Heinrich Ferdinand Eckert

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Büste Heinrich Eckerts an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

Heinrich Ferdinand Eckert (* 3. Februar 1819 in Schwiebus; † 9. Dezember 1875 in Berlin) war ein deutscher Landmaschinenfabrikant. Er gilt neben Rudolph Sack als Vater des deutschen Pflugbaus.

Heinrich Eckert war das achte Kind des Tuchmachers Christoph Gottlob Eckert und dessen Frau Johanna Christina geb. Hertzberg. 1827 zog die Familie nach Konstantynów Łódzki in Kongresspolen, wo der Vater Arbeit in einer Weberei fand. Heinrich Eckert begann 1833 eine Lehre als Weber, brach diese aber ab und wurde Lehrling in der Schlosserei Stenzel in Łódź. Er kehrte nach Schwiebus zurück und schloss die Lehre bei seinem Onkel, dem Schlosser Wilke, ab. 1838 erhielt er den Gesellenbrief, und zwei Jahre später ging er nach Berlin. Hier arbeitete Eckert in verschiedenen Schlossereien und erwarb 1846 das Meister- und Bürgerrecht. Er richtete seine erste Werkstatt in einem Kellergeschoss der Elisabethstraße 41 ein, zog aber schon ein Jahr später in die Landsberger Straße 55.

Entscheidend für Eckerts Entwicklung zum Landmaschinenfabrikanten war die Begegnung mit Johann Pistorius, der ihn beauftragte, einige aus England und Amerika bezogene Pflüge an die Bodenverhältnisse in der Mark Brandenburg anzupassen. 1848 entwickelte Heinrich Eckert den „Eckertschen Schwingpflug“, der Elemente des Ruchadlo – eines böhmischen Sturzpflugs – und des amerikanischen Schwingpflugs vereinte und für die sandigen Böden Norddeutschlands hervorragend geeignet war. Der Erfolg des Modells erlaubte es Eckert, bereits 1849 in der Kleinen Frankfurter Straße Nummer 1 die erste deutsche Pflugfabrik mit Massenfertigung zu errichten, in der er 250 Arbeiter beschäftigte. In den Jahren bis 1860 entwickelte er insgesamt 20 verschiedene Pflugtypen, die bis nach Südrussland und Südafrika exportiert wurden und mit den bis dahin vorherrschenden englischen Modellen erfolgreich konkurrierten. Schon 1850 erweiterte Eckert seine Produktpalette um Futterzubereitungsmaschinen, und – nachdem er 1851 die Weltausstellung in London besucht hatte, um sich Anregungen für weitere Produkte zu holen – ab 1853 auch um Dresch- und Sämaschinen, Kornreinigungsmaschinen und Drainröhrenpressen.

Die Nachfrage nach den Eckertschen Landmaschinen nahm weiter zu, so dass er 1856 den Grundstein für die Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen und Eisengießerei von H. F. Eckert legen konnte. Zwei Jahre später kam eine eigene Gießerei hinzu. 1860 wandte er sich dem Wagenbau zu. Seine Fabrik, die nun Eisengießerei und landwirthschaft. Maschinen-Bauanstalt hieß,[1] produzierte auch Militärfahrzeuge für den Deutschen Krieg von 1866, belieferte die Oberpostdirektion mit Postwagen und die Stadtverwaltung mit Straßenreinigungsmaschinen. Eckert baute nun auch Dampfmaschinen, Dampfkessel, Drill- und Hackmaschinen sowie Lokomobile. Obwohl die Firma jährlich 15.000 Pflüge produzierte, war der Umsatz mit Eisenkonstruktionen, etwa für den Görlitzer Bahnhof, noch deutlich höher. Das Betriebsgelände wurde durch Zukäufe mehrfach erweitert.

