Schweiz. Bundesrat: Beschlussprotokoll(-e) 25.08.-28.08.1931. In: Protokolle des Bundesrates. Band 329, 1931: „Dem Vertrage vom 27. März 1931 zwischen den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft und Aargau betreffend Regelung der Kantonsgrenzen zwischen den Einwohnergemeinden Kienberg, Anwil und Wittnau und der Aufteilung des sog. Heimatlosenplatzes wird die Genehmigung erteilt.“
  9. Michael Blatter: Der Heimatlosenplatz: staatenloses Land zwischen den Grenzen. In: Traverse. Band 14, 2007, S. 125–133 (mit Karte der Aufteilung).
  10. Der Heimatlosenplätz. In: 3sf.ch. Jermann, abgerufen am 7. Dezember 2023 (mit Koordinaten der Grenzsteine).
  11. Kurt Hasler: Die Schaffmatt, einst ein vielbeganger Jurapass. In: Oltner Neujahrsblätter. Band 56, 1998, S. 18–21, S. 21: „trägt die Nummer 275 A“
  12. Max Chanson: Die Schweiz vom Flugzeug aus. Ein neues Lehrmittel. In: Schweizerische Lehrerzeitung. Nr. 51/52, 18. Dezember 1980, S. 2103–2107, S. 2104: „Dreikantonestein“

Koordinaten: 47° 27′ 18,7″ N, 7° 57′ 24,5″ O; CH1903: 639076 / 256175