Heinrich Oraeus
Heinrich Oraeus, eigentlich Maul [vgl. lateinisch "os", "Mund", "Maul"] (* 4. Mai 1584 in Assenheim; † 17. Juli 1646 in Hanau[1]) war ein deutscher reformierter Theologe und Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heinrich Maul wurde als Sohn eines Schulmeisters geboren.[2] Dem Studium in Straßburg und Frankfurt (Oder) schloss sich 1602/03 ein Aufenthalt in Italien an. Ab 1603 arbeitete er ebenfalls als Schulmeister, erst in Assenheim, dann in Laubach. 1607 trat er vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis über, womit er eine Schulmeisterstelle in Dorheim, in der reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg, antreten konnte. Ab 1610 hatte er in der Grafschaft Hanau-Münzenberg nacheinander eine Reihe von Pfarrstellen inne:[3]
- 1610–1612: Roßdorf
- 1612–1616: Kesselstadt
- 1616–1617: Bruchköbel
- 1617–1639: Nauheim
- 1639–1646: Konsistorialrat, also leitender Kirchenbeamter, der Landeskirche der Grafschaft Hanau-Münzenberg und Pfarrer an der Marienkirche in Hanau. Heinrich Oraeus war dreimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe gingen acht Töchter hervor. Die beiden folgenden Ehen blieben kinderlos.[4] Er starb bei einer Epidemie, die infolge der desolaten Lage in der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs in Hanau ausgebrochen war.[5]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als der Dreißigjährige Krieg 1635 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und die Wetterau mit voller Wucht traf, flüchtete er zunächst nach Frankfurt am Main. Hier verfasste er im Auftrag von Matthäus Merian den 3. Band des Theatrum Europaeum unter dem Pseudonym Johannes de Hyperius.[6] Oraeus veröffentlichte neben Leichenpredigten lateinischsprachige religiöse Dichtungen, aber auch polemische Schriften gegen das Papsttum sowie ein historisch wertvolles Namensverzeichnis von Theologen:
- Nomenclator Praecipuorum Iam Inde A Nato Christo Ecclesiae Doctorum, Scriptorum, Professorum, Metropolitarum, Archiepiscoporum, Episcoporum, Cardinalium, Antistitum, Praesulum ... Haeresiarcharum & Haereticorum, &c. – Hanoviae: Aubrii, 1619
Ein Werkverzeichnis ist abgedruckt bei Strieder[7] (siehe: Literatur).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Aschkewitz: Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau („Hanauer Union“) bis 1986, Teil 1 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 33. Marburg 1984, S. 9f.
- Reinhard Breymayer: "Gnomon typusque vitae Christianae". Zum emblematischen Hintergrund des "Gnomon"-Begriffs bei Heinrich Oraeus (1584–1646) und bei Johann Albrecht Bengel (1687–1752). In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte. Band 88 (1988). Festschrift für Gerhard Schäfer. Hrsg. von Martin Brecht. Stuttgart [1989], S. 289–323.
- Erhard Bus: Die Zeit der Verheerung – Der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach der Schlacht bei Nördlingen, 1634–1648. In: Hanauer Geschichtsverein: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung = Hanauer Geschichtsblätter 45 (2011), ISBN 978-3-935395-15-9, S. 197–226 (204).
- Friedrich Wilhelm Cuno: Oraeus, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 408 f.
- Peter Gbiorczyk: Heinrich Oraeus (1584–1646). Auf der Suche nach Wahrheit und Frieden. Hanauischer reformierter Pfarrer und Inspektor, Historiograph des „Theatrum Europaeum“ von Matthäus Merian. Shaker, Düren 2022. ISBN 978-3-8440-8708-6[Anm. 1]
- Eckhardt Riescher: Pfarrer in höchster Not – Die Wetterau zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Geschichtswerkstatt Büdingen 2014, ISBN 978-3-939454-78-6.
- Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage einer hessischen Gelehrten[-] und Schriftsteller-Geschichte. Seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. Band 10 (Na-Pfaff). Cassel 1795 (Volltext in der Google-Buchsuche). ND = Veröffentlichungen aus der Geschichte der althessischen „Landschaft an der Werra“, Band 29. Göttingen 1987, S. 143–150.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rezensionen dazu:
• Holger Gräf. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 73, Marburg 2023, S. 293.
• André Griemert. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte. Hanau 2023, S. 286–290.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gbiorczyk, S. 117.
- ↑ Aschkewitz, S. 9.
- ↑ Aschkewitz, S. 9.
- ↑ Aschkewitz, S. 9.
- ↑ Bus, S. 226.
- ↑ Aschkewitz, S. 9.
- ↑ Strieder, S. 145–150.
Personendaten | |
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NAME | Oraeus, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Oraeus, Henrich; Oraeus, Henricus; Hyperiis, Johannes de (Pseudonym); Rhonaeus, Ericus (Pseudonym); Rhonaeus, Erycus (Pseudonym); Assenheim, Heinrich O. (Pseudonym); Assenheim, Henricus O. (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher reformierter Theologe und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. Mai 1584 |
GEBURTSORT | Assenheim (Niddatal) |
STERBEDATUM | 19. Juli 1646 |
STERBEORT | Hanau |