Straßenkehrmaschine der Aktiengesellschaft H. F. Eckert um 1880

Ab 1871 wurden die Fabrikanlagen auf dem Eckertsberg westlich vom späteren Baltenplatz (heute Bersarinplatz) errichtet, an dem Eckert dann in seiner Villa zwischen heutiger Rigaer Straße und Weidenweg lebte.[2] Im Jahr 1871 überführte Eckert auch sein Unternehmen in eine Actiengesellschaft und nannte es AG für den Bau landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte und für Wagenfabrikation H. F. Eckert, er wurde deren Generaldirektor. Das Aktienkapital von 600.000 Talern stockte Eckert im Jahr 1873 noch einmal um 200.000 Taler auf. Eckert selbst besaß Aktien im Wert von 150.000 Taler. Obwohl den Aktionären eine Dividende von zehn Prozent in Aussicht gestellt worden war, fiel diese 1874 aus. Der Aktienkurs hatte sich innerhalb von drei Jahren halbiert.[3][4] Eckert gab die Leitung des Unternehmens ab und wechselte in den Aufsichtsrat. Er wandte sich nun Bauprojekten zu, kaufte Land östlich von Berlin an der späteren Rigaer Straße und gab den Bau von vier Arbeiterwohnhäusern in Auftrag, deren Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte. Er starb 56-jährig am 9. Dezember 1875 und wurde auf dem Alten Georgen-Friedhof beigesetzt. Sein Unternehmen erlebte um die Jahrhundertwende am neuen Standort in Friedrichsberg in der Frankfurter Chaussee 162–165 (seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Berlin-Lichtenberg, Frankfurter Allee 136–141) mit 1200 Arbeitern seine Blütezeit und bestand noch bis zum Beginn der 1940er Jahre.

Eckerts Ehefrau Emilie war bereits 1864 verstorben. Von seinen 13 Kindern überlebten ihn nur fünf.

Im Berliner Ortsteil Friedrichshain ist eine Straße nach Heinrich Ferdinand Eckert benannt.

  • Gustav FischerEckert, Heinrich Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 291 (Digitalisat).
  • Erhard Bergt: Heinrich Ferdinand Eckert und seine Werke für Landmaschinen. In: Interessengemeinschaft Heimatgeschichte an der Kiezspinne FAS e.V. (Hrsg.): Eine Meile bis Berlin, 2013; Nachdruck in: Unsere VORWÄRTS 52 (PDF; 2,87 MB), 1913, S. 6–8; 53 (PDF; 3,71 MB), 2014, S. 6.
  • Erhard Bergt: Ein Gründervater des industriellen Pflugbaus. Die Landmaschinenfabrik H. F. Eckert in Berlin. In: Der Goldene Pflug 37, 2015, S. 4–9.
  • Hans-Heinrich Müller: Die Produktion landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen in Berlin während der industriellen Revolution. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1/1988, S. 67–81 (Digitalisat).
  • Friedrich Steinhardt: Heinrich Ferdinand Eckert. Ein Lebensbild des ersten deutschen Pflugkonstrukteurs aus Anlass des 75jährigen Bestehens der Eckertwerke am 1. Oktober 1921. Parey, Berlin 1921.
  • Mehrbändiges Werk: Katalog der Actien-Gesellschaft H. F. Eckert Berlin-Friedrichsberg, 1904, in der ZLB Berlin vorhanden. Dazu in der Startseite „VÖBB“ anklicken und in das Suchfenster „Eckert, Heinrich Ferdinand“ eingeben.

Einzelnachweise

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  1. Eckert, H. F. > Eisengießerei und landwirthschaftl. Maschinen-Bauanstalt. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1870, 1, S. 148.
  2. Willi Gensch, Hans Liesigk, Hans Michaelis (Bearbeiter): Der Berliner Osten. Berliner Handelsdruckerei, Berlin 1930, S. 308–311.
  3. Otto Glagau: Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Deutschland (PDF; 24,3 MB). Paul Frohberg, Leipzig 1877.
  4. J. Neumann, E. Freystadt (Hrsg.): Jahrbuch der Berliner Börse. Ein Nachschlagebuch fur Bankiers und Kapitalisten. Mittler, Berlin 1885, S. 354.