Heinrich Douvermann

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Sieben-Schmerzen-Altar der Kirche St. Nicolai in Kalkar, um 1520
Ährenkleidmaria oder Maria Immaculata in Birgden, gegen 1520

Heinrich Douvermann (auch Heinrich Douwermann, Henrik Douvermann, * möglicherweise um 1480 in Dinslaken; † 1543/1544 in Kalkar) war ein deutscher Holzschnitzer und zählt zu den bekanntesten niederrheinischen Künstlern seiner Epoche.

Die Quellenlage zu Leben und Werk des Bildschnitzers ist dürftig. Das Geburtsjahr, vor 1489, kann mit „um 1480“ nur annähernd aus seiner Gesellenzeit erschlossen werden und sein in vielen Veröffentlichungen genannter Geburtsort Dinslaken ist nur eine Vermutung aufgrund wenig belastbarer Indizien.[1] Vor 1506 verließ er, wohl als Geselle, die Werkstatt des Dries Holthuys[2] in Kleve, wo er wohl wie auch sein Konkurrent Henrik van Holt[3] (mit dem er in der älteren Literatur noch identifiziert wurde) bis zum gleichen Jahr ausgebildet worden war. Nach einer vermuteten Wanderzeit, über deren Ziele es verschiedene Vermutungen gibt (Ulm ?, Flandern ?, nördliche Niederlande ?) gründete er um 1510 in Kleve eine Werkstatt, heiratete und bleibt dort fünf Jahre lang nachweisbar, vor allem, weil die Akten von seinen erheblichen Schulden Zeugnis ablegen. So waren es wohl außerkünstlerische Gründe, derentwegen er Kleve verließ. Vielleicht schon 1515, sicher aber seit 1517 war er Bürger in Kalkar. Hier erhielt er 1518 den Auftrag zum 1522 geweihten Sieben-Schmerzen-Retabel der Kirche St. Nicolai, dem einzigen beglaubigten Werk, das eindeutig und in Gänze aus seiner Werkstatt stammt und die Grundlage für Zuschreibungen aller übrigen Werke seines OEuvres bildet.[4] Stilistische Spuren an Figuren dieses Altars deuten auf eine Mitarbeit des Arnt van Tricht.[5] 1543 oder 1544 muss Douvermann gestorben sein.

Douvermann gehört mit seinem Lehrer Dries Holthuis, seinem Altersgenossen Henrik van Holt und seinem Schüler Arnt van Tricht zu den bedeutendsten Persönlichkeiten unter den vorwiegend in Eichenholz arbeitenden Bildhauern, die am unteren linken Niederrhein zwischen Kleve, Kalkar und Xanten diese Kunstlandschaft am Übergang von der Spätgotik zu Renaissance geprägt haben und durch zahlreiche stilistische und werkbezogene Aspekte miteinander verknüpft werden können. Handwerkliche Virtuosität, aber auch künstlerische Qualitätsmerkmale wie die Mehransichtigkeit und Formenvielfalt seiner Figurenerfindungen sowie seine selbständige ikonographische Gestaltungskraft begründen Douvermanns Rang in diesem Umfeld.

Die einzelnen Werke

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Archivalische und stilkritische Forschungsarbeiten haben vor allem in den 1990er Jahren die Douvermann bis dato zugeschriebene Werkliste schrumpfen lassen.[6] Er gilt als „einer der großen Meister der holzsichtigen Skulptur“, ein Urteil, zu dem meist die Wurzel Jesse aus der Predella des Sieben-Schmerzen-Retabels illustrierend herangezogen wird, doch sind oder waren mindestens ebenso viele Schnitzwerke farbig gefasst.[7]

  • Barbara Rommé (Hrsg.): Gegen den Strom. Meisterwerke niederrheinischer Skulptur in Zeiten der Reformation 1500–1550, Ausstellungskatalog Suermondt-Museum Aachen, 1996, Berlin, Dietrich Reimer-Verlag, 1996, S. 19–25 und Kat. Nr. 1, 10, 11, 13–34, 61.
  • Barbara Rommé: Henrick Douwerman und die niederrheinische Bildschnitzkunst an der Wende zur Neuzeit. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1997. ISBN 3895342165. Dazu Rezension von Ulrich Schäfer in: Kunstchronik, 2000, S. 102–107.
  • Franz J. Nüss: Heinrich Douvermann. Ein spätgotischer Bildschnitzer am Niederrhein. Lange, Duisburg 1963, 1966 (2. Auflage), ISBN 3-8746-3025-0.
  • Rolf Hetsch: Die Altarwerke von Heinrich Douvermann. Ein Beitrag zur Geschichte der niederrheinischen Plastik. Triltsch, Würzburg 1937 (zugleich: München, Universität, Phil. Dissertation, vom 20. Juli 1937).
  • W. Goeltzner: Douvermann, Heinrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 225–227.
  • Hans Wille: Douvermann, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 90 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Rommé: Gegen den Strom, S. 23
  2. Zu Dries Holthuys: Reinhard Karrenbrock: Dries Holthuis und seine Werke aus Baumberger Sandstein. In: Rommé: Gegen den Strom, S. 79–96; Rommé: Gegen den Strom, S. 17–19; Holthuys, Dries. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 17: Heubel–Hubard. E. A. Seemann, Leipzig 1924, S. 406 (biblos.pk.edu.pl).
  3. Guido de Werd: Ein Meister im Schatten Henrik Douvermanns. Zum Werk des Kalkarer Bildhauers Henrik van Holt. in: Hans Peter Hilger (Hrsg.): Stadtpfarrkirche in Kalkar, Kleve 1990, S. 299–332; Rommé: Gegen den Strom, S. 25–27
  4. Rommé: Gegen den Strom, S. 24
  5. Rommé: Gegen den Strom, S. 27–32.
  6. So gelten heute die Büsten aus dem Hochaltar in der ehem. Stiftskirche in Xanten als Werk des Henrik van Holt (Guido de Werd: Ein Meister im Schatten Henrik Douvermanns. Zum Werk des Kalkarer Bildhauers Henrik van Holt. in: Hans Peter Hilger (Hrsg.): Stadtpfarrkirche in Kalkar, Kleve 1990, S. 299–332) und vom dortigen Marienaltar nur noch die Predella als eigenhändiges Werk Douvermanns. Das Dreifaltigkeitsretabel aus St. Nikolai Kalkar wird Arnd van Tricht zugeschrieben und die Predella im Kölner Schnütgen-Museum einem Nachfolger Douvermanns.
  7. Ausführlich zur Holzsichtigkeit bei Douvermann: Rommé, Gegen den Strom, S. 99–105
  8. Gegen den Strom, Ausstellungskatalog des Suermondt-Museums Aachen, 1996, Kat.-Nr. 29, S. 222–227.
  9. Rommé: Gegen den Strom, S. 30.